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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Freisprüche nach tödlichen Schüssen Dortmunder Polizei-Chef: "Wir sind erleichtert"
Der Prozess um die tödlichen Polizeischüsse auf einen 16-jährigen senegalesischen Geflüchteten in Dortmund endete mit einem Freispruch für alle Angeklagten. Während Polizei und Gewerkschaft Erleichterung zeigen, gibt es auch skeptische Stimmen.
Im Prozess um die tödlichen Polizeischüsse auf einen 16-jährigen senegalesischen Geflüchteten in Dortmund sind am Donnerstag alle Angeklagten freigesprochen worden. Das Landgericht sah weder beim Schützen noch beim Einsatzleiter eine Straftat. Die Polizeigewerkschaft und der Dortmunder Polizeichef zeigen sich nach dem Urteil erleichtert. Es gibt aber auch kritische Stimmen.
Der Dortmunder Polizeipräsident Gregor Lange sagte: "Wir sind erleichtert, dass am Ende eines langen rechtsstaatlichen Verfahrens, nun das Urteil nach umfangreicher Beweiserhebung feststellt, dass alle fünf Angeklagten von den Strafvorwürfen freizusprechen sind." Dennoch bewertet er den Einsatz für alle Beteiligten, insbesondere für die Familie von Mouhamed Dramé, als Tragödie, die seine gesamte Belegschaft stark belastet.
Polizeiforscher kritisiert das Urteil
Die Polizeigewerkschaft (GdP) NRW GdP zeigt sich ebenfalls entlastet: "Wir als GdP um die Gefährlichkeit von Einsatzlagen, bei denen es um Messer geht. Wir wissen, dass in der Lage ganz konkret Entscheidungen gefordert sind – rasch. Wir sind deshalb erleichtert über den Freispruch", teilte die Gewerkschaft auf Social Media mit. Auch der stellvertretende GdP-Landesvorsitzende Markus Robert bewertet das Geschehen als tragisch. Es werde die Hinterbliebenen, aber auch die beteiligten Polizisten zeit ihres Lebens begleiten. "Auch bei den Kolleginnen und Kollegen sind Tränen geflossen, es hat sie tief bewegt", sagt er t-online.
Der Polizeiwissenschaftler und emeritierte Professor der Akademie der Polizei in Hamburg, Rafael Behr, kritisierte bereits im Vorfeld des Urteils die Forderung des Freispruches für vier Beamte seitens der Staatsanwaltschaft. "Professionelle Gewaltanwender", wie es die angeklagten Polizisten seien, müssten "als solche auf diese Situationen vorbereitet sein, zumindest in der groben rechtlichen Bewertung", sagte Behr t-online. Er selbst hätte auf ein Urteil gehofft, das klar die Rechtswidrigkeit der Maßnahmen benennt, aber in der Frage der Schuld beziehungsweise beim Strafmaß milde ausfällt.
- presseportal.de: Mitteilung der Polizei Dortmund vom 13. Dezember 2024
- Gespräch mit Rafael Behr, Professor i. R. der Akademie der Polizei Hamburg
- Gespräch mit Markus Robert, stellvertretender GdP-Landesvorsitzende
- Facebook.com: Post der Polizeigewerkschaft (GdP) NRW vom 13. Dezember 2024