"Alarmsignal" Erstmals seit 1993: Arbeitslosigkeit in Sachsen steigt in einem Oktober
Die unsichere Wirtschaftslage wirkt sich spürbar auf Sachsens Arbeitsmarkt aus. Experten schlagen Alarm und fordern Investitionen in Qualifizierungsmaßnahmen.
Die schlechte Stimmung in weiten Teilen der Wirtschaft schlägt auf Sachsens Arbeitsmarkt durch. Erstmals seit gut 30 Jahren sei die Arbeitslosigkeit in einem Oktober gestiegen, teilte die Bundesagentur für Arbeit Sachsen mit. Die unsichere Wirtschaftslage und konjunkturelle Risiken wirkten sich spürbar auf den Arbeitsmarkt aus – so stark, dass nun langjährige Trends unterbrochen würden, konstatierte der Chef der Regionaldirektion, Klaus-Peter Hansen. Ein Stimmungsumschwung bei den Unternehmen ist laut aktuellen Zahlen des Ifo-Instituts derweil nicht in Sicht.
Sachsen: 9.000 Arbeitslose mehr als im Vorjahr
Im Oktober stieg die Zahl der Arbeitslosen in Sachsen um 329 auf rund 139.600 Menschen im Vergleich zum Vormonat. Vor einem Jahr waren hierzulande noch rund 9.000 Männer und Frauen weniger arbeitslos gewesen. Dresden verzeichnete einen Anstieg von 10,5 Prozent. "Die Herbstbelebung fällt aus", erklärte Hansen. Zuletzt gab es das in Sachsen im Jahr 1993.
Viele Unternehmen, vor allem in konjunkturabhängigen Branchen, zeigen sich zurückhaltend bei Neueinstellungen, während gleichzeitig mehr Menschen sich arbeitslos melden, so die Regionaldirektion. Sachsens DGB-Chef Markus Schlimbach bezeichnete die Entwicklung als Alarmsignal und rief die Bundesregierung auf, in Qualifizierungsmaßnahmen für Arbeitslose zu investieren. Kürzungen im Haushalt der Bundesagentur für Arbeit wären Gift angesichts der wachsenden Arbeitslosigkeit, betonte er.
Ifo-Institut: Stimmung in ostdeutscher Wirtschaft unverändert niedrig
Die Stimmung in der ostdeutschen Wirtschaft bleibt laut einer Analyse des Ifo-Instituts in Dresden derweil unverändert auf niedrigem Niveau. Der Geschäftsklimaindex stagnierte im Oktober bei 88,3 Punkten. Die befragten Unternehmen beurteilten ihre Geschäftslage etwas besser als im Vormonat, die Geschäftserwartungen waren hingegen geringfügig ungünstiger als im September. Das Ifo-Geschäftsklima Ostdeutschland basiert auf etwa 1.700 Meldungen von Unternehmen. Dazu wird jeden Monat nach der aktuellen Geschäftslage und den Erwartungen für die kommenden sechs Monate gefragt.
Beschäftigungszuwächse hat es laut Regionaldirektion zuletzt etwa in Heimen und im Sozialwesen, dem Gesundheitswesen und der öffentlichen Verwaltung gegeben. Deutliche Rückgänge wurden aus dem verarbeitenden Gewerbe, der Leiharbeiter und dem Baugewerbe gemeldet.
Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit war regional unterschiedlich. Während vor allem in den Landkreisen Sächsische Schweiz-Osterzgebirge (-1,6 Prozent), Görlitz (-1,5) und Vogtland (-1,4) weniger Arbeitslose im Vergleich zum vergangenen Monat gemeldet waren, stieg ihre Zahl im Landkreis Zwickau (+4,1 Prozent) sowie den Städten Leipzig (+1,8 Prozent) und Chemnitz (+1,0 Prozent). Landesweit am niedrigsten war die Arbeitslosenquote in den Landkreisen Erzgebirge und Sächsische Schweiz-Osterzgebirge mit jeweils 5,1 Prozent, am höchsten in Chemnitz mit 9,0 Prozent.
- Daten der Bundesagentur für Arbeit: Bestand an Arbeitslosen nach Regionen aufgeschlüsselt – per Mail eingegangen
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa