Frankfurt am Main IG Metall: Mitglieder erwarten "robuste" Entgelterhöhung
Bei der Tarifrunde für die Metall- und Elektroindustrie (M+E) im kommenden Jahr erwarten die Mitglieder der IG Metall eine "robuste Entgelterhöhung". Diese Einschätzung äußerte der Chef des Gewerkschaftsbezirks Mitte, Jörg Köhlinger, in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. "Wir haben zwei Tarifrunden ohne Tabellenerhöhung hinter uns, in denen es während der Corona-Krise vor allem um die Sicherung von Beschäftigung gegangen ist. Wir haben dort Konstrukte gewählt, nach denen Entgelt auch in freie Zeit umgewandelt werden konnte, und damit einen Beitrag zur Stabilisierung geleistet."
Der aktuelle Tarifvertrag für die rund 3,8 Millionen M+E- Beschäftigten läuft bundesweit Ende September 2022 aus, vier Wochen später sind erste Warnstreiks möglich. Die IG Metall will ihre Forderung im Laufe des Monats Juni festzurren. Dazu gibt es ein komplexes Verfahren zwischen den bezirklichen Tarifkommissionen und dem Gewerkschaftsvorstand in Frankfurt. Der Bezirk Mitte umfasst die Länder Hessen, Thüringen, Rheinland-Pfalz und Saarland. Auch in anderen Branchen wie Stahl oder KfZ-Handwerk stehen 2022 Tarifverhandlungen an.
Es sei noch zu früh, sich auf die Höhe der Forderung festzulegen, meinte Köhlinger auch angesichts der aktuell erhöhten Inflationsrate. Gewisse Einmaleffekte würden wegfallen und man müsse die konjunkturelle Entwicklung abwarten, die nach seiner Einschätzung in der zweiten Jahreshälfte deutlich anziehen werde, sagte der Gewerkschafter. "Die Mitglieder erwarten mehr Geld und ganz sicher, dass es nicht zu Reallohnverlusten kommt." Heißt: Ein Abschluss müsste mindestens über der laufenden Teuerung liegen.
Köhlinger sieht in den vier Bundesländern rund 280.000 Arbeitsplätze durch den von Digitalisierung und Dekarbonisierung getriebenen Umbau der Metall- und Elektroindustrie betroffen. Er fordert eine engere Zusammenarbeit mit Wirtschaft und Politik in sogenannten Transformationsnetzwerken. "Die Unternehmen sollen sagen, welche Produkte sie mit welchen Beschäftigten in fünf oder zehn Jahren herstellen wollen. Und welche Qualifikationen dafür notwendig sind", sagte Köhlinger. Am weitesten sei man bislang im Saarland, wo man noch in diesem Jahr die Förderzusage des Bundes für ein Transformationsnetzwerk erwarte.
Die Beschäftigten sollten möglichst in den bestehenden Betrieben für kommende Aufgaben qualifiert werden, verlangte der Gewerkschafter. Im Trend lägen Elektroberufe und Software-Qualifikationen. Insgesamt bestehe bei Autoherstellern wie Zulieferern ein riesiger Qualifikationsbedarf, der umgehend angegangen werden müsse.
Ein weiterer gewerkschaftlicher Schwerpunkt sind bis Ende Mai 2022 die Betriebsratswahlen. Im Bezirk Mitte zählt die IG Metall in ihrem Organisationsbereich 1542 Betriebsratsgremien mit zusammen mehr als 11.000 Mitgliedern. In ganz vielen Betrieben seien schon geeignete Kandidaten aufgestellt worden, wobei sich ein deutlicher Generationswechsel abzeichne, sagte Köhlinger. Rechte Gruppierungen spielten im betrieblichen Alltag an keiner Stelle eine Rolle.