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Kriminalität in Frankfurt: Gewalt nimmt zu – insgesamt weniger Straftaten


Kriminalstatistik 2024
Polizei: Weniger Straftaten, aber mehr Gewalt


20.03.2025 - 16:26 UhrLesedauer: 4 Min.
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Polizei am Frankfurter Hauptbahnhof (Archivbild): Die Behörde hat ihre Statistik für das vergangene Jahr präsentiert. (Quelle: imago)
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Die Kriminalität in Frankfurt ist 2024 gesunken. Doch Mord, Körperverletzung und häusliche Gewalt nehmen zu. Was die Polizei dazu sagt.

Die Zahl der verzeichneten Straftaten in Frankfurt ist im Jahr 2024 leicht gesunken. Insgesamt registrierte die Polizei 113.267 Straftaten – das sind 1,5 Prozent weniger als 2023. Polizeipräsident Stefan Müller sagte am Donnerstag (20. März), Frankfurt sei und bleibe eine sichere Stadt. Zwei von drei Straftaten werden laut dem Polizeichef aufgeklärt.

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Doch die Statistik zeigt auch besorgniserregende Trends: Die Gewaltkriminalität in der Stadt nimmt zu. Die bekannt gewordenen Fälle von häuslicher Gewalt bleiben auf hohem Niveau.

Das Wichtigste aus der Kriminalstatistik im Überblick:

Mehr Gewalttaten

Im vergangenen Jahr sind 17 Menschen in Frankfurt Opfer von Mord oder Totschlag geworden (Vorjahr: 8). Das ist die höchste Anzahl der vergangenen zehn Jahre. 2024 wurden laut Polizei insgesamt 120 Fälle von Straftaten gegen das Leben registriert, worunter auch versuchte und fahrlässige Tötung fallen – auch das ist ein Höchstwert innerhalb von zehn Jahren. 2023 waren es noch 63 solcher Fälle. Insbesondere die Zahl fahrlässiger Tötungen stieg mit 44 (Vorjahr: 8) an. Ein Großteil davon waren laut Polizei medizinische Behandlungsfehler.

Den Anstieg der versuchten Tötungen erklärte Viktor Lekic, Leiter der Kriminaldirektion, mit Unterschieden bei der Einordnung von Straftaten: Beispielsweise zählten die Ermittler Messerangriffe, die in den vergangenen Jahren eher noch als gefährliche Körperverletzung eingestuft wurden, nun häufiger als versuchte Tötung. Zudem verzeichnete die Polizei mehr Fälle von Körperverletzungen (plus 1.005) und Bedrohungen (plus 572). Polizeipräsident Müller sagte: "Es geht robuster in der Stadt zu."

Häusliche Gewalt auf hohem Niveau

Die Zahl der bekannt gewordenen Fälle häuslicher Gewalt liegt weiterhin auf einem hohen Niveau – insgesamt 2.060 Fälle verzeichnet die Polizei (Vorjahr 2.055). Vier von fünf Opfern sind Frauen; einen Großteil der Straftaten machten Körperverletzungen (71 Prozent) aus.

Lekic, Chef der Kriminaldirektion, sagte dazu: "Wenn ich Freitagnachmittag mein Büro verlasse und es am Montagmorgen wieder betrete, liegen zwischen 20 bis 30 neue Fälle häuslicher Gewalt auf meinem Schreibtisch." Manchmal seien es auch 40.

Die bekannt gewordenen Fälle von Straftaten in Beziehungen sind aber nur ein Bruchteil der Gesamtfälle: Die Dunkelziffer liegt laut Schätzungen der Beamten bei 75 bis 98 Prozent der Fälle von häuslicher Gewalt. Lekic erklärt die hohe Fallzahl mit einem Anstieg der Anzeigen. Das Vertrauen in die Polizei sei gewachsen. Zudem verwies Lekic auf die Arbeit von Hilfseinrichtungen. Dort können Opfer Unterstützung erhalten, bevor sie den Schritt wagen, zur Polizei zu gehen.

