JVA Hannover: Häftlinge sammeln Pfand für sterbenskranke Kinder

Pfandflaschen für Palliativstation

Häftlinge in Hannover sammeln für sterbenskranke Kinder

Häftlinge der Justizvollzugsanstalt Hannover sammeln Leergut und spenden das Geld für einen guten Zweck. Wie kam es zu der Aktion?

Zu einer ungewöhnlichen Kampagne für einen guten Zweck haben sich Häftlinge der Justizvollzugsanstalt (JVA) Hannover zusammengeschlossen. Sie sammelten in den vergangenen drei Monaten Leergut und werden das Geld der Palliativstation der Medizinischen Hochschule (MHH) für sterbenskranke Kinder spenden. 660 Euro sind bisher zusammengekommen, der Anstaltsbeirat gab aktuell 110 Euro dazu.

"Das ist atemberaubend", sagt Häftling Alexander A., dem die Idee beim Blick in den Hof mit den zahllosen Pfandflaschen kam. Als Erstes schrieb er einen Brief an die MHH, ob sie Spenden entgegennimmt. "Es geht um Kinder, es kann ja jeden treffen", betont er.

Zusammen mit Anstaltssprecher Peter Landgraf wurde ein Plakat entworfen, um die Mitinsassen zu motivieren. Nicht alle trauten dem Vorschlag. "Manche sprechen kein Deutsch", erklärt Alexander A. die Vorbehalte.

Häftlinge bauen Pfand-Logistik auf

Nach und nach ließen sich viele überzeugen. "So viele Leute, die hier nur ein Taschengeld haben, machten mit", erzählt der 39-Jährige, "damit habe ich niemals gerechnet". Er selbst hat zwei Kinder und sitzt wegen Drogendelikten ein. Dutzende Säcke brachte Landgraf zum Leergutautomaten im Supermarkt, etwa 1.800 Flaschen hat er gezählt.

Wie die "Hannoversche Allgemeine" (HAZ) berichtet, hätten die Häftlinge in den vergangenen drei Monaten eine regelrechte Pfandlogistik aufgebaut: Freiwillige Teilnehmer der Aktion brächten ihr Leergut zum Sportplatz. Selbst Angestellte hätten mitgemacht.

Wird die Aktion verlängert?

Anstaltsleiter Matthias Bormann nennt es eine "selbstlose Aktion": "Das ist absolut lobenswert. Viele Gefangene haben selbst Kinder, das verbindet sie." Und so ganz einfach sei das Abgeben von Pfandgut für die Inhaftierten auch nicht.

Jeder bekomme pro Tag für die geleistete Arbeit zwölf Euro. "Da sind 25 Cent für eine abgegebene Flasche schon bares Geld." Zumal der Anstaltsshop auch teurer ist als ein Supermarkt außerhalb der Mauern.

Bormann stimmte sofort zu. 95 Prozent der Spenden kamen von Häftlingen, der Rest von Angestellten. "Das ist auch nicht selbstverständlich, dass Bedienstete mitmachen", sagt Alexander A. Zuvor hatte die "Hannoversche Allgemeine" darüber berichtet.

Die Aktion läuft noch bis Anfang Februar. Alexander A. denke laut "HAZ" aber darüber nach, einfach weiterzumachen.