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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Landtagssitzung NRW: Wird der Wolf bald zum Abschuss freigegeben?
Bauern beklagen immer wieder Verluste in ihren Herden durch Wölfe. Im Landtag wird am Dienstag über den Abschuss von Wölfen in NRW beraten.
Am Dienstag diskutiert der Landtag in Nordrhein-Westfalen den möglichen Abschuss von Wölfen – Anlass sind vermehrte Wolfsangriffe auf Nutztiere im Bundesland. Bereits im Voraus betonte Umweltminister Oliver Krischer (Grüne), dass er sich einen leichteren Abschuss der "Problem-Wölfe" in NRW durchaus vorstellen könne. Unterstützt wird diese Haltung von Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne), die ebenfalls einen Abschuss erleichtern möchte, wie der "WDR" berichtet.
Doch die Umsetzung könnte kompliziert sein. In Deutschland sind Bundesländer für das sogenannte Wolfsmanagement zuständig. Zeitgleich genießt der Wolf bundes- und europaweit einen Schutzstatus. Somit ist eine individuelle Abschussregelung in NRW rein rechtlich gar nicht möglich und auch vom Umweltministerium nicht gewünscht. Laut Krischer gebe es nicht den Wunsch, den Wolf in die Jagdverordnung aufzunehmen.
Wie der Abschuss von Wölfen rechtlich konkret geregelt werden soll, sei bisher noch nicht klar. In Niedersachsen scheiterte jüngst ein Schäfer, der aufgrund der vermehrten Wolfsgefahr für seine Schafsherde das Führen einer Waffe beantragt hatte. Das Gericht begründete seine Entscheidung damit, dass der Wolf EU-weit unter Schutz stehe.
Wolfsgefahr in NRW?
Auf der interaktiven Karte von "Wolf in Nordrhein-Westfalen" des Landesamts für Natur-, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen wurden für dieses Jahr 99 Wolfssichtungen verzeichnet. Der überwältigende Anteil dieser Wolfssichtungen war harmloser Natur – die Tiere wurden durch Fotofallen festgehalten oder konnten durch ihre Hinterlassenschaften identifiziert werden.
Allerdings bleibt es nicht nur bei den harmlosen Sichtungen: immer wieder reißen Wölfe Herdentiere in Nordrhein-Westfalen – zuletzt in Wipperfürth und Stemmwede. Dort wurden zahlreiche Lämmer und Schafe schwer verletzt oder tot aufgefunden. Andere Tiere waren nicht mehr aufzufinden und offenbar von Wölfen verschleppt worden.
Bauern fordern Abschussquote
Aufgrund der vermehrten Vorkommnisse forderten zahlreiche Bauern bereits Anfang August eine Abschussquote für Wölfe. Wie die "Rheinische Post" berichtet, wandten sich führende Bauernverbände in einem "scharf formulierten Brief" an Bundesumweltministerin Steffi Lemke. Darin forderten sie eine jährlich festgelegte "Entnahmequote" für Wölfe. Konkret heißt das: Wölfe sollen getötet werden, auch wenn sie keine sogenannten "Gefahrentiere" sind. Ziel sei die Dezimierung des Wolfsbestands.
Bisher sind in Nordrhein-Westfalen ausschließlich finanzielle Ausgleiche durch von Wölfen verursachte wirtschaftliche Schäden vorgesehen, sowie Förderungen von Schutzmaßnahmen. Diese umfassen ausgebildete Herdenschutzhunde und elektronische Schutzzäune und können seit dem 1. September 2022 bei der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen beantragt werden. Der Fördertopf umfasst ganze 4,5 Millionen Euro.
- wdr.de: "Können Problem-Wölfe in NRW bald leichter abgeschossen werden?"
- wolf.nrw: Wolfsnachweise, Stand 5. September 2023
- wolf.nrw: "Wolfsmanagement"
- rp.de: "Bauern fordern Abschussquote für Wölfe – neues Revier in NRW"
- wdr.de: "Wölfe in NRW: 4,5 Millionen Euro für Herdenschutz"