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Einschulung in NRW: Kosten für Schulanfang sind zu hoch und ungerecht


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Schulbeginn ist teures Vergnügen
Wer soll sich das leisten können?

MeinungVon Olga Felker

08.08.2023Lesedauer: 3 Min.
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Es braucht einiges an Material vor Schulbeginn: Nach oben hin gibt es kein preisliches Limit. (Quelle: IMAGO/Thorsten Gutschalk)
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Die Einschulung ist ein Höhepunkt im Leben des Kindes und ein teures Vergnügen für die Eltern. Für viele Familien sind die Kosten zu hoch.

Gerade darf ich es noch aus der Distanz erleben: Das Kind einer Freundin wurde diese Woche eingeschult. Doch schon bald, in einem Jahr, trifft mich als alleinerziehende Mutter einer Tochter der Wahnsinn namens Einschulung selbst.

Die Einschulung eines Kindes kostet im Schnitt 500 Euro, nach oben sind dem Ganzen natürlich keine Grenzen gesetzt. Schulranzen, Hefte, Sportbeutel und Co. gehen eben ganz schön ins Geld. Und dann soll dieser Tag natürlich auch noch gebührend gefeiert werden – schließlich wird er nur einmal im Leben begangen. Vorfreude mischt sich mit Sorgen, denn als Alleinerziehende bleiben die Kosten nur an mir hängen.

174 Euro Förderung reichen nicht

Dabei trifft es mich nicht mal am härtesten. In Deutschland lebt in diesem Jahr jedes fünfte Kind in Armut – Tendenz steigend. Das betrifft sowohl Kinder, deren Eltern Bürgergeld oder andere Leistungen beziehen, als auch Kinder aus Ein-Eltern-Familien, sprich von Alleinerziehenden. Viele dieser Familien beziehen keine Leistungen vom Staat und arbeiten Vollzeit. Das Geld reicht hier oft hinten und vorne nicht – doch Ansprüche auf Förderungen vom Staat haben viele Alleinerziehende trotzdem nicht.

Dabei sind auch diese Förderungen nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Familien, die bereits staatliche Unterstützungsleistungen erhalten, bekommen im Rahmen des Bildungs- und Teilhabepakets pro Schuljahr und Kind 174 Euro – aufgeteilt in 116 Euro am 1. August und 58 Euro am 1. Februar. Bei der Auszahlung wird keine Rücksicht darauf genommen, wann das Schuljahr beginnt und somit das Geld am meisten benötigt wird. So beginnt die Schule im nächsten Jahr beispielsweise in Thüringen bereits am 31. Juli. Das Geld käme also zu spät.

Was ist ein "Heft mit Haus"?

Selbst wenn die Auszahlung der Förderung und der Einschulungstermin günstig zusammenfallen, reicht das Geld häufig nicht aus. Denn während der Tornister gebraucht gekauft werden kann, ist dies bei Heften und Stiften nicht möglich. Mittlerweile bieten viele Discounter kurz vor Schulbeginn viele der Materialien zu einem vergleichsweise erschwinglichen Preis an. Allerdings bekommen insbesondere Eltern von Grundschulkindern hier nicht alles, was sie benötigen.

So stand auf der Materialliste zur Einschulung eines befreundeten Kindes, ein "Heft mit Haus und ohne Linien", sowie eines "ohne Haus, dafür mit farbigem Hintergrund". Die Mutter dieses Kindes verzweifelte fast bei der Suche nach derartigen Heften und landete dann doch im Fachgeschäft, in dem sie 150 Euro allein für Hefte und Stifte loswurde. Für sie kein Problem, für andere schon. Die staatliche Förderung wäre damit bereits überschritten gewesen und das Kind hätte zwar Hefte und Stifte, aber noch keinen Schulranzen, Sportbeutel oder Hallenschuhe gehabt.

Ach so, und zur Erklärung: Bei einem "Heft mit Haus" ist am Zeilenanfang und Zeilenende zur Orientierung für Rechts- und Linkshänder ein Haus eingezeichnet.

Verzicht für eine gelungene Einschulung

Damit ist klar: Im Fachgeschäft werden nur die nötigsten Materialien gekauft. Der Rest im Discounter oder gebraucht. Ganz schön zeitintensiv und damit wieder eine große Herausforderung für Alleinerziehende. Denn neben Geld mangelt es uns insbesondere an Zeit.

Wann wir neben Vollzeitstelle, Kinderbetreuung und Haushalt auch noch auf so vielen unterschiedlichen Wegen alles zusammensuchen sollen, ist mir nicht klar. Möglich machen werden ich und viele andere Eltern es aber trotzdem – das Sparschwein steht für nächstes Jahr schon bereit.

Verwendete Quellen
  • buerger-geld.de: "Leistungen für Bildung und Teilhabe"
  • Eigene Beobachtungen
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