Rekord bei Drogentoten Kick nach Mausklick: Drogenhandel im Internet boomt in NRW

Immer mehr Menschen besorgen sich laut LKA Drogen im Internet. Die Onlinehändler seien häufig gebildet, hätten Ahnung von Technik und agierten "wie Kaufleute".
Drogen werden laut Landeskriminalamt (LKA) zunehmend im Internet bestellt und dann per Post an die Käufer verschickt. Im Jahr 2022 seien 9.337 Ermittlungsverfahren im Zusammenhang mit dem Postversand von Betäubungsmitteln eingeleitet worden – nach 5.279 Verfahren im Jahr davor. Das geht aus dem "Lagebild Rauschgiftkriminalität 2022" hervor, das am Montag veröffentlicht wurde. Insgesamt ging die Rauschgiftkriminalität nach einem Höhepunkt im Jahr 2021 demnach aber leicht zurück (minus 5,3 Prozent).
"Der Onlinehandel und der Postversand von Betäubungsmitteln nehmen deutlich zu (plus 76,87 Prozent)", heißt es gleich zu Beginn des LKA-Papiers. Der rapide Anstieg hänge aber mit älteren Verfahren zusammen, bei denen man zunächst die Internet-Dealer ausfindig gemacht habe. Danach sei es dann tausendfach zu Anzeigen gegen deren Kunden gekommen. Fakt sei aber: "Der illegale Handel mit Betäubungsmitteln verlagert sich zunehmend in das Internet."
Die "Täterinnen oder Täter im Bereich des Onlinehandels entsprechen nicht mehr dem Typus des klassischen Dealers", heißt es weiter. Onlinehändler seien häufig gebildet, hätten Ahnung von der Technik und agierten "wie Kaufleute".
Neue Drogen
Bei den "neuen psychoaktiven Stoffen", deren Handel inzwischen verboten ist, steigen die Zahlen ebenfalls stark an. Es handelt sich um Substanzen, die sich chemisch nur geringfügig von anderen Drogen unterscheiden. Die Gefährlichkeit dieser neuen Stoffe liege darin, "dass jedes Produkt verschiedene Arten und Konzentrationen davon enthalten kann", so die Ermittler im Lagebild: "Das hat zur Folge, dass bei jedem Konsum die Gefahr einer möglichen Überdosierung oder schwerwiegender Nebenwirkungen besteht." Die Verstöße gegen das Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetz stiegen um 158,33 Prozent.
"In Nordrhein-Westfalen werden zunehmend polizeiliche Vorgänge in Zusammenhang mit dem Missbrauch von Lachgas als Rauschmittel verzeichnet", heißt es im Lagebild zum Thema Lachgas. "Konnten im Jahr 2021 noch 68 Fälle in Zusammenhang mit dem Missbrauch von Lachgas festgestellt werden, waren es im Jahr 2022 schon 215 Fälle."
Cannabis, Heroin, Kokain
Bei Cannabis nahmen die Delikte um 4,38 Prozent auf 45.133 Fälle ab, auch bei Heroin sank die Zahl der Fälle um 7,18 Prozent (auf 2.896). Die Delikte bei Kokain stiegen um 5,77 Prozent auf 4.928. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 217 Cannabis-Plantagen entdeckt und sichergestellt: Das entspreche bei einer einmaligen Ernte etwa 3.200 Kilogramm konsumfähigem Cannabis.
Die Anzahl der Rauschgifttodesfälle ist erneut angestiegen (plus 1,44 Prozent) und hat mit 703 Opfern einen neuen Höchststand erreicht. Das Durchschnittsalter der Rauschgifttoten lag bei 43,8 Jahren.
- Nachrichtenagentur dpa