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Twitter-Post der Grünen in Hessen: Kritiker sehen Rassismus


Angebliches "Blackfacing"
Grünen-Politiker verkleidet sich als Schaf und erntet Rassismusvorwürfe

Von t-online, jov

Aktualisiert am 10.02.2023Lesedauer: 3 Min.
imago images 86604996Vergrößern des Bildes
Tarek Al-Wazir (Archivbild): Er hat sich mit einem Twitter-Beitrag viel Kritik eingehandelt. (Quelle: Christian Grube via www.imago-images.de)

Hessische Spitzenpolitiker der Grünen führen einen Sketch auf: Tarek Al-Wazir verkleidet sich dafür als "Shaun das Schaf" – und malt sein Gesicht dunkel an. Schon wittert mancher Rassismus.

Zum Auftakt des hessischen Landtagswahlkampfes haben die Grünen einen Sketch ins Netz gestellt, der nach hinten losgehen könnte: Am Donnerstagvormittag veröffentlichte der Twitter-Account der Grünen Hessen einen Post mit Foto und Verweis auf ein YouTube-Video. Auf dem Foto sind Wissenschaftsministerin Angela Dorn sowie der grüne Spitzenkandidat und amtierende Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir zu sehen. Letzterer verkleidet als die Kinderserien-Figur "Shaun das Schaf". Mit dunkel angemaltem Gesicht – und das sorgt in den sozialen Medien für Aufruhr.

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Schon werden Vorwürfe des "Blackfacing" erhoben. Der Hintergrund: Insbesondere im 19. Jahrhundert malten sich Schauspieler in den USA das Gesicht dunkel an, um in den sogenannten Minstrel-Shows schwarze Menschen, zu diesem Zeitpunkt oft noch Sklaven, lächerlich zu machen und auf diese Weise das weiße Publikum zu belustigen. Rassismus und das unermessliche Leid der Versklavten und Erniedrigten wurden so zur Unterhaltung.

Den Grünen in Hessen scheint die optische Nähe der Schminke für "Shaun das Schaf" zum "Blackfacing" nicht bewusst gewesen zu sein. Ihren Twitter-Post leiteten sie mit den Worten "Wir haben den 'geheimen Weg zum Wahlsieg' zugespielt bekommen, aber er ist in Gefahr und nur ein tierisch gutes Team kann ihn retten. Für alle, die gerne lachen und nicht auf 'Hessen lacht zur Fassenacht' warten wollen" ein. Fröhlich-unbeschwert weist die Partei auf ein YouTube-Video mit kleinem Sketch der Politiker hin.

Auf Twitter gehen die Meinungen zu "Blackfacing" auseinander

Ganz so fröhlich fasst das Twitter-Publikum den Tweet allerdings nicht auf. Bereits am Freitagmittag (Stand 12 Uhr) trendete der Hashtag "Blackfacing". Unter dem Post der Landesgrünen hieß es zum Beispiel von einem User, das "Schaf hätte auch komplett weiß sein können. Warum Blackfacing? Als ob es nicht genug wäre, dass ihr in der Regierung mit der CDU Rassismus an den Tag legt: jetzt auch noch 'privat'? What the fuck." Oder: "Ist schon Blackfacing … Damit sind die Grünen endgültig in den 90ern angekommen."

Andere verteidigten den Auftritt der grünen Spitzenpolitiker: Der Comedian Abdelkarim postete: "Es gibt natürlich auch bei schwarzen Menschen schwarze Schafe, aber ein schwarzes Schaf ist kein schwarzer Mensch. Hier mit Blackfacing anzukommen, ist daher sehr sheep. #Blackfacing." Ein anderer Nutzer auf Twitter erklärte: "Sich als Scottish Blackface zu verkleiden, ist natürlich kein Blackfacing."

Grünen-Landesvorsitzende verteidigt Kostüm

Die Landesvorsitzende der Grünen in Hessen, Sigrid Erfurth, erklärt auf Nachfrage von t-online, der Vorwurf des "Blackfacing" sei absurd. "Tarek Al-Wazir und Angela Dorn sind im Video verkleidet als Shaun das Schaf und Bitzer der Hund aus der gleichnamigen Stop-Motion-Animation-Serie. Shaun ist ein Suffolk-Schaf mit schwarzer Schnauze und Ohren. Bei der rassistischen Praxis des ‚Blackfacing‘ geht es um Menschen, nicht um Schafe." Die Diskussion in den sozialen Netzwerken zeige, dass die Kritiker mehrheitlich deutliche Widerworte erfahren würden. "Um die Antirassismus-Aktivistin Jasmina Kuhnke auf Twitter zu zitieren: 'Wie kommt man darauf, ein Schaf mit Schwarzen Menschen zu assoziieren? Das ist irritierender als das Foto selbst'."

Die grüne Wissenschaftsministerin Dorn bezog bereits am Freitagvormittag Stellung zur Kritik an der Schminke al-Wazirs unter dem Twitter-Post. Sie schrieb: "Ganz einfach. Weil Shaun das Schaf so aussieht."

Verwendete Quellen
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