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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Arbeitgeber äußert sich Rapper hetzt in AfD-"Wahlwerbespot" gegen Politiker
Der Rapper SchwrzVyce wirbt in einem Musikvideo für die AfD. Er vertritt verschwörungsideologische Thesen. Sein Arbeitgeber distanziert sich von ihm.
"Irgendetwas stinkt hier, das ist ja wohl ein Fakt. Diese Hurensöhne ham das Land kaputt gemacht." Mit diesem Reim beginnt der rund eineinhalbminütige Song des Rappers SchwrzVyce. Das Video ist von ihm als "offizieller Werbespot der AfD" gekennzeichnet und wird derzeit auf dem Kurznachrichtendienst Twitter kontrovers diskutiert. Mittlerweile wurde es über 600.000 Mal geklickt.
In dem in Frankfurt gedrehten Video wirbt der Rapper für die in Teilen rechtsextreme AfD, verhöhnt und beleidigt Politikerinnen und Politiker aus der Bundesregierung.
Die "Spiegel"-Journalistin Ann-Katrin Müller hat den Videoclip auf ihrem Twitter-Profil geteilt. Sie schreibt: "Wen die AfD so inspiriert, einen 'offiziellen Wahlwerbespot' für sie anzufertigen? Zum Beispiel diesen Verschwörungsideologen und Antisemiten, der gerne bei Querdenker-Veranstaltungen aufgetreten ist und 'Reichsbürger' mag."
Wer ist der Rapper aus Frankfurt?
Hinter dem Pseudonym SchwrzVyce verbirgt sich Kaia B.. Er arbeitete für die Personalberatung "Page Group" in Frankfurt. Auf Anfrage von t-online teilt das Unternehmen mit, dass sie das Arbeitsverhältnis mit B. Ende November dieses Jahres einvernehmlich beendet hätten. Zum 31. Januar scheidet B. aus dem Unternehmen aus. Bis dahin sei er freigestellt, heißt es. "Die 'PageGroup' distanziert sich von jeder Form rechtsextremer Äußerungen und Handlungen. Uns eint ein gemeinsam und mit Stolz vertretener Wertekanon – Rassismus oder Antisemitismus sind nicht mit unserer Unternehmenskultur vereinbar", sagt ein Sprecher.
Von B. kursieren mehrere Videos im Internet, die vor Hetze und Verschwörungsideologien nur so strotzen. Auf Twitter kursierte, er sei in einem Video zu sehen, in dem linke Aktivisten mit einer scharfen Waffe bedroht werden. Das schürte die Empörung weiter, nur: Das Video zeigt ihn offenbar nicht.* "Ich besitze so eine Waffe gar nicht", sagte er in einem TikTok-Video.
Auf seinem Telegram-Kanal folgen B. über 5.000 Menschen, die mit all dem offenbar kein Problem haben. Seitdem das AfD-Video auf Twitter viral geht, existiert nun auch ein Fan-Kanal auf Telegram. Dort, wie auf seinem eigenen Kanal, werden die typischen rechten, verschwörungsideologischen und "Reichsbürger"-Narrative bedient: Da ist einmal von "Gutmenschen" die Rede, "die aufheulen", dann von einer "Scheindemokratie", in der man lebe, oder von "Volksverrätern".
B. wirbt auf dem Kanal für sein Musikalbum "Fake News Media", posiert mit dem Mediziner Sucharit Bhakdi, dessen Thesen über die Corona-Pandemie als irreführend und falsch gelten. Zudem war Bhakdi wegen Volksverhetzung angeklagt. Auf seinem Kanal warb Kaia B. zudem für Freikarten für die Wien-Konferenz des österreichischen Senders AUF1. Hierbei handelt es sich um einen Kanal für Corona-Leugner, Putin-Fans und Verschwörungsideologen.
B. freut sich über Zuspruch von rechtem YouTuber
SchwrzVyce feiert sich für die vielen Klicks zu seinem AfD-Video und beschwert sich über die Journalistin Dunja Hayali, die ihn als Antisemiten bezeichnet und ihm Hetze sowie die Verbreitung von Verschwörungsmythen vorwirft. Gleichzeitig bedankt sich der Frankfurter Rapper für "Hunderte von positiven Kommentaren" und bei einer Person: Tim Kellner.
Bei Kellner handelt es sich um einen bekannten rechten YouTuber, der die SPD-Politikerin Sawsan Chebli als "islamische Sprechpuppe" bezeichnete. Kellner betreibt einen YouTube-Kanal, auf dem er vor Migranten warnt und vorm "Volkstod" der Deutschen. Kellners YouTube-Kanal ist bei Rechtsradikalen beliebt.
*Wir haben an dieser Stelle klargestellt, dass das Video nicht den Rapper zeigt. Dieser Artikel wurde aktualisiert.
- Eigene Recherche
- Twitter-Profil/Ann-Katrin Müller
- tagesspiegel.de: Freispruch für YouTuber Tim Kellner: "Eine bittere Nachricht für alle, die von Hetze betroffen sind"
- zdf.de: Verschwörungsmythen in Dauerschleife
- Anfrage an Kaia B.s Arbeitgeber