Hessische Schulpolitik "Die Belastung in der Schule ist extrem"
Schlechte Noten für die hessische Schulpolitik: Viele Schüler berichten über psychische Probleme – aber Hilfe gibt es kaum.
Vertreter von Schülern, Lehrern und Eltern in Hessen bezeichnen die Situation an den Schulen als "äußerst angespannt". Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz zum neuen Schuljahresbeginn bemängelten sie am Mittwoch in Frankfurt psychische Belastungen, viel Unterrichtsausfall und zu wenig Engagement der Politik.
"Die Belastung in der Schule ist extrem", sagte Landesschülerinnenvertreterin Pia Rosenberg. Viele hätten psychische Probleme, aber Hilfe gebe es kaum. Rechnerisch komme ein Schulpsychologe auf 6.300 Schüler. Die Schülervertretung fordert mehr Hilfsangebote, außerdem könnte das Thema in vielen Fächern in den Unterricht integriert werden.
"Hessen ist kein attraktiver Arbeitgeber für Lehrkräfte"
Landeselternbeiratsvorsitzender Volkmar Heitmann gab der hessischen Schulpolitik schlechte Noten: psychosoziale Hilfsangebote mangelhaft, Unterrichtsabdeckung mangelhaft, Infektionsschutz ungenügend. "Es wird verwaltet, nicht gestaltet." Die Elternvertretung forderte, in einem ersten Schritt den Unterrichtsausfall durch ein Monitoring systematisch zu erfassen. Steigende Heizkosten und fehlende Lüftungsanlagen würden im Winter dazu führen, dass die Schulen "zum Fenster hinausheizen".
Die Bildungsgewerkschaft GEW bemängelte, dass es zu wenig Lehrerinnen und Lehrer gibt, besonders an Grund- und Förderschulen. "Hessen ist kein attraktiver Arbeitgeber für Lehrkräfte", sagte Roman George, Referent Bildungspolitik bei der GEW Hessen. Das Land vergebe Kettenarbeitsverträge, entlasse Lehrer mit Zeitarbeitsverträgen im Sommer, habe mehr Pflichtstunden und zahle weniger als andere Bundesländer. Die GEW schlägt unter anderem vor, die Zugangsbeschränkungen zum Lehramtsstudium zu lockern und für Grundschullehrer die Gehaltsstufe A13 einzuführen.
- Nachrichtenagentur dpa