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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Schlafforscher warnt "Unsere Schlafzeit hat sich verkürzt"
"Gut geschlafen?" Diese Frage beantworten immer mehr Menschen häufig mit "Nein". Ein Schlafforscher verrät t-online.de im Interview, wie uns erholsame Nächte gelingen, warum wir träumen und welche vielfältigen Ursachen Schlafstörungen haben.
Der 38-jährige Prof. Dr. Schöbel ist ein Exot auf seinem Gebiet: Er hat die bundesweit erste Professur für Schlaf- und Telemedizin an der Universität Duisburg-Essen inne und behandelt in der Ruhrlandklinik der Universität Essen Menschen mit Schlafstörungen.
t-online.de: Herr Schöbel, Sie sind von der Berliner Charité aus nach Essen gekommen. Welche Aufgaben nehmen Sie hier wahr?
Christoph Schöbel: Ich leite das Schlafmedizinische Zentrum der Ruhrlandklinik, dem Westdeutschen Lungenzentrum der Universitätsmedizin Essen. Dort behandele ich chronische Schlafstörungen. Gleichzeitig habe ich damit die Professur für Schlaf- und Telemedizin übernommen.
Was ist Schlafmedizin eigentlich?
Das ist eine junge, interdisziplinäre Wissenschaft, die man noch nicht studieren kann, sondern für die man eine medizinische Weiterbildung absolviert. Schlaf ist sehr komplex, deshalb sind neben der Inneren Medizin unter anderem die Immunologie, Neurologie und die Psychiatrie einbezogen. So können etwa Depressionen Schlafstörungen verursachen.
Wieso widmen Sie sich diesem Fachgebiet?
Als Student habe ich in der Schlafmedizin Nachtdienste gemacht, das hat meine Faszination für das Thema Schlafen geweckt. Guter Schlaf ist grundlegend für die Erholung unseres Körpers, Gesundheit und Wohlbefinden.
Schlafstörungen kennen fast alle Menschen. Wann bezeichnen Sie diese als chronisch und behandlungsbedürftig?
Wenn der Schlaf länger als drei Monate an mehreren Nächten pro Woche nicht erholsam ist und den normalen Tagesablauf beeinträchtigt.
Welche Ursachen gibt es dafür?
Eine Menge – und die versuchen wir im Schlaflabor unserer Klinik herauszufinden. Zum Beispiel nach einem belastenden Ereignis schlecht zu schlafen, ist normal. Wenn das jedoch zum Dauerzustand wird, sollte es behandelt werden. Chronische Erkrankungen oder eine gestörte Atmung im Schlaf, die Schlafapnoe, die mit starkem Schnarchen einhergeht, können zu Schlafstörungen führen. Auch nächtliche Bewegungsstörungen im Zusammenhang mit dem "Restless legs"-Syndrom zählen zu den Ursachen.
Haben Schlafstörungen insgesamt zugenommen?
Ja, und unsere durchschnittliche Schlafzeit ist verkürzt. In Städten ist es rund um die Uhr hell, wir packen immer mehr Aktivitäten in unseren Tag, sind gestresst und hängen spätabends noch am Handy, dessen blaues Licht die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin stören kann.
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Was hilft dabei, besser zu schlafen?
Handy und Computer einige Stunden vor dem Schlafengehen abschalten, entspannende Tätigkeiten am Abend, ein kühles, ruhiges Zimmer. Wer oft schlecht schläft, verbindet sein Bett gedanklich damit. Es hilft, dann mal woanders zu schlafen. Und für eine Weile aufzustehen, statt sich ewig rumzuwälzen.
Was taugen Schlaf-Apps?
Eher wenig, denn das sind oft nur Bewegungsmelder und diese Lifestyleprodukte sind nicht validiert. Zu meinen Aufgaben wird auch gehören, Apps nach wissenschaftlichen Standards zu entwickeln, die viel mehr können. Per App will ich auch wertvolle Daten sammeln, um sicherere Diagnosen zu stellen und Therapien zu unterstützen.
In der Ruhrlandklinik gibt es ein Schlaflabor mit 13 Betten. Was passiert dort?
Patienten mit schweren Schlafstörungen verbringen hier ein bis drei Nächte und hängen an ziemlich vielen Strippen, um ihre Schlafqualität zu messen. Wir machen aber auch tagsüber Tests. Zum Beispiel mit Busfahrern, die am Steuer schläfrig werden. Wir prüfen, ob sie einschlafen, wenn sie längere Zeit an eine weiße Wand starren. Eine seltene Erkrankung ist Narkolepsie: Diese Patienten schlafen tagsüber oft plötzlich ein, etwa mitten im Gespräch.
Viele Mythen ranken sich um das Träumen. Was hat es damit auf sich?
Alle Menschen träumen. In den REM-, also rapid eye movement, Phasen ist das Gehirn wahnsinnig aktiv und wir träumen eher abstrakt. Als soziale Wesen können wir unsere Aggressionen und Fluchtbedürfnisse nicht komplett ausleben, das tun wir dann im Traum.
Warum erinnern sich manche Menschen genau an ihre Träume, andere gar nicht?
Jeder von uns wird nachts circa 20 mal kurz wach, wir merken das aber erst ab drei Minuten Wachheit. Wer jeweils nur kürzer wach ist, dem werden seine Träume nicht bewusst. Diese Menschen behaupten auch, sie würden immer durchschlafen wie ein Stein.
Und warum ist guter Schlaf so enorm wichtig?
Weil der Körper im Schlaf im Erholungsmodus sind. Alle reden davon, wie entscheidend gute Ernährung und Sport für die Gesundheit sind. Genug Schlaf ist aber mindestens genauso wichtig. Dauernder Schlafentzug lässt das Immunsystem schwächer werden, begünstigt Übergewicht und Gedächtnisstörungen. Deshalb sollte jeder Mensch etwas für seinen Schlaf tun!