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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Newsblog zum Prozess am Landgericht Hannover 96 darf Martin Kind nicht rauswerfen
Vor dem Landgericht ging es um Kinds Zukunft beim Klub. Bereits am Dienstag ist die Entscheidung gefallen. Alle Entwicklungen im Newsblog.
Der Stammverein (e.V.) von Hannover 96 darf Investoren-Boss Martin Kind nicht vor die Tür setzen. Das entschied das Landgericht Hannover am Dienstag im Hauptsachverfahren. Seit Kind 2019 die Macht im e.V. verloren hatte, herrschte Burgfrieden zwischen den Parteien. Doch Ende Juli setzten die Vereinsverantwortlichen den 78-Jährigen vor die Tür. Kind klagte sich per einstweiliger Verfügung zurück. Im einstweiligen Verfügungsverfahren und auch im Hauptsachverfahren vor dem Landgericht Hannover bekam der 78-Jährige nun Recht.
Prozessauftakt am Dienstag
14.19 Uhr: Wie geht es jetzt weiter? Mit der Entscheidung ist klar, dass der e.V. gegenüber der Investorengruppe nicht mehr weisungsbefugt ist – und die 50+1-Regel faktisch bei Hannover 96 nicht mehr greift. Nun müsste eigentlich die DFL aktiv werden, wie sie bereits im Vorfeld angekündigt hat.
14.06 Uhr: "Im Namen des Volkes", verliest Schulze das Urteil und entscheidet, dass die Entlassung von Martin Kind als Geschäftsführer der Hannover 96 Management GmbH "nichtig ist".
14.05 Uhr: Richter Schulze setzt die Verhandlung fort. Das Publikum wartet angespannt auf die Urteilsverkündung.
13.56 Uhr: Der Gerichtsaal füllt sich allmählich wieder. Vor dem Gebäude besprechen die Anwälte des e.V. sich noch Nestler. Auch die Richter sind noch nicht eingetroffen.
13.12 Uhr: Wie stehen die Zeichen, wie wirkt der Richter? Schwierig zu sagen. Auch die Zuschauer sprechen sich verhalten aus. Manche sagen 50-50, andere 60-40 zugunsten von Kind.
12.31 Uhr: Richter Schulze unterbricht für die Mittagspause. Gegen 14 Uhr geht es hier weiter. "Vielleicht aber auch etwas später", sagt Schulze.
12.27 Uhr: Die kurze Pause ist schon vorbei. Richter Schulze erklärt, dass voraussichtlich heute eine Entscheidung fallen soll. Wann das aber ist, sei noch unklar. "Jedenfalls nicht vor 14 Uhr."
12.20 Uhr: Richter Schulze unterbricht die Verhandlung für eine Beratung mit den beisitzenden Richter. Wie es genau weitergeht, steht in wenigen Minuten fest.
12.17 Uhr: Jetzt fragt Richter Schulze nochmal nach der Struktur bei Hannover 96. Welche Mannschaften sind eigentlich alle bei der DFL für Relevanz? Nestler erklärt ihm, dass auch die Frauenteams von Hannover 96, die Jugend- und Amateurteams aber auch das Nachwuchsleistungszentrum von der DFL zum Teil gefördert werden oder dort aufgegangen sind. Dies sei aber von Fall zu Fall unterschiedlich. Man merkt Nestler die Anspannung an.
12.10 Uhr: Das Verfahren wirkt festgefahren. Richter Schulze erklärt, man wolle gleich unterbrechen, um abzuwägen, ob man bereits am Dienstag eine Entscheidung trifft.
12.05 Uhr: Jetzt die Kind-Seite: Der Verein soll ebenfalls in zwei Fällen gegen den "Hannover Vertrag" verstoßen haben. Die e.V. weist das zurück, kontert erneut mit einzelnen Passagen der bereits bekannten 102 Vorwürfe gegen Kind.
11.51 Uhr: Nestler mit einer Wortmeldung, warum DFL-Schriftsätze von Anfang Oktober an die KGaA nicht an den Verein weitergereicht worden sind. Die Kind-Seite begründet dies mit Fristen und deutet auf zu viel Nähe zwischen DFL-Prokurist Jürgen Paepke hatte. Richter Schulze unterbricht die streitenden Parteien, verweist darauf, dass die DFL im Rechtsstreit nicht unbedingt von Bedeutung sei.
11.46 Uhr: Richter Schulze betrachtet den Schriftsatz mit den 102 Vorwürfen als unproblematisch. "Es geht dem Beklagten nicht um eine bestimmte Zahl an Rüge-Fällen, sondern um ein Gesamtbild".
11.42 Uhr: Kann eine Güte-Vereinbarung gefunden werden? Die Anwälte der Kind-Seite kämpfen noch mit der Technik. Sie wollen eine vernünftige Lösung finden. Im Rechtsstreit wollen sie jedoch eine richterliche Entscheidung. Nach der Erklärung der Kind-Vertreter erübrigt sich das auch für die Kind-Seite. Grund sei der späte Eingang eines Schriftsatzes mit 102 Vorwürfen. Diese seien "aufgebauscht", mit Doppel-Nullen" aufgefüllt. Das sei reine Stimmungsmasche, so die Kläger.
11.39 Uhr: Zu Beginn erklärt Richter Schulze, dass es sich heute auch um eine Güteverhandlung handelt. "Eine Güteverhandlung ist dringend geboten, weil die Parteien für Hannover 96 eine Lösung finden müssen, damit geklärt ist, wie es mit Hannover 96 weitergeht."
11.33 Uhr: Richter Peter Carsten Schulze eröffnet die Verhandlung.
9.50 Uhr: Am Dienstag wird im Saal 127 die Sache Kind gegen die Hannover 96 Management GmbH mündlich verhandelt. t-online berichtet über die neuesten Entwicklungen im Prozess. Für den Rechtsstreit sind mehrere Termine anberaumt. Los geht es um 11.30 Uhr.
Was steht im DFL-Schreiben?
Wie "Bild" zuvor berichtete, geht es in dem Schreiben von Jürgen Paepke, Direktor Recht bei der DFL, offenbar um die Einhaltung der 50+1-Regel bei Hannover 96. Demnach hätte sich Kind an die Weisung des e.V. zu halten. Dies müsse Paepke zufolge uneingeschränkt gelten. Andernfalls wäre bei Hannover 96 die "50+1-Regel deutlich infrage gestellt", zitiert das Blatt Paepke, der auch auf die wesentliche Voraussetzung dieser Regel für die Spiellizenz für den Profibetrieb hinweist.
Worum geht es beim 96-Streit?
In jüngst bekannt gewordenen Vorwürfen heißt es, Kind habe in 102 Fällen gegen e.V.-Weisungen verstoßen. Es geht unter anderem um 500.000 Euro für die Verpflichtung von 96-Trainer Leitl. Auch die Verpflichtung der Nachwuchstrainer Stendel und Lottner sollen am Verein vorbeigeschoben worden sein, obwohl es eindeutige Spielregeln gebe. Darüber hinaus sollen vertraglich vereinbarte Fördersummen in vielen Fällen verspätet geleistet worden sein.
Zudem hätte der 96-Boss private Spenden von Hannover-96-Spielern (u. a. Weltmeister Zieler) ohne Absprache mit vertraglich zugesicherten Förderungen verrechnet. Um welche Vorwürfe es genau geht, lesen Sie hier.
Was, wenn Kind vor Gericht gewinnt?
Gewinnt Martin Kind den Prozess vor dem Landgericht, hätte Hannover 96 voraussichtlich gegen die Einhaltung der 50+1-Regeln der DFL verstoßen und müsste sanktioniert werden. In jedem Fall kündigte Paepke laut "Bild"-Bericht an, die Verträge und Strukturen bei 96 "auf die Einhaltung der 50+1-Regel überprüfen und ggf. Änderungen des Gesellschaftsvertrages einfordern" zu wollen. Das bedeutet, dass sich die DFL umgehend einschalten müsste und die aktuelle Machtverteilung bei Hannover 96 zugunsten des e.V. umkrempeln würde – also eigentlich eine Niederlage für Martin Kind, trotz Sieg vor Gericht.
Doch dann könnte Kind gegen die 50+1-Regel insgesamt vorgehen. Der Prozess würde aber voraussichtlich Jahre dauern und über mehrere Instanzen gehen.
Was, wenn Kind vor Gericht verliert?
Verliert Kind das Verfahren, wäre er als Geschäftsführer der "Hannover 96 Management GmbH" abgesetzt und verlöre damit die Geschäftsführung über die Spielbetriebsgesellschaft "Hannover 96 GmbH & Co. KGaA" – der Profimannschaft von 96, die aber weiterhin im Besitz der 96-Investorengruppe um Martin Kind ist.
Macht hätte Kind in der Spielbetriebsgesellschaft der Profimannschaft dann aber keine mehr. Kind könnte natürlich in Berufung gehen und in der nächsten Instanz ein Urteil fordern. Dass die DFL trotzdem das Weisungsrecht bei den "Roten" zur neuen Saison intensiver als bisher überprüfen wird, gilt dennoch als sehr wahrscheinlich.
Wem gehört was bei Hannover 96?
Die komplexen Firmenstrukturen bei Hannover 96 suchen deutschlandweit ihresgleichen. Hinter Hannover 96 stecken verschiedene Firmen, die den Verein wie einen Kuchen nach verschiedenen Funktionen aufgeteilt haben. Vor allem geht es um ein komplexes Machtsystem, das auch durch einen jahrelangen Rechtsstreit um die 50+1-Regelung zum Ausdruck gebracht wurde.
Hannover 96 besteht aus fünf Gesellschaften mit unterschiedlichen Funktionen. Das sind der Stammverein "Hannoverscher Sportverein von 1896 e. V.", das Profiunternehmen "Hannover 96 GmbH & Co. KGaA", die "Hannover 96 Management GmbH", die "Hannover 96 Sales & Service GmbH & Co. KG" sowie die "Hannover 96 Arena GmbH & Co. KG". Wie der 96-Kuchen insgesamt verteilt ist, lesen Sie hier.
Wann ist mit einem Urteil zu rechnen?
Üblicherweise gehen Verhandlungen in Hauptsachverfahren über mehrere Termine, können sich gar über Monate erstrecken. Theoretisch ist es aber auch möglich, dass bereits am Dienstag ein Urteil fällt. Das gilt jedoch als unwahrscheinlich.
- landgericht-hannover.niedersachsen.de: "Kind gegen Hannover 96 Management GmbH"
- Telefonat mit Hannover e.V.
- bild.de: "So setzt die DFL Kind unter Druck"
- Eigene Recherche