Möglicher Geheimnisverrat in Hannover Hat die Favoritin der Grünen im Rathaus geschummelt?
Eine Bewerberin für das Amt der Gleichstellungsbeauftragten in Hannover hat besonders gut vorbereitet gewirkt. Gab es möglicherweise Unregelmäßigkeiten?
Bei der Suche nach einer neuen Gleichstellungsbeauftragten für das Rathaus in Hannover hat sich eine Kandidatin ganz besonders ausgezeichnet: Auf jede einzelne Frage soll die Frau im Bewerbungsgespräch besonders gut vorbereitet gewirkt haben. Viel zu gut offenbar, um wahr zu sein.
Der Verdacht bestehe, heißt es vonseiten der Stadt Hannover, dass mindestens eine Kandidatin den standardisierten Fragebogen bereits kannte und sich Antworten im Vorhinein überlegt habe. Das berichten "Bild" und die "Hannoversche Allgemeine Zeitung" (HAZ) übereinstimmend.
Bei der besonders gut vorbereiteten Bewerberin soll es sich um die Favoritin der Grünen-Fraktion gehandelt haben, berichtet "Bild" zusätzlich. Zudem verfügen die Grünen im Rathaus über das Vorschlagsrecht der Kandidatinnen.
Lag ein Verstoß gegen Gleichbehandlung vor?
Nun hat Personaldezernent Prof. Lars Baumann (Grüne) das Bewerbungsverfahren gestoppt. Die Stellensuche soll demnach völlig neu beginnen. Die Besetzung verzögert sich dadurch erheblich – und die Stelle bleibt damit zunächst unbesetzt.
Bereits im Juli stieg Hannovers Gleichstellungsbeauftragte Friederike Kämpfe aus ihrem Amt aus. Ein Nachfolger sollte bis zum 1. August gefunden sein. "Wir müssen uns unter den gegebenen Bedingungen auf eine längere Vakanz einstellen", sagt Stadtsprecher Felix Weiper der "HAZ".
Lahmgelegt sei die Arbeit der Stadtverwaltung aber nicht, so Weiper weiter. Die Gleichstellungsbeauftragte habe schließlich mehrere Stellvertreterinnen. Ob einzelne Bewerberinnen tatsächlich gemogelt haben, könne die Stadt jedoch nicht eindeutig beweisen. "In der Gesamteinschätzung besteht jedoch das Risiko, dass ein Verstoß gegen den allgemeinen Gleichbehandlungsgrundsatz vorliegen könnte", sagt Weiper.
Alle Bewerber können sich neu bewerben
Wie die "HAZ" weiter berichtet, ist dieser Vorfall nicht der erste seiner Art in Hannover: Die achtköpfige Auswahlkommission besteht aus Vertretern der Verwaltung und Ratspolitikern. Daher sei es möglich, dass ein Fragebogen durchsickert ist, sagt ein Mitarbeiter des Rathauses.
Die Kommission hatte zehn bis zwölf Fragen zur Stellenanforderungen und beruflichen Qualifikationen vorbereitet. Die Fragen wurden von jedem Mitglied vorgelesen und jede Bewerberin musste sie beantworten.
Wie die t-online erfahren hat, können sich alle bereits beworbenen Kandidatinnen erneut bewerben – auch jene, denen Schummel-Vorwürfe gemacht wurden. Eine entsprechende Entscheidung wurde offenbar getroffen.
- haz.de: "Verdacht auf Mogelei: Stadt Hannover stoppt Postenvergabe für Gleichstellungsbeauftragte"
- bild.de: "Posten-Skandal um Rathaus-Job"