Fünf Jahre nach Corona Personalmangel: Hessens Clubszene ringt ums Überleben

Die Pandemie wirkt in Hessens Clubszene nach. Personalmangel und eine überalterte Betreibergeneration belasten die Branche schwer. Was das für die Zukunft bedeutet.
Fünf Jahre nach den coronabedingten Lockdowns kämpft die Clubszene in Hessen weiterhin mit erheblichen Herausforderungen. Besonders der Personalmangel und fehlender Nachwuchs bereiten den Betreibern Sorgen.
"Wegen der Schließungen während der Pandemie standen viele Mitarbeitende, etwa aus dem Bereich Technik oder auch alle geringfügig Beschäftigten, auf der Straße", erklärt Hendrik Seipel-Rotter, Vorstandsmitglied der Initiative "Live in Hessen". Viele ehemalige Angestellte hätten sich in der Zwischenzeit beruflich neu orientiert und seien nicht in die Branche zurückgekehrt.
Viele Clubs haben Probleme, Nachwuchs zu finden
Doch nicht nur das Personal fehlt. Ein weiteres Problem: die Überalterung der Betreiberszene. "Viele Clubs haben Probleme, Nachwuchs zu finden", sagt Seipel-Rotter, der selbst im Schlachthof in Wiesbaden arbeitet.
Im März 2020 wurde das Nachtleben komplett heruntergefahren. Die Clubbetreiber gehörten zu den Ersten, die schließen mussten, und zu den Letzten, die wieder öffnen durften. "Grade zu Beginn von Corona war es für viele Clubs eine sehr unsichere und brenzlige Situation. Da war ja noch nicht klar, dass es Hilfen geben wird", erinnert sich Seipel-Rotter. Die später eingeführten Unterstützungsmaßnahmen hätten zwar geholfen, dennoch blieben die Zeiten schwierig.
Auch nach der Pandemie standen die Betreiber vor großen Hürden. "Die Inflation und die Energiekrise sorgten für eine massive Kostensteigerung", berichtet Seipel-Rotter. Dies spiegelt sich nicht nur in höheren Ticketpreisen wider, sondern auch im veränderten Kaufverhalten der Konzertbesucher.
Musikfans sparen bei kleineren Clubkonzerten
Während große Shows noch immer ihr Publikum finden, sparen viele Musikfans bei kleineren Clubkonzerten. Hinzu kommt der Trend zu sehr kurzfristigen Ticketkäufen, was die Planbarkeit für Veranstalter deutlich erschwert. "Aber gerade die Nachwuchsarbeit ist so wichtig, denn bevor die Bands in den großen Stadien spielen, spielen sei bei uns in den Clubs", betont Seipel-Rotter.
In der Krise der Innenstädte, die durch Corona noch verstärkt wurde, sieht Seipel-Rotter jedoch auch Chancen für die Clubszene. "Die Ansiedlung von Spielstätten in den Innenstädten erhöht die Sicherheit durch soziale Kontrolle und schafft Räume für Begegnungen", ist er überzeugt.
Die neu gegründete Initiative "Live in Hessen", entstanden aus dem Verband "Clubs am Main", vereint mittlerweile mehr als 35 Clubs, Spielstätten und Festivals aus dem Bundesland und setzt sich für deren Interessen ein.
- Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa