Afrikanische Schweinepest in Hessen "Unerträglich zu sehen, wie die Wildschweine so qualvoll verenden"
Die Afrikanische Schweinepest hat Hessen erreicht und erfordert ein intensives Vorgehen. Im Zentrum des Engagements stehen neben den Landwirten auch die Jäger.
Nach dem Ausbruch der Schweinepest in Südhessen sind neben Landwirten auch Jäger massiv gefordert. Um die Ausbreitung des Virus einzudämmen, werde die Expertise in vielerlei Hinsicht eingebracht, sagte der Sprecher des Landesjagdverbandes Markus Stifter auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Unter anderem werde mit Wildkameras die Population überwacht und mit zahlreichen ausgebildeten Kadaver-Suchhunden nach toten Wildschweinen gesucht.
Im Kampf gegen die Schweinepest gilt in Hessen inzwischen nach EU-Vorgaben eine neue behördliche Gebietseinteilung in "Sperrzone 2" und "Sperrzone 1" (Pufferzone). In der etwa 150.000 Hektar großen Pufferzone werden die Jäger zu verstärkter Jagd aufgerufen. "Ziel ist, die Wildschweinepopulation in diesem Bereich deutlich zu verringern, um die Ansteckungsgefahr für die Wildschweine einzudämmen", erklärte das Jagdministerium.
In der rund 100.000 Hektar großen "Sperrzone 2", die eng um den Ausbruchsort im Kreis Groß-Gerau liegt, gilt nach wie vor unter anderem ein striktes Jagdverbot und Leinenzwang für Hunde, um die Tiere nicht aufzuschrecken. Im Kreis Groß-Gerau war Mitte Juni der erste Fall von Schweinepest in Hessen bei einem Wildschwein festgestellt worden. Inzwischen gab es auch in mehreren Hausschwein-Beständen Ausbrüche.
Zahlreiche Kreise und Städte von Auflagen betroffen
Der Kreis Groß-Gerau liegt vollständig in der "Sperrzone 2". Ferner zählen zu der Zone Teile der Kreise Offenbach-Land, Bergstraße und Darmstadt-Dieburg sowie des Main-Taunus-Kreises und der Städte Frankfurt am Main, Darmstadt und Wiesbaden. Zur Pufferzone zählen Teile des Hochtaunus-Kreises, des Rheingau-Taunus-Kreises und weitere Gebiete des Kreises Bergstraße. Die Gebiete auf hessischer Seite, die konstruktiv gegen die Seuche kämpfen, entsprechen laut Ministerium in etwa der Fläche des Saarlands.
"Derzeit sind noch rund 20 Drohnen täglich im Ernteeinsatz unterwegs, da die abzuerntenden Flächen am selben Tag vor der Ernte mit einer Wärmebilddrohne überflogen werden müssen", erklärte Stifter. "So soll möglichst ausgeschlossen werden, dass sich lebende oder auch tote Wildschweine in den Ackerflächen befinden." Schwarzwildkadaver könnten ansonsten etwa das Getreide mit dem Virus kontaminieren, möglicherweise infizierte Tiere könnten vertrieben werden und die Krankheit verbreiten.
Jäger: Unerträglich, dass Wildschweine qualvoll sterben
"Wir sind auf verschiedenen Ebenen aktiv, um diese fürchterliche Seuche mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu bekämpfen und lokal zu begrenzen", bekräftigte der Sprecher des Landesjagdverbandes. "Es ist nahezu unerträglich zu sehen, wie die Wildschweine so qualvoll verenden." Auch die Landwirte mit Schweinehaltung litten massiv, einige Betriebe dürften wirtschaftlich vor dem Aus stehen. Stifter warb bei den Bürgern für Verständnis – etwa für die Leinenpflicht. Diese sei wichtig im Kampf gegen das Virus, auch wenn die Schweinepest für Menschen und Haustiere keine Gefahr darstelle.
- Mit Material der dpa