Landkreis Bautzen Rätselhafte Babyknochen im Eimer: Neue Spur
Ein rätselhaftes Verbrechen aus Sachsen beschäftigt auch "Aktenzeichen XY… Ungelöst". Jetzt vermelden die Ermittler eine neue Fährte.
Am 26. September hatten Spaziergänger im Landkreis Bautzen einen grausigen Fund gemacht: Im Karswald bei Fischbach stießen sie in der Nähe der Bundesstraße 6 auf einen blauen Müllsack. Darin versteckt: Ein blauer Plastikeimer, in dem Teile eines Säuglingsskeletts und einige Textilüberreste aufbewahrt worden waren.
Wie kamen die sterblichen Überreste des Kleinkinds in den Karswald? Monatelang schienen die Ermittler im Dunklen zu tappen – nun gibt es eine neue Spur. Die Görlitzer Polizeidirektion teilte am Mittwoch mit, dass Ergebnisse von Erdproben ergeben hätten, dass das tote Kind und seine Eltern wohl gar nicht aus der direkten Umgebung des Karswalds stammen, sondern vielmehr 100 bis 200 Kilometer entfernt.
Die analysierten Erdproben, die an dem erschreckenden Fund gemacht worden waren, stammen demnach wohl aus dem westlichen oder mittleren Teil des Erzgebirges. Auch das tschechische Erzgebirge, das Böhmische Becken oder das südliche Vogtland kommen laut den Ermittlern infrage.
Die Kriminalisten gehen davon aus, dass der Plastikeimer schon an einem anderen Ort vergraben war. Ihre Vermutung: Möglicherweise sei das ursprüngliche Versteck wegen Bauarbeiten nicht mehr sicher gewesen und daraufhin der Eimer im Karswald abgelegt worden.
"Aktenzeichen XY": Überreste eines toten Kindes im Wald entdeckt
Nach dem Fund im Herbst war das Gebiet mit Spürhunden und Drohnen durchkämmt worden, es wurden zahlreiche Spuren gesichert, zig Menschen befragt. Aber auch viele Hinweise halfen bisher nicht, den Fall aufzuklären. Die Kriminalpolizei ermittelt wegen des Verdachts eines Tötungsdelikts.
Dank der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY... ungelöst" vom Mittwochabend sind hunderte neuer Hinweise eingegangen. Allein im Studio seien 145 Anrufe mit Hinweisen eingegangen. Hinzu kamen über 100 Anrufe im Lagezentrum in Görlitz, sowieso dutzende E-Mails. "Die meisten Anrufer bezogen sich auf das Etikett", teilte ein Polizeisprecher t-online mit.
Ob der entscheidende Hinweis unter den rund 300 Meldungen dabei ist, wird sich voraussichtlich Anfang nächster Woche herausstellen, wenn diese sortiert und priorisiert sind. "Die Betroffenheit ist enorm – das spüren wir nun auch bundesweit", so der Sprecher weiter.
Nach ihren Erkenntnissen war das Kind schon tot, als es in den Karswald gebracht wurde. "Es war wahrscheinlich nicht allzu lange dort", sagte eine Polizeisprecherin. Zur Identität des Kindes, also etwa sein Alter und Geschlecht, hat die Polizei bislang keine Angaben gemacht.
Angesichts seiner Größe gehen die Ermittler davon aus, dass der Säugling lebensfähig war und in der 40. bis 42. Schwangerschaftswoche zur Welt kam. Der Todeszeitpunkt sei nicht mehr feststellbar und es sei auch unklar, ob das Neugeborene gelebt habe.
- Pressemitteilung der Polizei Sachsen, 16.08.2023
- Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa
- Telefonat mit Polizeidirektion Görlitz