Hamburg Immobilienpreise in und um Hamburg steigen stark
Die Preise für Einfamilienhäuser und Wohnungen in Hamburg und Umgebung sind im vergangenen Jahr so stark gestiegen wie seit Jahrzehnten nicht. Eine flächendeckende Steigerung von durchschnittlich bis zu 21 Prozent habe sie seit 30 Jahren nicht gesehen, sagte Ulrike Stüdemann vom Hamburger Forschungsinstitut F + B Forschung und Beratung für Wohnen, Immobilien und Umwelt am Mittwoch bei der Präsentation des LBS-Immobilienmarktatlas Hamburg und Umland 2022. Und eine Besserung ist für Käufer vorerst nicht in Sicht: Denn selbst wenn die Kaufpreise sinken würden, würde die Ersparnis gleich wieder durch höhere Kreditzinsen, höhere Baukosten oder etwa höhere Grunderwerbsteuern aufgefressen.
Die LBS Bausparkasse Schleswig-Holstein-Hamburg hat für ihren Atlas rund 11 200 Immobilienangebote auswerten lassen. Vorstandschef Jens Grelle sagte, obwohl das etwa 1000 weniger als im Jahr zuvor seien, gehe er von einem gleichbleibenden Angebot aus, da viele Häuser und Wohnungen wegen der hohen Nachfrage inzwischen privat veräußert würden und gar nicht mehr auf den freien Markt kämen. Es reiche, das Objekt einmal im Internet zu zeigen, "dann überbieten sich die Interessenten darin, die Kaufpreiswünsche des Immobilieneigentümers zu erfüllen", sagte Grelle.
Das Ergebnis: In Hamburg verteuerten sich gebrauchte Häuser seit Jahresbeginn 2021 im Schnitt um 18,5 Prozent, Neubauten um 15,3 Prozent. Die teuersten Bestandsimmobilien wurden dabei im Stadtteil Harvestehude mit durchschnittlich fast 14 500 Euro pro Quadratmeter angeboten. Am günstigsten war es südlich der Elbe in Finkenwerder mit knapp 3400 Euro pro Quadratmeter.
Bestandswohnungen kosteten 11,9 Prozent mehr, Neubauwohnungen durchschnittlich 13 Prozent. In gefragten Innenstadtlagen und Stadtteilen im Grünen verteuerten sich Bestandsimmobilien um bis zu 51 Prozent, Neubauten sogar um bis zu 58 Prozent. Spitzenreiter bei den Eigentumswohnungen war den Angaben zufolge erneut die Hafencity, wo durchschnittlich fast 12 500 Euro pro Quadratmeter verlangt wurden. Am günstigsten mit rund 3950 Euro pro Quadratmeter war es in Marmstorf.
Noch drastischer sind dem Immobilienatlas zufolge die Steigerungen im Umland. Dort stiegen die Preise für gebrauchte Häuser im Vergleich zum Vorjahr im Schnitt um 21,2 Prozent, neue Häuser verteuerten sich im Mittel um 19,3 Prozent. Bei Bestands- und Neubauwohnungen lag das Plus bei 19,7 beziehungsweise 20,0 Prozent. Grund hierfür sei unter anderem der sogenannte Überlaufeffekt, sagte Grelle. Dabei weichen Immobilieninteressenten wegen der hohen Preise in Hamburg auf das Umland aus.
In Hamburg geben inzwischen 39 Prozent der Mieterinnen und Mieter mindestens die Hälfte ihres Einkommens für die Miete aus, wie LBS-Vorstandsmitglied Birgitta Göttelmann sagte. Entsprechend groß sei der Wunsch vieler Mieter, in einem Eigenheim oder einer Eigentumswohnung zu leben - und zwar unter anderem gerne im Grünen, mit Garten und in Gebäuden mit einem niedrigeren Energieverbrauch. Hinzu komme der pandemiebedingte und in etlichen Bereichen verstetigte Wechsel vom Büro ins Homeoffice, der viele auch Immobilien im Umland ins Auge fassen lasse.
Denn "die teuersten zehn Umlandwohnorte liegen weiter deutlich unter dem Preisniveau von Hamburg", sagte Göttelmann. So ließen sich bei einem gebrauchten Einfamilienhaus mit 120 Quadratmetern Wohnfläche im Umland im Vergleich zu Hamburg bis zu 38 Prozent sparen, bei einem Neubau bis zu 32 Prozent. Beispielsweise sei ein bestehendes Einfamilienhaus in Norderstedt oder Henstedt-Ulzburg im Vergleich zu einem Objekt in der Hamburger Stadtrandlage Langenhorn bis zu 140 000 Euro günstiger, beim Neubau seien es sogar bis zu 218 000 Euro.
Göttelmann geht davon aus, dass sich die Zusammensetzung der Preise verändern dürften. Grund hierfür seien unter anderem steigende Zinsen, höhere Umwelt- und Modernisierungsauflagen oder strengere Finanzierungsregeln mit höheren Eigenkapitalquoten für die Käufer. So wies Grelle darauf hin, dass bei einer Kreditsumme von 350 000 Euro ein Zinsanstieg von nur 1,5 Prozent bereits zusätzliche Kosten in Höhe von 52 000 Euro bedeute.