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Hagen: So schön war das Schnurlos Festival


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Umsonst und draußen
So schön war das Schnurlos Festival in Hagen

Von Jan Eckhoff

21.08.2019Lesedauer: 4 Min.
Der Bismarckturm in Hagen ist zum Festival geöffnet: Von hier kann man den Blick über Hagen und bis ins Ruhrgebiet schweifen lassen.Vergrößern des Bildes
Der Bismarckturm in Hagen ist zum Festival geöffnet: Von hier kann man den Blick über Hagen und bis ins Ruhrgebiet schweifen lassen. (Quelle: Jan Eckhoff)
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Seit vier Jahren gibt es in Hagen ein neues alternatives Musikfestival. Umsonst und draußen fand am vergangenen Wochenende wieder das Schnurlos Festival statt und lockte auf die grünen Höhen oberhalb der Stadtmitte.

Der Fußweg zum Schnurlos Festival, das an diesem Wochenende in Hagen stattfand, ist mühsam, weil dafür der 266 Meter hohe Goldberg erklommen werden muss. Doch wer einmal an der großen Wiese unterhalb des Bismarckturms – einem 24 Meter hohen Aussichtsturm – angekommen ist, wurde mit einem Blick auf das Gelände für die Strapazen entlohnt.

Einer derjenigen, die den Weg gerne auf sich nehmen, ist Martin Romberg. "Wir campen hier jetzt bereits im zweiten Jahr", erzählt der 38-Jährige. "Ich wäre zwar durch den Wald in kürzester Zeit bei mir zu Hause in Haspe, aber das Festivalgelände ist doch total gemütlich."

Und der selbstständige Grafiker weiß, wovon er redet, besucht er doch seit vielen Jahren die großen Festivals quer durch Deutschland. "Man wird nicht jünger. Auf dem Hurricane haben wir dieses Jahr sogar auf dem Luxuscampingplatz gezeltet, aber beim Schnurlos Festival ist die Atmosphäre einfach viel entspannter."

Entspannte Atmosphäre

Und entspannt ist es wirklich. Die Lautstärke ist moderat, Getränke und Essen sind erschwinglich. Auch der Bismarckturm ist geöffnet und lädt zum Weitblick über große Teile Hagens ein. Dazu gibt es an zwei Tagen ein musikalisches Programm quer durch die verschiedensten Stilrichtungen. Diese musikalische Spannweite wirkt auf viele Besucher oft zunächst etwas verwirrend, weil der Name des Events auf ein Unplugged-Konzert schließen lässt.

Doch auf der Bühne stehen ganz normale, elektrisch verstärkte Instrumente – wenn auch vielleicht mit etwas weniger Leistung als in Clubs oder bei großen Festivals. Veranstalter Stefan Otto betont auf Nachfrage daher auch noch einmal: "'Schnurlos' bedeutet lediglich, dass wir den Strom für die Bühne aus Akkus einer Hagener Firma beziehen."

Auch Mitorganisator Maik Schumacher ist zufrieden und zieht im Interview eine positive Bilanz von drei Tagen Festival.

t-online.de: Das diesjährige Schnurlos Festival ist vorbei. Was zieht ihr als Veranstaltende für eine Bilanz?

Maik Schumacher: Es könnte einen Tick mehr sein, aber grundsätzlich sind wir sehr zufrieden. Wir schätzen, dass am Freitagabend insgesamt 600 Leute gleichzeitig auf dem Gelände waren, aber insgesamt waren es deutlich mehr. Viele kommen nur für einen kurzen Besuch oder ein paar Stunden und bleiben nicht den ganzen Tag. Der Samstag war dann aufgrund der schlechten Wetterprognose etwas weniger gut besucht.

Das Festival kostet keinen Eintritt, die Preise sind moderat. Wie finanziert ihr euch und wie sieht das Ergebnis unter dem Strich aus? Bleibt noch Gewinn übrig?

Unser Ziel ist es, am Ende eine schwarze Null zu schreiben, also die Kosten zu decken. Das ist uns auch wieder gelungen. Ohne die ehrenamtliche Arbeit von insgesamt etwa 40 bis 50 Leuten wäre das aber nicht möglich. Die leisten insgesamt vor Ort über 300 Arbeitsstunden, dazu kommen noch Auf- und Abbau sowie die ganze Planung. Kosten haben wir insbesondere durch den Sanitäts- und Sicherheitsdienst, verschiedene gebührenpflichtige Genehmigungen und die Gagen der Bands. Insgesamt ist es ein niedriger fünfstelliger Betrag.

In den ersten beiden Jahren wurde das Festival noch durch eine größere Förderung der Kreativ.Quartiere Ruhr unterstützt, seit 2018 finanzieren wir uns aber vor allem durch den Getränkeverkauf sowie Spenden und Sponsoring. Eine kleinere Förderung von Seiten der Stadt hilft uns, die Kosten zu decken. Etwas ärgerlich ist, dass uns in diesem Jahr zwei Scheinwerfer im Wert von 300 Euro geklaut wurden. Die waren nur geliehen und wir müssen sie jetzt ersetzen.

Was ist die größte Herausforderung bei der Organisation eines solchen Festivals mitten in der Natur?

Wir wissen schon im Vorfeld, wo wir was beantragen müssen und welche Auflagen auf uns zukommen, beispielsweise bis wann Livemusik gemacht werden darf oder wo an der Straße eine Sperrstelle einzurichten ist. Anfangs war es sehr schwer, einen Termin zu finden, der keine Brutzeiten stört oder mit anderen Veranstaltungen in der Stadt in Konflikt gerät. Aber auch das hat sich mittlerweile eingespielt. Die größte Herausforderung ist eigentlich noch immer die Einteilung der Schichten der ehrenamtlich Helfenden vor Ort und die bange Frage: Sind genug Leute da, damit das Bier fließt?


Auch in Anbetracht der Lage des Festivals mitten im Hagener Stadtwald: Habt ihr besondere Ansprüche an den Umweltschutz?

Die meisten Leute kommen zu unserem Festival zu Fuß, da eine Anreise mit dem Pkw nur schwer möglich ist. Darüber hinaus arbeiten wir wo immer möglich mit minimalem Materialeinsatz. Beim Catering verwenden wir vor allem Biolebensmittel. Und auch die Toiletten sind umweltfreundlich. Da es in unserer Region leider keinen Anbieter für Bioklos gibt, haben wir sie sogar selbst gebaut.

Plant ihr für nächstes Jahr wieder ein Schnurlos Festival?

Aktuell ist noch nichts entschieden, aber die Motivation ist hoch. Von unseren Gästen und auch den Bands bekommen wir viele positive Rückmeldungen und es gibt auch so einige Ideen für eine Erweiterung des Programms. Aber dafür wären weitere ehrenamtliche Helferinnen und Helfer in Planung und Umsetzung nötig. Wer mitmachen möchte, ist gerne eingeladen.

Verwendete Quellen
  • Besuch und Gespräche vor Ort
  • Gespräch mit Maik Schumacher
  • Eigene Beobachtungen
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