Cannabislegalisierung wirkt sich aus

Die Teillegalisierung von Cannabis, die seit April 2024 gilt, hatte logischerweise einen Rückgang der Fälle von angezeigtem Cannabisbesitz zur Folge (minus 2.431 Fälle). Der Drogenhandel auf der Straße ist im vergangenen Jahr um 32 Prozent zurückgegangen. Das liegt laut Polizei vor allem an der neuen Cannabis-Gesetzgebung: Viele Fälle, die früher als Straftaten galten, werden nun nicht mehr oder milder bestraft.

Polizeipräsident Stefan Müller sagte, von der Polizei werde erwartet, dass sie den Drogenhandel auf der Straße mit einem scharfen Schwert bekämpfe. Dass nun auch Dealer mit größeren Mengen Cannabis nicht in Haft genommen werden können, kommentiert der Polizeichef so: "In dem Bereich gibt man uns einen abgebrochenen Zahnstocher in die Hand."

Das hat sich im Bahnhofsviertel getan

Die Polizei hat im Frankfurter Bahnhofsviertel 2024 mehr als 1.300 Straftaten registriert und 566 Tatverdächtige festgenommen, darunter 202 per Haftbefehl Gesuchte. Besonders beim Straßenraub gab es einen Rückgang um 28,9 Prozent. Die Polizei führt das auf verstärkte Kontrollen, Videoüberwachung und gezielte Razzien zurück. Trotz mehr Kontrollen ist die Zahl der Dealer-Delikte im Bahnhofsbereich zurückgegangen.

Die Polizei kündigte ein weiterhin hartes Vorgehen gegen Drogenhändler auf den Straßen des Bahnhofsviertels an. So sei jüngst eine jamaikanische Dealerbande durch eine Razzia und Aufenthaltsverbote aus dem Viertel vertrieben worden. Eine nordafrikanische Crack-Dealerbande sei aus der Taunusstraße gedrängt worden. Zur Frage, ob dies das Problem nur in andere Teile der Stadt verlagere, sagte Polizeipräsident Müller, die jamaikanische Gruppe halte sich an das Aufenthaltsverbot und verkaufe aktuell keine Drogen. Die Crack-Dealergruppe sei derweil weiterhin an anderem Ort im Bahnhofsviertel aktiv, die Polizei gehe "taktisch" gegen sie vor.

Allein durch die Waffenverbotszone seien 72 Messer und 18 weitere gefährliche Gegenstände, darunter Schlagringe und Macheten, sichergestellt worden. Ein Schwerpunkt bleibt der Drogenhandel: Seit Herbst beschlagnahmte die Polizei erhebliche Mengen an Crack und Heroin sowie 116.000 Euro Bargeld.

  • Lesen Sie hier mehr zu den Plänen der Landesregierung im Bahnhofsviertel.

Polizei will mehr Kameras

Die erweiterte Videoüberwachung (Schwerpunkte Bahnhofsviertel, Hauptwache und Konstablerwache) habe bei der Aufklärung von 882 Fällen geholfen – darunter 69 festgenommene Drogendealer.

Die Polizei will in Teilen der Stadt mehr Videoüberwachung: Im Bahnhofsviertel soll eine weitere Polizeikamera und auf dem Bahnhofsvorplatz sollen zwei städtische Kameras installiert werden. In den Nächten auf Samstag und Sonntag könne sich Müller zudem drei Kameras im Vergnügungsviertel Alt-Sachsenhausen vorstellen. Dort komme es häufig zu Schlägereien.

Mehr rechte Kriminalität

Die verzeichneten Fälle politischer Kriminalität stiegen um 21,7 Prozent auf 883 Fälle. Insbesondere rechte Straftaten nahmen stark zu – von 288 auf 434 Delikte (plus 50,7 Prozent). Der Großteil der Fälle fand im Internet statt, darunter Beleidigungen und Hasskommentare.

Der Chef der Kriminaldirektion, Viktor Lekic, erklärt das auch mit einer gestiegenen Sensibilisierung der Menschen. So gebe es mehr Anzeigen im Internet; viele Fälle, die früher nicht angezeigt worden wären, würden so bekannt.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Reporter vor Ort
  • presseportal.de: Mitteilung der Polizei zur Kriminalstatistik vom 20. März 2025
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa

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