Auch im IC gültig? Verwirrung um 9-Euro-Ticket – Verbände warnen vor Chaos
Ab Mittwoch können mit dem 9-Euro-Ticket Nahverkehrszüge kostenlos genutzt werden, IC-Züge sind eigentlich nicht drin. Eigentlich. Eine vermeintliche Ausnahme führt bei einigen Bahnkunden zu Missverständnissen.
Am Mittwoch geht es los – und kurz davor herrscht bei manchen Bahnkunden Verwirrung wegen des dann gültigen 9-Euro-Tickets. Denn ab dem 1. Juni sind Reisende im Nahverkehr für drei Monate günstiger unterwegs – sie können etwa Straßenbahnen, U-Bahnen, S-Bahnen sowie Fähren nutzen.
Im Regionalverkehr ist mit dem Ticket auch die Fahrt in S-Bahnen, Regionalbahnen und Regionalexpress-Zügen in der zweiten Klasse möglich. Nicht genutzt werden darf das Ticket hingegen für die Fernverkehrszüge der Bahn, also zum Beispiel ICE, IC, EC – eigentlich.
- Doch nicht alle Regios? In diesen Bahnen gilt das 9-Euro-Ticket nicht
Für Verwirrung sorgt, dass man auf einigen Strecken normalerweise mit einem Nahverkehrsticket mit Fernzügen fahren darf – als Abonnent eines Monatstickets der Berliner Verkehrsbetriebe konnte man etwa bislang von der Hauptstadt nach Elsterwerda auch den Intercity (IC) nutzen, damit wollten die Verkehrsbetriebe die Anreise erleichtern. Ähnliche Modelle gibt es auch andernorts. (Weitere Streckenbeispiele später im Artikel)
Diese schnellen IC-Strecken lassen sich dann doch sicher auch von jedem mit dem 9-Euro-Ticket befahren? Falsch, warnen Verkehrsverbände – für einige Bahnkunden könnte das teuer werden. Denn die Strecken gelten trotzdem nicht als Nahverkehr, wie unter anderem ein Sprecher des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB) t-online schildert.
9-Euro-Ticket: Ausnahmeregelung für Abokunden
Sie seien vor der Einführung des 9-Euro-Tickets nur deshalb als Nahverkehr freigegeben, weil Pendler ohne Auto anders nicht zum Ziel kämen – zu schlecht ist der Ausbau des ÖPNV auf dem Land. Diese Ausnahme gilt auch weiterhin nur für "Stammkunden": also Kunden von längerfristig gültigen Fahrkarten, etwa Jahres- oder Jobtickets. Von Verkehrsverbund zu Verkehrsverbund unterscheidet sich die Gültigkeit.
Sie können also mit ihren um das 9-Euro-Ticket erweiterten Abonnements diese Intercity-Verbindungen weiter nutzen – ihre Freunde, die sich hingegen ohne Abo ein 9-Euro-Ticket zu Beginn der Aktion gekauft haben, können dies nicht. Denn: "Die Abotickets sind keine normalen 9-Euro-Tickets", warnt ein Sprecher des Verkehrsverbunds Bremen und Niedersachsen (VBN).
Deutschlandweit gibt es gleich einige Strecken, auf denen sich Bahnkunden in genau diesem Ticket-Fallstrick verheddern können.
Laut "RND" handelt es sich dabei um die Strecken Bremen – Norddeich, Elsterwerda – Berlin, Berlin – Prenzlau, Potsdam – Berlin – Cottbus, Dillenburg – Letmathe und Erfurt – Gera. Hier müssen also von Bahnkunden, die nur ein 9-Euro-Ticket, aber sonst keinen dafür gültigen Fahrschein besitzen, noch einmal extra Fahrscheine lösen.
Hier dürfen IC-Züge mit dem 9-Euro-Ticket doch genutzt werden
Eine einzige IC-Strecke in Deutschland darf ab Mittwoch tatsächlich mit dem regulären 9-Euro-Ticket genutzt werden, wie eine Sprecherin des VVS t-online bestätigt: die Züge der Gäubahn zwischen Stuttgart und Singen.
Hier wurde eine Sonderregelung zwischen Baden-Württemberg und der Deutschen Bahn getroffen. Und es gibt noch einen weiteren "Trick", mit dem man IC-Züge nutzen kann – der ist jedoch nicht weniger kompliziert als die Regelungen um das 9-Euro-Ticket.
Denn in Nordrhein-Westfalen können Fernverkehrszüge auch mit dem vergünstigten Ticket verwendet werden: dann, wenn eine Bahn mindestens 20 Minuten verspätet ist oder ausfällt und die nächste Verbindung erst in 20 Minuten führe. Im Rahmen der Mobilitätsgarantie des Bundeslandes können die Kosten dann ganz oder teilweise vom jeweiligen Verkehrsunternehmen erstattet werden.
- Gespräche mit Verkehrverbänden VBB, VMT, VVS, VMB
- Land NRW: Mitteilung vom 20. Mai 2022
- Land Baden-Württemberg: Mitteilung vom 25. Mai 2022
- "RND": "Wann Reisende mit dem 9-Euro-Ticket auch Fernverkehrszüge nutzen dürfen"