Verwicklung von Sender-Chefin NDR reagiert auf Vetternwirtschaft-Vorwürfe
Die Krise beim RBB beschäftigt nun auch einen anderen Sender: Nach einem Bericht über fragwürdige Verträge beim NDR kündigt der sensibleres Handeln an.
Unter dem Eindruck der Vorwürfe der Vetternwirtschaft beim RBB will der Norddeutsche Rundfunk (NDR) seine Auftragsvergabe künftig sensibler behandeln. Vor allem dann, wenn die potenziell Beauftragten persönliche Beziehungen zu Sendermitarbeitern haben, wie der öffentlich-rechtliche ARD-Sender mitteilte.
Hintergrund ist ein "Bild"-Bericht, demzufolge sich der NDR für seinen Radiosender in Niedersachsen, NDR Niedersachsen 1, einen festangestellten Musik-Chef, Henry Gross leistet – und zusätzlich auf Beraterbasis Dieter Petereit. Er ist demnach der Lebensgefährte von Sabine Rossbach, der derzeitigen Direktorin des NDR Landesfunkhauses Hamburg. Der NDR hatte zunächst gegenüber "Bild" keine Interessenskonflikte gesehen.
Am Mittwoch ergänzte der Sender gegenüber der Deutschen Presse-Agentur: "Das NDR Compliance Board wird nun prüfen, ob die bisherigen Regelungen noch ausreichen."
NDR: Beauftragung von Angehörigen soll weiter möglich sein
Die Beauftragung von Angehörigen von NDR-Mitarbeitenden solle jedoch grundsätzlich möglich bleiben, wenn es dafür inhaltlich und fachlich nachvollziehbare und gut dokumentierte Gründe gebe: "Noch mehr Transparenz ja, Berufsverbot nein."
Der NDR betonte bezüglich Petereit, das Engagement des Beraters sei gemäß der Compliance-Regelungen rechtmäßig und zulässig gewesen. Die Geschäftsbeziehung sei nicht über die Direktorin vermittelt worden. Die persönliche Beziehung sei im Sender bekannt gewesen.
Zugleich hieß es: Auch wenn der Fall zulässig gewesen sei, werde der NDR "die Handhabung bei solchen Beauftragungen in Zukunft vor dem Hintergrund der Geschehnisse beim RBB noch sensibler behandeln, vor allem wenn es persönliche Beziehungen zu Mitgliedern der Geschäftsleitung gibt."
Wie am 25. Oktober 2022 bekannt wurde, entlastet ein Bericht der unabhängigen Anti-Korruptionsbeauftragten Sabine Rossbach. Es konnten keinerlei Korruptionstatbestände durch Handeln oder Unterlassen festgestellt werden, teilte der NDR mit. Rossbach habe allerdings 2012 in einem Fall gegen die Dienstanweisung zum Schutz vor Korruption verstoßen. Die Ergebnisse einer weiteren Untersuchung stehen zudem noch aus.
- Nachrichtenagentur dpa
- Eigene Recherche