Düsseldorf Wüst würdigt Gastarbeiter: "Danke, dass Sie geblieben sind"
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) sieht noch viel Nachholbedarf in der deutschen Integrationspolitik. In einem am Freitag veröffentlichten Gastbeitrag für die türkische Tageszeitung "Hürriyet" schreibt er: "Wir dürfen uns nicht damit zufrieden geben, dass Menschen mit Zuwanderungsgeschichte im Durchschnitt schlechtere Bildungsabschlüsse haben." Ebenso wenig hinnehmbar sei es, "wenn der Nachname den Ausschlag gibt, ob jemand einen Job oder eine Wohnung bekommt".
Deutschland habe viel zu lange gebraucht, den Integrationsprozess zu verstehen, räumt Wüst in seinem Beitrag zum 60. Jahrestag des Anwerbeabkommens zwischen Deutschland und der Türkei ein. Das Jubiläum sei "ein guter, ein überfälliger Anlass, die ganze Vielfalt und die Leistungen der Zuwanderer der ersten Generation in den Blick zu nehmen", schreibt er. "Ohne die Menschen, die ihre Heimat verließen, um hier zu arbeiten, wären die Fabriken in Nordrhein-Westfalen stillgestanden."
Von der Haltung dieser Zuwanderer könne viel gelernt werden. "Der große Wohlstand unseres Landes und der Erfolg unserer Wirtschaft beruhen auch auf dem Fleiß dieser Gastarbeitergeneration, oft gepaart mit Entbehrungen, Einsamkeit und Heimweh", lobt der Ministerpräsident. Sie hätten einen erheblichen Anteil daran, dass NRW heute ein international erfolgreicher Industriestandort sei. "Deutschland und Nordrhein-Westfalen stehen tief in ihrer Schuld - und sind zu großem Dank verpflichtet."
Der Inbegriff des Aufstiegs durch Bildung und erfolgreiche Integration sei die Geschichte der Forscher Uğur Şahin und Özlem Türeci, die den ersten Impfstoff gegen das Coronavirus entwickelt hätten, hob Wüst hervor. Ähnliche Geschichten - weniger prominent und in den verschiedensten Ausführungen - gebe es millionenfach in NRW und in ganz Deutschland.
"Vielfalt gehört zu unserer DNA, unser Land ist geprägt von einer besonderen Integrationsgeschichte." Hunderttausenden Zuwanderern aus der Türkei, aus Italien, Spanien, Griechenland oder Portugal gebühre Respekt für ihren Anteil am Wiederaufbau Deutschlands und am Erfolg der Volkswirtschaft. "Danke, dass Sie geblieben sind!", schließt Wüst seinen Gastbeitrag.