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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Held des Monats“ Erfurter gibt Jugendlichen eine Stimme – auch in der Corona-Krise

Wenn Schule und Jugendhilfe in der Corona-Krise nicht mehr zugänglich sind, kann bei Kindern viel Potenzial verloren gehen, befürchtet der Erfurter Eric Kießling. Mit dem Stadtjugendring versucht er, Lösungen zu finden.
Kindern und Jugendlichen eine Stimme geben, sich für ihre Belange einsetzen und die städtische Jugendhilfe weiter verbessern – auch in Krisenzeiten: Das ist das Ziel von Eric Kießling. Der Erfurter engagiert sich ehrenamtlich im Vorstand des Stadtjugendrings Erfurt und wird in der Stadt als "Held des Monats" für seinen Einsatz geehrt. Mit t-online.de hat er über sein Ehrenamt gesprochen.
t-online.de: Herr Kießling, Sie engagieren sich ehrenamtlich im Vorstand des Stadtjugendrings Erfurt. Wie sind Sie dazu gekommen, ein Ehrenamt in der Kinder- und Jugendhilfe zu übernehmen?
Ich habe mich damals selbst in der Erfurter Jugendhilfe wiedergefunden und war beim Music College Erfurt e.V.. Der Verein bietet Jugendlichen im Bereich Musik und Kultur Freiraum. Dort hatte ich eine Band und seitdem bin ich in der Jugendhilfe verwurzelt. 2012 bin ich koordinierend und leitend für den Träger des Vereins tätig geworden, der Mitglied im Stadtjugendring ist. Dort wurde ich dann zuerst als Kassenprüfer und im letzten Jahr schließlich als einer von zwei stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Auch im Music College bin ich weiter engagiert.
Worum kümmert sich der Stadtjugendring in Erfurt?
Wir geben der gesamten Erfurter Jugendhilfelandschaft eine Stimme und setzen uns für die Interessen von Kindern und Jugendlichen ein, machen also sozusagen Lobbyarbeit. Der Stadtjugendring diskutiert viel mit Politikern darüber, was die Jugendhilfe braucht. Wir stehen in partnerschaftlichem Kontakt mit dem Jugendamt und tauschen uns regelmäßig über Fragen wie 'Was können wir leisten?' und 'Wo sehen wir Bedarfe?' aus.
Auch mit den städtischen Schulen stehen wir in enger Abstimmung. Außerdem unterstützen wir unsere Mitgliedsverbände und -vereine, indem wir wichtige Informationen an sie weitertragen. Besonders für die vielen kleineren Vereine – da haben wir eine hervorragende Vielfalt in Erfurt – kann es schwierig sein, zum Beispiel bestimmte Richtlinien zu Corona-Zeiten zu verstehen und einzuhalten. Im Jugendhilfeausschuss sind wir mit zwei Stimmen vertreten, auch Gremienarbeit gehört also zu unseren Aufgaben.
Vor welche Herausforderungen hat Sie der Corona-Lockdown gestellt? Welche Sorgen hatten Sie?
Da spreche ich mit zwei Herzen in der Brust. Als Mitglied des Music College Erfurt e.V. galt meine Sorge vor allem meinen Kollegen. Ich wollte auf jeden Fall verhindern, dass es hier zu Kurzarbeit oder Entlassungen kommt, was zum Glück auch gelungen ist. Als Stimme des Stadtjugendrings mache ich mir natürlich vor allem um die Kinder und Jugendlichen Sorgen. Wenn die Schule und der Freiraum Jugendhilfe nicht mehr zugänglich sind, kann viel Potenzial verloren gehen. Deswegen wurde viel dafür getan, die Arbeit zu digitalisieren, um weiter in Kontakt mit den Kindern zu bleiben – zum Beispiel in Sprechstunden oder bei Onlineveranstaltungen. Uns war es ganz wichtig, weiter da zu sein.
Auch in Thüringen laufen derzeit die Sommerferien. Viele Familien verbringen ihren Urlaub wegen der Krise in der Heimat. In Erfurt gibt es in diesem Jahr für Kinder und Jugendliche Sommerferienspiele. Was kann man sich darunter vorstellen? Wie wird das Projekt angenommen?
Als Stadtjugendring haben wir die Koordination der Ferienspiele übernommen und die Träger im Vorhinein gefragt, was sie leisten können. Da sind ganze tolle Ideen entstanden. Mit dem Music College e.V. haben wir zuletzt den Fokus auf Musik und Kultur gelegt. Die Kinder haben selbst mitbestimmt, was sie machen wollten. Über Trommel- oder Bandworkshops konnten sie verschiedene Instrument ausprobieren und ihre Lieder am Ende sogar bei uns aufnehmen. Bisher wurde das Angebot der Ferienspiele sehr, sehr gut angenommen.
Wie fühlt es sich an, auf Werbeflächen in der ganzen Stadt als "Held des Monats" geehrt zu werden?
Ich habe zu Beginn der Aktion die Kollegen von der Feuerwehr gesehen und mir gedacht 'Cool, dass es die gibt!' Ich finde die Aktion ganz toll, möchte aber eigentlich weniger als Person im Fokus stehen, sondern mehr Aufmerksamkeit auf den Verband lenken. Jede Familie in Erfurt soll wissen, dass es hier so ein tolles Angebot gibt und diese Zugänge auch nutzen. Mir passiert es häufig, dass Menschen zu mir kommen und sagen 'Mensch, hätte ich gewusst, dass es sowas gibt, wäre ich als Kind auch gekommen.' Das will ich ändern.
Vielen Dank für das Gespräch!
Disclaimer: Das Nachrichtenportal t-online.de ist ein Angebot der Ströer Content Group, in deren Zusammenarbeit die Plakat-Aktion entstanden ist.
- Gespräch mit Eric Kießling