Verkehr Ferienverkehr: Baustellen können zum Nadelöhr werden
Das Autobahnnetz in Hessen wächst um ein kleines Stück. Nach elfjähriger Bau- und noch viel längerer Planungszeit wird am kommenden Donnerstag (30. Juni) in Nordhessen ein Teilstück der A49 für den Verkehr freigegeben. Wenige Wochen vor Beginn der hessischen Sommerferien können Autofahrer dann dort zwischen Neuental und Schwalmstadt auf 11,8 Kilometern Länge schneller voran kommen. Andernorts im Bundesland warten weiterhin Baustellen und Nadelöhre auf sie. Gerade an den Hauptreisetagen der nun nach und nach in Deutschland beginnenden Sommerferien wird also stellenweise wieder Geduld am Steuer gefragt sein.
Für die Urlaubszeit - Nordrhein-Westfalen ist bereits in die Ferien gestartet - gilt nach Einschätzung des Verkehrsclubs ADAC Hessen-Thüringen: "Grundsätzlich ist vor allem an den Wochenenden ab sofort mit verstärktem Reiseverkehr zu rechnen. Wer frühzeitig losfährt, hat zumindest bis etwa 8.00 Uhr in der Regel freie Fahrt - mit leeren Straßen können Autofahrer jedoch nur in der Nacht rechnen." Zu den Klassikern der Baustellen-Nadelöhre zählt der ADAC nach den Erfahrungen der zurückliegenden Feiertagswochenenden die A4 und A7 am Kirchheimer Dreieck oder den Bereich der A3 zwischen Wiesbadener Kreuz und Niedernhausen.
Die für Hessen zuständigen Niederlassungen der Autobahngesellschaft des Bundes listen aktuell mehr als 30 länger eingerichtete Baustellen auf den Routen durchs Bundesland auf. Hinzu kommen können Tagesbaustellen. Diese seien mit Blick beispielsweise auf dringliche Erfordernisse in Sachen Verkehrssicherheit zumeist nicht Wochen im Voraus planbar, teilte ein Sprecher der Niederlassung West mit.
Um den Verkehrsablauf so wenig wie möglich zu beeinträchtigen, wird nach Angaben der Autobahngesellschaft des Bundes zudem weitestgehend auf Tagesbaustellen auf den Hauptreiserouten an den Wochenenden zu Beginn und zum Ende der Ferien verzichtet. "Um Engpässe zu vermeiden und den Verkehrsfluss zu fördern, wird die reguläre Anzahl der Fahrstreifen möglichst aufrechterhalten." Zu den Baustellen in Hessen mit erhöhtem Staurisiko in der Sommerferienzeit gehören demnach unter anderem die A3 zwischen dem Wiesbadener Kreuz und Niedernhausen, die A4 zwischen dem Kirchheimer Dreieck und Bad Hersfeld, die A5 zwischen Homberg (Ohm) und Alsfeld-West sowie die A7 zwischen dem Hattenbacher und Kirchheimer Dreieck.
Die Autobahngesellschaft erwartet insbesondere an folgenden Reisedaten in Deutschland eine hohe Verkehrsbelastung: an den Freitagen und Samstagen 15./16. Juli, 22./23. Juli, 29./30. Juli sowie am 12. und 13. August. "Nach Möglichkeit sollten diese Tage gemieden werden", hieß es. Auf mehreren Routen sei grundsätzlich mit viel Verkehr zu rechnen, der sich in der Urlaubszeit aber noch erhöhe: In Hessen betreffe das neben Autobahnen im Rhein-Main-Gebiet die A3 (Abschnitte Köln-Frankfurt sowie Frankfurt-Würzburg-Ulm). Hessen hat in diesem Jahr vom 25. Juli bis 2. September Sommerferien.
Nach Angaben des ADAC sind in Hessen täglich mehr als zwei Millionen Fahrzeuge auf Autobahnen unterwegs. Die durchschnittliche Verkehrsbelastung aller Autobahnen im Land beträgt demnach etwa 66.000 Fahrzeuge am Tag - rund 30 Prozent mehr als der Bundesdurchschnitt von rund 51.000.
Zwar stammen diese Daten aus der Zeit vor der Corona-Pandemie, erläuterte ein Verbandssprecher. Es sei aber davon auszugehen, "dass wir derzeit wieder nahezu auf diesem Niveau sind." Vor allem die vergangenen Feiertagswochenenden hätten starken Reiseverkehr gezeigt. Trotzdem gelte: "Bei der ADAC-Staubilanz schneidet Hessen für das Verkehrsaufkommen noch gut ab. Hier stehen andere Bundesländer mit ähnlich hohem Verkehrsaufkommen deutlich schlechter da." Gründe sieht der Verkehrsclub "vor allem in der guten Ausbausituation und dem bis dato guten Baustellenmanagement".
Mit der Verkehrsfreigabe der A49 in Nordhessen ist die Autobahn noch nicht vollständig befahrbar. Sie soll einmal von Kassel nach Mittelhessen zum künftigen Ohmtal-Dreieck mit Anschluss an die A5 führen. Noch im Bau befinden sich die zwei verbliebenen und umstrittenen Teilstücke der Neubautrasse in Mittelhessen. Dort wird die Verkehrsfreigabe für 2024 erwartet. Umwelt- und Klimaschützer hatten heftig gegen den Weiterbau in Mittelhessen protestiert.