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BVB | Kapitän Marco Reus frustriert: "Haben das Glück überstrapaziert"


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Historische Heimpleite gegen Werder
BVB-Kapitän Reus frustriert: "Haben das Glück überstrapaziert"

InterviewVon Dietmar Nolte

Aktualisiert am 21.08.2022Lesedauer: 4 Min.
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Reus am Ball: Nach dem Spiel traute er sich als Einziger, t-online ein Interview zu geben. (Quelle: Taeger/imago-images-bilder)
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Nach der Heimpleite gegen Bremen herrschen beim BVB Frust und Ratlosigkeit. Kapitän Marco Reus spricht als Einziger Klartext.

Bis zur 89. Minute 2:0 geführt, dann in den sechs Minuten bis zum Abpfiff noch drei Gegentore kassiert – nie zuvor in der Geschichte der Bundesliga hat eine Mannschaft einen derartigen Einbruch erlebt wie Borussia Dortmund gegen Werder Bremen.

Entsprechend frustriert und weitgehend sprachlos präsentierten sich die Spieler nach dem Debakel gegen den Aufsteiger und machten nach Spielende um die wartenden Journalisten lieber einen Bogen. Nico Schlotterbeck winkte ab, Gregor Kobel verschwand schnell im Auto und auch Mats Hummels wollte nichts mehr sagen. Anthony Modeste, mit zwölf Ballkontakten und neun Pässen, von denen drei beim Gegner landeten, ein Fremdkörper im Dortmunder Spiel, blieb gleich ganz verschollen.

So war es am Ende dem Kapitän vorbehalten, eine Niederlage zu erklären, die mit dem Zwischenstand aus der 89. Minute eigentlich nicht zu erklären ist. Und doch spiegelte das Ergebnis am Ende nur wider, was auch die Statistik zum Spiel schon aussagt: Bremen hatte mehr Ballbesitz, spielte mehr Pässe, hatte mehr Torschüsse und gewann mehr Zweikämpfe. Tatsachen, die auch Marco Reus im Interview Anlass zum Grübeln geben.

t-online: Marco Reus, drei Gegentreffer so kurz vor Spielende, das hat es in dieser Form noch nicht gegeben. Was sagen Sie zu diesem Einbruch?

Marco Reus: Das letzte Spiel, in dem es so ähnlich lief, aber andersherum, war unsere Partie in der Champions League gegen Malaga. Jetzt haben wir selbst erlebt, wie so etwas ist. Darüber müssen wir gar nicht reden – das ist unerklärlich, wenn du in fünf Minuten drei Gegentore bekommst. Das darf uns in dieser Art und Weise einfach nicht passieren.

Spiegelt das Ergebnis trotzdem auch die Leistung wider?

Wir haben in den gesamten 90 Minuten keinen guten Fußball gespielt, das muss man ehrlich sagen. Trotzdem führen wir zu Hause in der 89. Minute mit 2:0 – das musst du einfach über die Zeit bringen. Wobei diese Formulierung "über die Zeit bringen" eigentlich schon schrecklich genug ist. Unser Anspruch ist etwas anderes, vor allem auch spielerisch. Und da haben wir nicht überzeugt!

Nach Pokalsieg und den beiden Auftaktsiegen in der Liga herrschte große Euphorie, jetzt sind die Fans mächtig frustriert.

Der Frust ist nicht nur bei den Fans groß, sondern bei uns auch. Wir haben uns auch etwas anderes vorgestellt. Vor allem die Art und Weise, wie wir die Gegentore bekommen haben, ist schlicht zu einfach. Wir haben noch umgestellt nach dem 1:2, aber wir waren dann einfach zu passiv. Man muss auch ehrlich sagen, dass Bremen über die gesamte Spielzeit von der Spielanlage her besser war. Es muss uns zu denken geben, dass wir spielerisch keine Möglichkeiten gefunden haben, eine Dominanz aufs Spielfeld zu bringen. Wir haben die Bälle zu leichtfertig hergegeben und sind ständig hinterhergerannt. Wir hatten den Ball keine 20 Sekunden in den eigenen Reihen. Das ist nicht unser Spiel!

In einer Phase in der zweiten Halbzeit konnte sich Bremen immer hinten herausspielen. Was war da der Dortmunder Plan: Wollten Sie pressen oder sich zurückziehen?

Es ist ja immer eine Kombination. Aber wir haben es dieses Mal im Kollektiv einfach insgesamt nicht gut gemacht. Die Abstände waren zu groß. Wir müssen uns auf jeden Fall auf etwas einigen, denn so ist es für den Gegner zu einfach. Sie spielen einen langen Ball nach dem anderen, lassen tropfen und dann läufst du 20, 30 oder 40 Meter zurück. Das darf nicht passieren.

Wie bewerten Sie in der Offensive Ihr Zusammenspiel mit Anthony Modeste?

Wenn du das Spiel 2:3 verlierst, heißt das automatisch, dass wir im Gesamten spielerisch nicht gut aufgetreten sind – nicht nur Toni. Wir hatten zu wenig Möglichkeiten, ihn ins Spiel einzubinden. Darüber müssen wir reden, und das werden wir. Das war jetzt für uns alle ein Schock.

Hätte man nach dem Bremer Anschlusstor in der Nachspielzeit auch noch mehr und besser kommunizieren müssen auf dem Platz?

Auf dem Platz ist es schwierig, weil die Stimmung dann so hochkocht. Du musst dich dann trotzdem an die Basics erinnern, du musst das Tor verteidigen. Das haben wir im Kollektiv einfach nicht gut gemacht. Das ist sehr, sehr enttäuschend!

Wo muss und kann der BVB jetzt ansetzen?

Wir haben jetzt in drei, vier Spielen spielerisch nicht überzeugt, das hat man ja gesehen. Uns fehlen ein bisschen die Automatismen. Dann ist gegen Bremen Mo Dahoud früh verletzt weggefallen. Er ist für uns ein wichtiger Spieler, um Kontrolle über das Spiel zu bekommen und spielerisch Akzente zu setzen. Es läuft gerade nicht in unsere Richtung. Wir haben in den ersten beiden Spielen ein bisschen Glück gehabt. Jetzt wurden wir bestraft, weil wir das Glück ein bisschen überstrapaziert haben. Jetzt heißt es, sich neu fangen, das Ganze besprechen und dann wieder Gas geben.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
  • Interview in der Mixed Zone mit Marco Reus
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