Autos raus, Fußgänger rein So soll sich die Innenstadt Hannovers verändern
In Hannover soll sich einiges ändern: Autos sollen zum Großteil aus der Innenstadt verbannt werden, Fußgänger mehr Raum erhalten. Das sind die Pläne.
Das Zentrum von Hannover soll nahezu autofrei werden. Dafür hat die Stadt nun ein Mobilitätskonzept vorgelegt. "Autofrei heißt: Es ist kein Auto zu viel in der Stadt", sagte Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne). Parkplätze im öffentlichen Raum sollen demnach weichen, wer in der Innenstadt wohnt, kann den privaten Stellplatz aber per Auto erreichen, Taxi- und Lieferverkehr dürfen ebenfalls rollen. Alle anderen Autos werden vom Cityring auf direktem Weg in die Parkhäuser geleitet, dafür soll mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer entstehen. Bis 2030 will die Stadtverwaltung das Konzept umsetzen.
Es sieht als ersten Schritt vor, den Bereich zwischen Friedrichswall, Schiffgraben, Hauptbahnhof, Kurt-Schumacher-Straße und Steintor verkehrlich umzuorganisieren und neu zu gestalten. Auch für die Lange Laube sind Pläne ausgearbeitet: Diese Fahrradstraße soll künftig ohne Autos funktionieren. An den Orten in der Innenstadt, wo sie dann noch fahren dürfen, wird Tempo 20 oder 30 angestrebt.
Mehr Platz für Fußgänger und Fahrradfahrer
Künftig soll es mehr Platz zum Flanieren und für den Aufenthalt geben. Mehr Fahrradwege und -stellplätze sollen geschaffen, Lücken im Radwegenetz der Stadt geschlossen werden.
Das Konzept soll laut Oberbürgermeister Onay Vorteile und Lösungen für Geschäftsleute bieten, aber auch für Bewohner und alle, die zum Shoppen, Feiern oder für Kulturveranstaltungen in die City kommen. "Wir arbeiten intensiv an der Transformation der Stadt in Verbindung mit der erforderlichen Mobilitätswende", sagte er. Damit werde in der Innenstadt begonnen. "Wir stärken das Zentrum als resilienten Einzelhandels- und Wirtschaftsstandort – attraktive Aufenthaltsräume bekommt man im Onlinehandel nicht."
Autofreie Innenstadt: Das ist in Hannover konkret geplant
Folgende Änderungen in der Innenstadt sieht das Mobilitätkonzept vor:
- Die beiden Tunnel neben dem Hauptbahnhof sollen für den motorisierten Verkehr gesperrt werden. Der Posttunnel soll von Bahnreisenden auch zum Umstieg genutzt werden können. Mit dem Auto kann der Bahnhofsvorplatz weiterhin über die Joachimstraße und die Kurt-Schumacher-Straße erreicht werden. Welche Veränderungen im Hauptbahnhof geplant sind, lesen Sie hier.
- Am Steintor soll die Verkehrsführung verändert werden: Die Münzstraße soll künftig für den motorisierten Individualverkehr nicht mehr befahrbar sein. Zudem soll die Radverkehrsachse vom Cityradring in die Lange Laube hinein deutlich gestärkt werden.
- Die Lange Laube soll zur echten Fahrradstraße umgestaltet werden. Nur noch Anlieger können dann mit ihren Autos zu den Grundstücken kommen, ansonsten wird die Lange Laube mit dem Auto zwar querbar, aber nicht mehr befahrbar sein. Die Parkplätze dort werden entfernt.
- Die Karmarschstraße soll auf ganzer Länge für Fußgänger querbar sein. Zusätzliche Außengastronomiebereiche sind zum Beispiel beim Historischen Rathaus und der Markthalle geplant.
- Auch aus der Altstadt soll der Autoverkehr so weit wie möglich verbannt werden. Burgstraße, Goldener Winkel und Schmiedestraße in dem noch ausstehenden Bauabschnitt vor der Marktkirche sollen künftig nicht mehr für Autos durchfahrbar sein.
- Die zentrale Achse vom Kröpcke über die Georgstraße und die Straße am Georgsplatz bis zum Aegidientorplatz soll nur noch vom ÖPNV, Fuß- und Radverkehr zu nutzen sein. Die Parkhäuser an der Oper und Luisenstraße bleiben über die Theaterstraße erreichbar.
- Die Flächen rund um die Aegidienkirche werden verkehrsberuhigt und erhalten einen platzähnlichen Charakter.
- Rund um das Kulturdreieck soll der motorisierte Individualverkehr nahezu komplett verschwinden. Die großen Kultureinrichtungen erhalten Flächen für dauerhafte oder temporäre Aktionen. Auf der Prinzenstraße sind ein nachhaltiges Regenwasser-Management, ein Aufenthaltsangebot sowie Baumreihen geplant.
- Die Schillerstraße soll für ihre Funktion als Cityradring umgestaltet werden. Die Zufahrt zur Galeria-Tiefgarage bleibt erhalten, aber der momentane "Rückseitencharakter" der Straße soll verschwinden.
Schon Mitte 2024 soll mit den ersten Bauarbeiten begonnen werden. Zunächst wird laut Stadt voraussichtlich die Schillerstraße umgestaltet. Die Vision einer autofreien Innenstadt war im Wahlkampf des Grünen-Politikers Onay um das Amt des Oberbürgermeisters ein wichtiges Thema.
- presse.hannover-stadt.de: Mitteilung der Stadt Hannover vom 19. September 2023
- Beschlussdrucksache: Mitte neu denken – das Innenstadtkonzept 2035: Leitprojekt 4 – "Integriertes Mobilitätskonzept" für die Innenstadt
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa