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Eritrea-Festival in Gießen eskaliert: 26 Beamte verletzt


Umstrittene Kulturveranstaltung
Eritrea-Festival in Gießen eskaliert: Zahl der verletzten Beamten steigt auf 26

Von dpa, olf, mics, jl

Aktualisiert am 08.07.2023Lesedauer: 4 Min.
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Gewaltsame Ausschreitungen. Die Polizei hinderte Personengruppen, das Festivalgelände zu stürmen. (Quelle: dpa)
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Gewalt, verletzte Polizisten und Sachbeschädigung: Zu Beginn des umstrittenen Eritrea-Festivals in Gießen ist es zu den befürchteten Ausschreitungen gekommen.

Rund um das umstrittene Eritrea-Festival in Gießen eskaliert die Gewalt. Wie die Polizei mitteilte, haben Beamte Schlagstöcke und Pfefferspray eingesetzt. An der Heuchelheimer Brücke hätten mehrere Personen mit Steinen und Flaschen auf die Beamten geworfen und zusätzlich versucht, eine Polizeikette zu durchbrechen. Außerdem sollen mehrere Menschen versucht haben, die unter der Brücke durchfließende Lahn zu durchschwimmen. Die Stadt Gießen hatte zuvor vergeblich versucht, die umstrittene Veranstaltung zu verbieten.

Auch Polizeikräfte wurden verletzt. Die Polizei Gießen teilte auf Anfrage mit, es habe nebst den Steinwürfen auch Angriffe auf Beamte gegeben. Die Polizei gab auf Twitter bekannt, dass 22 Beamten verletzt wurden. Inzwischen ist die Zahl der verletzten Polizisten auf 26 gestiegen. Ein Großteil von ihnen habe den Dienst aber fortsetzen können, teilte das Polizeipräsidium Mittelhessen am Samstagabend mit. Nach bisherigen Erkenntnissen seien zudem keine Unbeteiligten verletzt worden. "Der Rettungsleitstelle sind in diesem Zusammenhang auch keine Personen, die sich an den Gewalttaten beteiligten oder die Veranstaltung besuchten, mit schwereren Verletzungen bekannt."

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Insgesamt seien 100 Ermittlungsverfahren, unter anderem wegen Körperverletzung und schwerem Landfriedensbruch eingeleitet worden. Die Polizisten hätten am Samstag mehr als 400 Personen kontrolliert und gegen einen großen Teil von ihnen Platzverweise verhängt. Rund 100 Personen seien in Gewahrsam genommen worden, die zum Teil aus dem europäischen Ausland angereist seien.

An der Kundgebung von Gegnern des Festivals am Nachmittag hätten rund 250 Menschen teilgenommen. Etwa 150 von ihnen hätten später die Versammlung verlassen und eine Straße blockiert. Die Kundgebung sei daraufhin aufgelöst worden. Es bestehe der Verdacht auf Körperverletzungsdelikte, Landfriedensbruch, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und Sachbeschädigung.

Wie die Polizei mitteilte, hätten mehrere Personengruppen gegen 5.30 Uhr versucht, zum Veranstaltungsgelände in den Hessenhallen zu gelangen. Mitbekommen hatte die Polizei den Versuch durch ein Video auf einer Social-Media-Plattform. Darin hätten sich Hinweise auf einen geplanten Angriff auf die Kulturveranstaltung ergeben.

Dynamische Situation: Mehr als 1.000 Polizisten im Einsatz

An den Hessenhallen selbst, auf dem das Kulturfestival stattfindet, sollen 100 bis 150 Menschen versucht haben, den Zaun zum Veranstaltungsgelände zu übersteigen. Die Polizei Gießen teilte ferner auf Anfrage mit, dass die Situation derzeit so dynamisch sei, dass sie an verschiedenen Orten in Gießen im Einsatz sein müsse und es zu weiteren Einsätzen kommen werde.

In der Nähe der Hessenhallen sei es zusätzlich zu einer Einkesselung von Demonstrierenden gekommen. Wie zuerst in einem TikTok-Livestream des Nutzers "Janus Porada" zu sehen war, wurden Menschen von der Polizei eingekesselt. Auch ein Wasserwerfer war zu sehen. Wie ein Polizeisprecher gegenüber t-online bestätigte, sei es im Lehmweg zu einer umschließenden Maßnahme von 80 Personen gekommen.

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Für die Kulturveranstaltung hat die Polizei in Hessen mehr als 1.000 Einsatzkräfte vor Ort. Darunter sind auch Beamte aus dem Saarland, Sachsen, Niedersachsen, Baden-Württemberg und von der Bundespolizei. Aufgrund der dynamischen Lage seien zusätzlich weitere Polizisten nach Gießen gerufen worden, sagte der Polizeisprecher. Es gehe um mehrere Hundert weitere Polizisten "aus allen hessischen Polizeipräsidien, die zusätzlich nach Gießen kommen, um hier für die Sicherheit vor Ort zu sorgen".

Lautsprecherdurchsagen und dementierte Gerüchte

Mit Lautsprechertrupps werde versucht, auf Personen einzuwirken, die an Absperrungen aufträten und möglicherweise versuchen wollten, diese zu durchbrechen. Auch ein Polizeihubschrauber und eine Drohne waren im Einsatz.

Angebliche Gerüchte um eine getötete Person dementierte ein Polizeisprecher auf Anfrage von t-online. Dies sei eine Falschmeldung. Mutmaßlich wegen der heißen Temperaturen hätten mehrere Personen gesundheitliche Probleme bekommen und seien medizinisch versorgt worden, hieß es in einem Tweet. Ein Polizeisprecher sagte darüber hinaus, dass ein Teil der im Internet kursierenden Videos, die Ausschreitungen zeigten, mutmaßlich aus dem Vorjahr stammten.

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Auf Twitter kursiert hierzu ein Video. Im Video selbst ist ein offenbar bewusstloser Mann zu sehen, der auf dem Boden liegt, während die ihn umringenden Polizeikräfte ihm helfen.

Schon letztes Jahr ist die Lage rund um das Festival auf ähnliche Weise eskaliert: Im August 2022 waren etwa 100 Menschen angegriffen worden, darunter Helfer und Besucher der Veranstaltung. Insgesamt waren dabei 26 Menschen verletzt worden, darunter auch sieben Polizisten.

Eritrea-Festival: Veranstalter gelten als regierungsnah

Das zweitägige Eritrea-Festival wurde in der Hessenhalle veranstaltet, die ein Stück außerhalb der Gießener Innenstadt auf der anderen Lahn-Seite liegt. Der Veranstalter, der Verein Zentralrat der Eritreer in Deutschland, gilt als regierungsnah. Das Festival ist daher umstritten. Der Zentralrat der Eritreer in Deutschland rechnete am Samstag und Sonntag mit jeweils etwa 2.500 Besuchern.

Vor rund 30 Jahren erreichte Eritrea die Unabhängigkeit von Äthiopien. Seitdem regiert der Präsident Isayas Afewerki das Land mit einer Übergangsregierung über die rund 30 Millionen Einwohner.

International geriet Afewerki zuletzt in die Kritik, da die eritreische Armee mehreren UN-Berichten zufolge im äthiopischen Bürgerkrieg bis November 2022 an der Seite der äthiopischen Zentralregierung schwere Menschenrechtsverletzungen begangen haben soll. Zudem sind in dem Land viele Freiheitsrechte weitgehend eingeschränkt.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
  • Telefonat mit der Polizei Gießen
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