Umfrage in ganz Hessen Opfer sexualisierter Gewalt haben kaum Anlaufstellen
Die Beratungsangebote für Opfer sexualisierter Gewalt sind spärlich und oft schwer erreichbar. Vielen Einrichtungen in Hessen fehlen Personal und finanzielle Mittel.
Betroffenen von sexualisierter Gewalt in Kindheit und Jugend fehlt es in Hessen laut einer Umfrage des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes oftmals an schnell und leicht erreichbaren Unterstützungsangeboten. Der Landesverband hatte entsprechende Beratungsstellen befragt, wie er am Mittwoch mitteilte. Besonders betroffen seien Angebote im ländlichen Raum. Betroffene Gruppen seien demnach Menschen mit Behinderungen oder Rassismus-Erfahrungen, trans-, inter- und nonbinäre Menschen sowie andere vulnerable Gruppen.
An der Umfrage der Frankfurt University of Applied Sciences nahmen 37 der 45 Beratungsstellen gegen sexualisierte Gewalt in Hessen teil. Neun Einrichtungen gaben an, allein für einen ganzen Landkreis zuständig zu sein. Nur ein Drittel der ländlich gelegenen Einrichtungen erklärte, gut mit dem öffentlichen Nahverkehr erreichbar zu sein, hieß es. "Betroffene, die Hilfe suchen, um länger zurückliegende Erfahrungen aufzuarbeiten, müssen oft mit längeren Wartezeiten rechnen", betonte Yasmin Alinaghi, Geschäftsführerin des Paritätischen Landesverbands. "Denn da die Kapazitäten der Beratungsstellen begrenzt sind, müssen sie Fälle akuter Gefährdung priorisieren."
Weitere Ergebnisse der Umfrage seien oftmals ein Mangel an barrierefreien Räumen, zielgruppengerechten Materialien sowie Ressourcen für Präventionsangebote und Öffentlichkeitsarbeit. Seit der letzten Erhebung vor sechs Jahren sei das Beratungsangebot zwar ausgebaut worden. "Doch als dringlichste Probleme nennen die Fachberatungsstellen immer noch fehlendes Geld und Personal", sagte Kristina Nottbohm, Leiterin des Projekts zur Koordinierung der Fachberatung gegen sexualisierte Gewalt in Kindheit und Jugend. Das Projekt war im vergangenen Jahr vom Sozialministerium damit beauftragt worden, ein landesweites Beratungsnetz aufzubauen.
- Nachrichtenagentur dpa