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Siemens-Tweet zu Turbine sorgt für Kritik – "geschmacklos" oder Satire?


"Tonalität und Thema unangemessen"
Tweet zu Gasturbine sorgt für Aufsehen – Siemens reagiert

Von t-online, wan, lw

Aktualisiert am 20.08.2022Lesedauer: 3 Min.
Olaf Scholz: Die Turbine sollte eigentlich längst wieder dem Gastransport nach Deutschland dienen.Vergrößern des Bildes
Olaf Scholz vor der Siemens-Turbine: Das Unternehmen sucht Lieder für die Maschine. (Quelle: Christoph Reichwein/imago-images-bilder)
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Ein Tweet von Siemens Energy hat im Netz eine Debatte angestoßen. Der Inhalt: die Turbine für die russische Gasleitung Nord Stream 1. Nun äußert sich die Firma.

Die für Russland bestimmte Gasturbine steht noch immer in Deutschland. Hersteller Siemens Energy erlaubte sich diesbezüglich am Freitag einen Spaß auf Twitter – und ahnte wohl nicht, wie groß die Debatte darum werden würde. Das Unternehmen hatte dazu aufgerufen, Vorschläge für eine Sammlung von Liedern in dem Musik-Streaming-Portal Spotify zu erstellen.

"Unsere berühmte Turbine ist noch nicht da, wo sie sein sollte. Sie steht allein an unserem Standort in Mülheim herum. Lasst uns dem armen Ding einen Gefallen tun und eine Spotify-Playlist erstellen", twitterte das Unternehmen. Den Beginn machte Siemens mit dem Song "So Lonely" von der Band Police.

Siemens-Sprecher: "Bitte mal die Kirche im Dorf lassen"

Auf Twitter fand die Aktion Zu- und Widerspruch. "Dieser Tweet ist geschmacklos. Völlig daneben. Es geht um Menschen in der Ukraine, die durch Putins Krieg sterben. Es geht um Familien in Deutschland, die Angst vor der nächsten Gasrechnung haben. Und Siemens so: Hey, findet uns mal eine Playlist für die berühmte Turbine", schrieb zum Beispiel der Unternehmensberater Frank Sarfeld.

Er hatte sich noch kurz zuvor für einen humoristischen Tweet der DB Cargo zum Wendler-Umzug begeistert. Ein anderer Kommentator nannte die Aktion eine "Satire", Twitter-Nutzer Stéphane Printz hingegen meinte: "Übers Ziel geschossen".

Der Sprecher von Siemens Energy, Tim Proll-Gerwe, meldete sich umgehend zu der Kritik zu Wort: "Bitte mal die Kirche im Dorf lassen. Dass Menschen in diesem widerwärtigen Krieg sterben, ist furchtbar. Der Tweet hat dazu aber wirklich gar keinen Bezug. Wir bekommen jeden Tag zig Anfragen, ob die Turbine noch in Mülheim steht. Das ist eine Art, die Frage zu beantworten", schrieb er als Kommentar an Sarfeld.

Siemens löschte Tweet wieder

Andere, vor allem internationale Leser des Siemens-Tweets, sahen den Beitrag offenbar etwas lockerer und machten konkrete Vorschläge. Diese reichten von Elton Johns "I'm still standing" über Depeche Modes "Useless" bis zu Bob Marleys "Waiting in vain" und "Never ending story" von Limahl. Sogar die SPD in Nordrhein-Westfalen beteiligte sich an der Liedersuche und schlug Helge Schneider mit "Allein an der Bar" vor.

Da der Siemens-Beitrag aber für so viel Trubel sorgte, entfernte das Unternehmen den Beitrag wenig später wieder. Die Begründung lautete: "Wir haben verstanden, dass Tonalität und Thema des Tweets als unangemessen angesehen wurden. Dies war nie unsere Absicht und wir entschuldigen uns dafür. Wir haben den Krieg in der Ukraine vom ersten Tag an verurteilt und tun dies auch weiterhin."

Auch darauf reagierten die Nutzerinnen und Nutzer. "Zu schade, ich habe eine Playlist für euch fertig gemacht", schrieb einer. Ein anderer kommentierte: "Korrekte Entscheidung, der Tweet war wirklich taktlos."

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Politischer Streit um Turbinenlieferung

Seit Juni hat Russland die Gaslieferungen über Nord Stream 1 deutlich zurückgefahren. Der russische Energiekonzern Gazprom begründet das mit fehlenden Turbinen. Sie seien wichtig, um den nötigen Druck zum Durchpumpen des Gases aufzubauen.

Gazprom warf seinem Vertragspartner Siemens Energy wiederholt vor, nicht die nötigen Dokumente und Informationen zur Reparatur der Maschine übermittelt zu haben. Siemens Energy wies die Vorwürfe zurück. Bei einem Besuch in Mühlheim hatte Bundeskanzler Scholz sich selbst informiert. Die Turbine sei jederzeit einsetzbar, sagte der SPD-Politiker und warf Russland indirekt vor, Vorwände für die ausbleibenden Gaslieferungen zu nutzen.

Verwendete Quellen
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