Rassismus-Skandal bei Konferenz Palmer-Eklat: "Das ist mehr als ein Sturm im Wasserglas"
Der Ethnologin Susanne Schröter wurde bereits mehrfach vorgeworfen, mit dem Frankfurter Forschungszentrum Globaler Islam Ressentiments zu bedienen. Nun äußert sie sich zum jüngsten Vorfall um Boris Palmer.
Der Eklat um den Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer hat Folgen über die Politik hinaus. "Das hat enormen Schaden angerichtet", sagte die Organisatorin der Konferenz, bei der Palmer vergangene Woche zu Gast war, Prof. Susanne Schröter. "Das ist mehr als ein Sturm im Wasserglas." Schröter leitet das Forschungszentrum Globaler Islam, das die Tagung organisiert hatte, bei der Palmer Dinge sagte, die auch Schröter "unsäglich" findet.
Das Zentrum steht seit Jahren in der Kritik. Schon bei einer Konferenz zum Thema Kopftuch wurde Schröter angefeindet. Auch im Vorfeld dieser Konferenz, bei der Palmer über Migration sprechen sollte, habe es "Mobbing" gegen sie gegeben. Je nach Thema werde ihr wahlweise vorgeworfen, eine zu liberale Position zu vertreten oder rassistisch zu sein. "Das war ich nie, ich vertrete pragmatische Positionen."
Eine ergebnisoffene Debatte zu führen, werde an Hochschulen immer schwerer, sagte Schröter. Lautstarke Gruppen würden mit ihren "ideologischen Maximalforderungen" alles "abseits vom linken Mainstream" diskreditieren. Palmers Äußerungen seien "eine vollkommene Entgleisung", aber das Zentrum und sie selbst würden assoziiert. Es gehe nicht mehr um Inhalte und einen Austausch der Argumente, sondern darum, "jemandem ein Label anzuheften."
Palmer trittaus der Partei der Grünen aus
Palmer war am Freitag vor einem Gebäude der Goethe-Universität mit einer Gruppe in eine verbale Auseinandersetzung geraten. Es ging um seine Verwendung des "N-Worts". Als er mit "Nazis raus"-Rufen konfrontiert wurde, sagte Palmer zu der Menge: "Das ist nichts anderes als der Judenstern. Und zwar, weil ich ein Wort benutzt habe, an dem ihr alles andere festmacht. Wenn man ein falsches Wort sagt, ist man für euch ein Nazi."
Mit dem sogenannten N-Wort wird heute eine früher in Deutschland gebräuchliche rassistische Bezeichnung für Schwarze umschrieben. Am Montag veröffentlichte Palmer eine persönliche Erklärung. Er kündigte eine Auszeit an, trat aus der Partei der Grünen aus und entschuldige sich bei den Menschen, "die ich enttäuscht habe".
Der Präsident der Goethe-Universität, Prof. Enrico Schleiff, kündigte an, die Hochschule werde die Vorkommnisse zum Anlass nehmen, "um sich in einem statusübergreifenden Dialog auf gemeinsame Werte und Guidelines zur Organisation und Ausrichtung von Veranstaltungen an der Nahtstelle von Wissenschaft und Öffentlichkeit zu verständigen". Man wolle sicherstellen, "den wichtigen Dialog mit der Gesellschaft angemessen führen zu können".
- Nachrichtenagentur dpa