"Alles, was sich im Kirchenschiff befand, ist vernichtet" Die Suche nach der Brandursache beginnt
Am Wochenende war selbst den Brandursachenermittlern der Zutritt zur Kirche verwehrt. Nun haben Statiker das Gebäude für Untersuchungen freigegeben.
Erst am Montagmorgen konnte die Polizei mit der Spurensicherung in der barocken Stadtkirche beginnen. Nach dem Großbrand konnte die nahezu völlig zerstörte Kirche gar nicht betreten werden. Bevor die Brandursachenermittler ihre Arbeit aufnehmen konnten, mussten Statiker die Überreste des Gebäudes inspizieren. Um sich einen Überblick über den Brandort zu verschaffen, wurde unter anderen eine Drohne eingesetzt, teilte die Polizei Görlitz mit.
Der Einsatz dürfte noch einige Tage in Anspruch nehmen. Die genaue Ursache für den Brandausbruch bleibt unklar. Es werde in alle Richtungen ermittelt und auch die Zeugenbefragungen würden fortgesetzt.
Kunstschätze in Großröhrsdorf: "Es ist alles vernichtet"
Am Wochenende hatte das regnerische Wetter den Einsatzkräften in die Hände gespielt. "Die Glutnester sind vorerst gelöscht, auch in der Nacht musste die Feuerwehr nicht gerufen werden", so ein Polizeisprecher am Sonntag. Gleichwohl bleibe eine Brandwache vor Ort, um die Situation im Blick zu behalten. Am Samstag hatten sich Einsatzkräfte unter anderem mit Kettensägen durch die Trümmer gearbeitet, um letzte Glutnester zu bekämpfen. Vereinzelt qualmte und rauchte es aus Kirche.
Das Feuer in der barocken Kirche war in der Nacht zum Freitag ausgebrochen und hatte den Dachstuhl, das Kirchenschiff und Teile des Glockenturms zerstört. Verletzte gab es nicht. Anwohner hatten von einem Knall und auch von einer Detonation berichtet. Hier lesen Sie alle Detail zum Ausmaß der Zerstörung.
Der verheerende Brand hat auch die meisten der historischen Kunstschätze zerstört. "Alles, was sich im Kirchenschiff befand, ist vernichtet", sagte Pfarrer Stefan Schwarzenberg der Deutschen Presse-Agentur. Neben Taufstein und -schale, Kanzel, Orgel und Emporen wurden nach seinen Angaben auch eine geschnitzte Madonna aus dem 15. Jahrhundert und die Nachbildung des Altars der Leipziger Thomaskirche Opfer der Flammen und großen Hitze. "Einzig das Epitaph aus Sandstein, Grabmal einer örtlichen und dort begrabenen Mäzenin aus dem 18. Jahrhundert, hat das überstanden."
Kirchengemeinde sammelt Spenden
Am Sonntagabend wollte die Kirchgemeinde für die zerstörte Kirche eine Abendmusik mit Posaunenchören der Umgebung auf der Pfarrwiese in Großröhrsdorf veranstalten, auch über die Homepage wird zum Spenden aufgerufen. Innerhalb weniger Stunden kam bereits eine "überwältigende" Summe zum Wiederaufbau der Kirche zusammen. Der Maler und Bildhauer Michael Fischer-Art bot in einem Interview mit Radio Lausitz sogar an, für die Kirche einen Altar bauen, ihn bemalen und stiften zu wollen.
Das Geld dafür könnte durch eine Sonderbriefmarke eingespielt werden. "Ich hoffe sehr, dass wir einen Anschub für den Aufbau geben können", sagte der Künstler und Vertreter der Leipziger Schule dem Sender.
Die evangelische Stadtkirche wurde 1731 bis 1736 erbaut, sie hatte einen fast 50 Meter hohen Turm. Sie befindet sich samt Friedhof auf einer Erhöhung in dem Ort rund 25 Kilometer östlich von Dresden und ist weithin sichtbar.
- medienservice.sachsen.de: Mitteilung der Polizeidirektion Görlitz vom 7. August 2023
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa