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Neues Wahrzeichen für Hamburg – Eröffnung noch unklar


Hochbunker wird grün
Neues Wahrzeichen für Hamburg – Eröffnung noch unklar

Von dpa, lka

Aktualisiert am 05.02.2022Lesedauer: 4 Min.
Grünes Wahrzeichen: Die Visualisierung zeigt den geplanten Dachaufbau und Garten auf dem Hochbunker am Heiligengeistfeld.Vergrößern des BildesGrünes Wahrzeichen: Die Visualisierung zeigt den geplanten Dachaufbau und Garten auf dem Hochbunker am Heiligengeistfeld. (Quelle: Planungsbüro Bunker/Matzen Immobilien/dpa)

Konkurrenz für die Elbphilharmonie? In Hamburg entsteht ein neues, imposantes Wahrzeichen. Doch wann der grüne Hochbunker fertig wird, ist derzeit noch nicht sicher.

Im Zweiten Weltkrieg standen auf dem Dach des grauen Hochbunkers im Herzen Hamburgs vier Flugabwehrkanonen. Eine in jede Himmelsrichtung. Heute zeugen noch die rostigen Verankerungen in den Geschütztürmen von den Waffen.

Drumherum wird seit fast drei Jahren gebaut. Um fünf pyramidenartige Etagen aufgestockt und großflächig bepflanzt, soll der denkmalgeschützte Betonbau im Stadtteil St. Pauli zum nächsten Wahrzeichen der Hansestadt werden. Bis die ersten Besucher vom 58 Meter hohen Dachgarten über Hamburg blicken können, werden aber noch Monate vergehen.

Hochbunker in Hamburg wird teurer als geplant – Fertigstellung verzögert sich

"Vor zwei Monaten wurde die oberste Decke betoniert, damit ist der Rohbau fast fertig. Aktuell wird am Innenausbau gearbeitet", erklärt Projektsprecher Frank Schulze auf der Baustelle. Im Laufe des Jahres wolle man fertig sein. "Wann genau, lässt sich derzeit noch nicht abschätzen." Das Bautempo hänge stark von unbeeinflussbaren Faktoren wie der anhaltenden Baustoffknappheit ab. Ursprünglich war das Ende der Arbeiten für 2021 angepeilt worden. Coronabedingte Probleme und Lieferengpässe hätten aber für Verzögerungen gesorgt.

Die Bunker-Umgestaltung sorgt seit Jahren für Aufsehen – und das auch über die Grenzen der Hansestadt hinaus. So berichteten unter anderem die "New York Times" oder der Nachrichtensender CNN über das Projekt. Das hat gute Gründe: Der Hamburger Bauherr Matzen Immobilien, für den Schulze spricht, will den Klotz in der Nähe des Millerntor-Stadions in einen neuen Erholungsraum verwandeln. Dafür gibt er mittlerweile mindestens 60 Millionen Euro aus – 35 Millionen mehr, als geplant. Ausgaben, die durch die Vermietung refinanziert werden sollen.

7.000 Quadratmeter Parkfläche auf dem Dach

Seit Baubeginn hat sich das Äußere des Bunkers ständig verändert. In den kommenden Monaten soll aus dem steingrauen dann ein grüner Bunker werden. Auf dem Dach des Aufbaus entsteht ein mehr als 7.000 Quadratmeter großer, öffentlicher Park. Der Ausblick von dort oben ist imposant. Fernsehturm, Hafen, Elbphilharmonie und Michel – künftige Besucher müssen sich dafür nur einmal um die eigene Achse drehen.

Im Inneren der terrassenförmigen Aufstockung geht es ebenfalls voran. Dort entsteht derzeit eine Halle, die nach dem Widerstandskämpfer und Hitler-Attentäter Georg Elser benannt ist. Sie bietet Platz für bis zu 2.200 Menschen. Tagsüber soll sie für Schulsport genutzt werden, abends und an Wochenenden sind Kulturveranstaltungen wie Konzert und Lesungen geplant. Zudem sollen dort ein Hotel mit 136 Zimmern, Räume für Kunst und Kultur sowie eine Bar und ein Restaurant unterkommen.

Bunker ursprünglich von Zwangsarbeitern errichtet

Ursprünglich sollte die Hochbunkeranlage Hamburg im Zweiten Weltkrieg vor Bombern der Alliierten schützen. "Wegen mehrerer Luftangriffe auf Berlin und andere Städte im norddeutschen Raum war die NS-Führung ab Herbst 1940 in einer gewissen Panik", erläutert Christoph Strupp von der Hamburger Forschungsstelle für Zeitgeschichte. Daher seien neben zahllosen kleineren Bunkern in Berlin, Wien und Hamburg acht solche Flaktürme errichtet worden. Der Bunker an der Feldstraße wurde ab April 1942 unter dem Einsatz von Zwangsarbeitern gebaut. Nach etwa 300 Tagen sei die Anlage mit einer Grundfläche von 75 mal 75 Metern und einer Höhe von 38 Metern einsatzbereit gewesen.

Große Bomberflotten habe der Bunker zwar nicht abhalten können, sagt Strupp. Er diente aber auch dem Schutz der Bevölkerung. "Der Turm war für 18.000 Menschen ausgelegt. Bei Fliegeralarm haben dort aber noch mehr Schutz gesucht." Der Hochbunker habe zudem eine psychologische Funktion erfüllt: "Er erinnert an mittelalterliche Wehranlagen – und das war auch gewollt. Die Nazis wollten der Bevölkerung das Gefühl vermitteln, auch schwerste Luftangriffe überstehen zu können."

Gebäude bietet Platz für Wohnungen und Firmen

Nach dem Krieg kamen im Bunker an der Feldstraße etwa Wohnungen, Firmen und Lagerräume unter – eine Entwicklung, die sich bis in die Gegenwart fortsetzt. Zu den heutigen Mietern gehören etwa ein Musikclub und zahlreiche Medienunternehmen.

Für viele Akteure ist die Aufstockung ein landschaftsarchitektonisches und städtebauliches Vorzeigeprojekt. Es gibt aber auch kritische Stimmen aus Politik und Gesellschaft: Die Gegner beanstanden, dass der grüne Bunker-Aufbau der reinen Eventisierung und Kommerzialisierung eines Ortes mit dunkler Geschichte diene. Zudem hatten sich Bestandsmieter öffentlich über die Arbeiten beschwert. Auch eine Klage gegen die Baugenehmigung hatte es gegeben – aber ohne Erfolg.

Kritiker: Denkmalcharakter könnte verloren gehen

Historiker Strupp befürchtet, dass der Denkmalcharakter der Anlage verloren geht. "Die Anlage bedrückt natürlich. Allein durch die monumentale Größe kann man einen ganz anderen Bezug zum Zweiten Weltkrieg aufbauen", sagt er. Und das werde durch die Aufbauten in Frage gestellt.

Urte Ußling vom Verein Hilldegarden sieht darin keinen Widerspruch. Sie gibt zu bedenken: "Hat die Ergänzung eines begrünten Aufbaus und dessen gärtnerische Nutzung nicht eher etwas zutiefst Befriedendes?" Der Denkmalcharakter des Bunkers werde durch das Projekt erst hervorgehoben. Der Verein aus der direkten Nachbarschaft verantwortet auch den Erinnerungs- und Informationsort, der über die Entstehungsgeschichte des Bunkers, die Schicksale von Zwangsarbeitern sowie den Bombenkrieg in Hamburg aufklären soll.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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