Sorge um Nachwuchs in Hessen "Man kann von Fahrlehrermangel sprechen"
Der Blick in die Zukunft bereitet dem Landesverband der Fahrlehrer Sorgen: 20 Prozent der Personen mit Fahrlehr-Erlaubnis in Hessen sind älter als 65 Jahre. Nachwuchs fehlt.
Der Fachkräftemangel macht sich auch in Hessens Fahrschulen bemerkbar. "Es gibt zwar regionale Unterschiede, aber man kann insgesamt durchaus von einem Fahrlehrermangel sprechen", sagte der Vorsitzende des Landesverbands der Hessischen Fahrlehrer, Frank Dreier. Manche der landesweit rund 850 Betriebe suchten händeringend Mitarbeiter.
Laut Statistik des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) gab es in Hessen zum 1. Januar dieses Jahres 3.269 Personen mit Fahrlehr-Erlaubnis. Der Bestand ist demnach in den vergangenen Jahren leicht gestiegen. Die Zahlen seien allerdings nur bedingt aussagekräftig, sagte Dreier. "Wir wissen nicht, wie viele von den erfassten Personen tatsächlich auch als Fahrlehrer arbeiten beziehungsweise in welchem Umfang."
Besonders der Blick in die Zukunft bereitet Dreier Sorgen: Rund 20 Prozent der Personen mit Fahrlehr-Erlaubnis in Hessen sind laut KBA-Statistik älter als 65 Jahre, rund 70 Prozent älter als 45. In den kommenden zehn bis 15 Jahren würden bundesweit etwa 25.000 Fahrlehrer in Rente gehen, erläuterte Dreier. Es brauche daher dringend Nachwuchs. "Das ist die große Herausforderung in unserer Branche."
Hohes Einstiegsalter für den Beruf des Fahrlehrers
Eine mögliche Hürde sieht Dreier in dem vergleichsweise hohen Einstiegsalter von 21 Jahren für den Beruf des Fahrlehrers. "Da sind viele junge Menschen schon im Arbeitsmarkt untergekommen." Zudem brauchten die Nachwuchskräfte entweder eine bereits abgeschlossene erste Berufsausbildung oder eine gleichwertige Vorbildung, wie beispielsweise Abitur, Fachhochschule oder Uni.
Abschreckend wirke auf manche vielleicht auch der finanzielle Aufwand für die kostenpflichtige Ausbildung an einer Privatschule – Fahrlehrer ist kein anerkannter Ausbildungsberuf. Die Gebühren dafür lägen grob geschätzt bei rund 15.000 Euro. Allerdings sei es grundsätzlich möglich, eine staatliche Förderung zu erhalten, erläuterte Dreier. Auch manche Betriebe übernähmen die Gebühren.
Verbesserungsbedarf sieht Dreier überdies in Hinblick auf den Frauenanteil in der Branche. In Hessen liegt er laut Zahlen des KBA mit 457 Frauen bei rund 14 Prozent. Damit sei der Anteil in den vergangenen Jahren zwar schon ein wenig gestiegen, so Dreier. "Aber er ist noch deutlich zu gering."
- Nachrichtenagentur dpa