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Düsseldorf: "Little Tokio" – ein Stück Japan in NRW


Verbindung seit den 1950er-Jahren
"Little Tokio" – Was Düsseldorf so japanisch macht

Von dpa
Aktualisiert am 15.01.2025 - 14:35 UhrLesedauer: 4 Min.
Ekō-Haus der Japanischen KulturVergrößern des Bildes
Japan? Nein, Düsseldorf (Archivbild): So idyllisch präsentiert sich der Tempelpark rund um das Ekō-Haus der Japanischen Kultur im Stadtteil Niederkassel. (Quelle: Andreas Drouve/dpa-tmn/dpa-bilder)
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Das Tor ins Land der aufgehenden Sonne öffnet sich: in Düsseldorf. In der Landeshauptstadt NRWs lebt die größte japanische Gemeinschaft in Deutschland. Erkundungen an der Nahtstelle zweier Welten.

Bäume und Sträucher tragen fantasiereiche Formschnitte. Die Sonne flutet eine Bogenbrücke. Ein Teich ist mit Seerosen übersät. Die Wiesen wirken derart gepflegt, als hätte sie jemand gekämmt. Über dem kleinen Traumpark steigen die geschwungenen Dächer eines Buddha-Tempels auf.

Wüsste man es nicht besser, würde man das exotische Ensemble irgendwo in Japan verorten. Doch es liegt in Düsseldorf, genauer gesagt: auf dem Gelände des Ekō-Hauses der Japanischen Kultur im Stadtteil Niederkassel. Die Institution versteht sich als Fixpunkt der japanischen Gemeinschaft, als Bindeglied zwischen Ostasien und Mitteleuropa.

Little Tokio: 15.000 Japaner leben in der Region Düsseldorf

Japan und Düsseldorf pflegen seit den 1950er-Jahren enge Bande. In und um die Rheinmetropole sind rund 650 japanische Unternehmen ansässig, die für die Automobil- über die Baumaschinen- bis hin zur Hightechindustrie produzieren. Den Ausschlag für die Niederlassungen japanischer Firmen gab die strategisch günstige Lage zwischen der damaligen Bundeshauptstadt Bonn und dem Ruhrgebiet. Die Tradition setzt sich bis in die Gegenwart fort.

Zählt man das Umland mit, kommt man auf 15.000 Japaner, die hier ansässig sind. Sie werden in Betriebe entsandt, bringen oft ihre Familien mit, bleiben im Schnitt drei bis vier Jahre. Manche aber schlagen Wurzeln.

Japan beginnt in Düsseldorf kurz hinter dem Hauptbahnhof

Japan in Düsseldorf beginnt wenige Gehminuten vom Hauptbahnhof entfernt: mit japanischen Läden, japanischen Restaurants, japanischen Schriftzeichen auf Schildern. "Little Tokyo", Klein-Tokio, heißt das Viertel um die Klosterstraße und Immermannstraße.

Dort führt die 58-jährige Yurie Takagi die "erste, älteste und seinerzeit größte japanische Buchhandlung in Europa", bekräftigt sie stolz. Gründer waren ihre Eltern. Für Kunden ist das Geschäft ein Manga-Mekka. Wer sich für japanische Küche, Sprache und Kultur interessiert, wird ebenfalls fündig.

In Hamburg geboren und aufgewachsen, studierte Takagi in Japan Deutsche Sprache und Literatur. Sie pflegt eine seltsam positive Sicht auf die Dinge: "In Deutschland ist es gemütlicher." Dies kann man wohl nur nachvollziehen, wenn man Japans schnelllebige, überfüllte Millionenstädte kennt.

Ebenfalls an der Immermannstraße betreibt Hidenori Yoshimatsu einen japanischen Shop für Tees und Geschenkartikel. Der 71-Jährige lebt seit 30 Jahren hier, spricht ein kauziges Deutsch und hatte zuvor als Kellner und Koch in einem Hotel in Tokio gearbeitet.

Wasabi, Düsseldorfer Senf und eine kulinarische Botschaft

Die Sitten seiner Heimat pflegt er leidenschaftlich mit Ikebana, der Kunst des Blumenarrangierens, und dem Genuss von Reiswein, bekannt als Sake. Er kocht stets japanisch, bringt aber deutsche Noten ein – etwa, wenn er Roastbeef für den Genuss mit Essstäbchen in feine Happen schneidet, es in Düsseldorfer Senf mariniert und mit frischem Wasabi kombiniert.

Während Yoshimatsu nur privat kocht, ist Tetsuo Ohashi im Restaurant "Hyuga" ein kulinarischer Botschafter Japans. Das Credo des Spitzenkochs: "Die Gäste sollen Freude haben an japanischem Essen." Die Gastronomie genießt in seiner Heimat obersten Stellenwert. Ohashi, 69 Jahre alt, zaubert rohen Fisch auf Sashimi-Art auf die Teller sowie Tempura, Sushi und Sellerie, den er in süßen Essig einlegt.

Geblieben, um Mode zu machen

Einen traditionellen japanischen Dreh für seine Produkte hat auch der Modedesigner Hiroyuki Murase gefunden. Im Stadtteil Flingern-Süd dient dem 41-Jährigen eine vormalige Backwaren- als Ideenfabrik. Unter dem Label Suzusan kreiert er Kollektionen für Damen und Herren, die zwischen Paris und New York reißenden Absatz finden.

Murase kam vor zwei Jahrzehnten in die Rheinmetropole, um an der Kunstakademie Bildhauerei zu studieren, berichtet er. Dann driftete er in die Mode ab, obwohl er überzeugt war, dass die Branche eigentlich nichts Neues mehr brauchte.

Doch Murase griff auf, was er aus seinem Heimatdorf kannte und vom Aussterben bedroht war: Shibori, eine jahrhundertealte manuelle Technik zum Färben von Stoffen, vergleichbar mit Batik. Bis heute entwirft Murase in Düsseldorf die Designs und gibt die Produktion in Japan in Auftrag.

Jedes Stück, auch in seinem Store in der Ronsdorfer Straße, ist ein Unikat, und auch er ein Pendler zwischen den Kulturen. "Ich gehe oft in Museen und Galerien in Düsseldorf, das gibt Inspiration ohne Ende."

Düsseldorf als Appetizer

Bleibt die Frage: Kann Düsseldorf eine Reise in das "Land der aufgehenden Sonne" ersetzen? Ganz sicher nicht. Den wahren Zauber der fremden Kultur spürt man erst in Japan. Aber ein Besuch ist ein Appetitmacher, so wie bei Koch Ohashi. Oder wie im Japanischen Garten, der mit seiner Pflanzenpracht und einem Teich voll fetter Koikarpfen einen Teil des Nordparks einnimmt. Oder wie im Tempelpark des Ekō-Hauses, wo wie in Japan die Kirschblüte für den Anfang des Frühjahrs steht.

Wer nun eine Reise nach Düsseldorf plant, sollte sich den 24. Mai vormerken: Dann findet der Japan-Tag mit Hunderttausenden Besuchern in der City statt. Das Kultur- und Begegnungsfest mit einem riesigen Feuerwerk am Abend ist ein Höhepunkt im Düsseldorfer Veranstaltungskalender. Weitere Auskünfte unter visitduesseldorf.de.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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