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Rummenigge vor FCB gegen BVB: "Zeit, am Thron der Bayern zu kratzen"


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Michael Rummenigge vor Spitzenspiel
Das spricht eindeutig für Dortmund


Aktualisiert am 31.03.2023Lesedauer: 5 Min.
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Dortmunds Jude Bellingham (r.) trifft Alphonso Davies im Gesicht: Am Samstag trifft der BVB auf die Elf von Bayern München, (Quelle: IMAGO/CHAI)
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Für Ex-Borusse Michael Rummenigge ist es Zeit, die Meisterschaft wieder nach Dortmund zu holen. Nur die Statistik bereitet ihm vor dem Gipfeltreffen Sorgen.

Er hat die Trikots des FC Bayern und des BVB getragen, sein Lebensmittelpunkt aber ist Dortmund geblieben – und hier soll endlich auch die Meisterschale wieder hin, wenn es nach Michael Rummenigge geht. Im Interview mit t-online schätzt der Ex-Nationalspieler die Chancen beider Klubs vor dem Spitzenspiel am Samstag ein, spricht über den Tuchel-Faktor sowie die Arbeit von Edin Terzic – und rät der Borussia trotz der Horror-Statistik der vergangenen Jahre zu einem mutigen Auftritt in München.

t-online: Michael Rummenigge, Tabellenführer gegen Zweiten, Meister gegen Vize, dazu das Wiedersehen von Thomas Tuchel mit seinem Ex-Verein – mehr Spitzenspiel geht nicht, oder?

Michael Rummenigge: Für die Bundesliga ist es super, was da auf uns zukommt. Endlich ist es mal wieder spannend. Und mehr Spitzenspiel geht tatsächlich nicht. Es kann am Samstag eine richtungsweisende Vorentscheidung fallen. Wenn der BVB bei den Bayern nicht verliert, dann glaube ich, dass Borussia Dortmund Deutscher Meister wird!

Wie groß sind aus Ihrer Sicht auf der anderen Seite die Chancen der Bayern auf die Schale?

Sportliche Erdbeben wie jetzt die Trainerentlassung von Julian Nagelsmann hat es in München schon öfter gegeben. Die Bayern waren in der Vergangenheit immer stark, wenn sie unter Druck waren. Und die Statistik von Borussia Dortmund in München war in den letzten Jahren eine einzige Katastrophe. Ich war immer da, und die Mannschaft hat jedes Mal drei, vier oder auch fünf Tore kassiert. Dieses Mal fahre ich nicht hin, vielleicht ist das ein gutes Omen für den BVB (lacht).

Rummenigge favorisiert Dortmund in München

Wer ist in Ihren Augen der Favorit in diesem Klassiker?

Form und Tendenz sprechen eindeutig für Dortmund. Jetzt ist die Zeit, mal am Thron der Bayern zu kratzen und den Titel nach Dortmund zu holen. Wenn nicht jetzt, wann dann?! Wenn du als Tabellenführer mit einem Punkt Vorsprung nach München fährst, dann musst du auch sagen: Wir wollen es packen und Deutscher Meister werden!

Aus Ihrer Sicht sollte der BVB die Partie also trotz der Negativerlebnisse in den letzten Jahren selbstbewusst angehen?

Wenn du mutig auftrittst, kannst du auch in München etwas reißen. Vom Kader her besser besetzt ist der FC Bayern – vielleicht mit Ausnahme der Torwartposition. Ich halte Gregor Kobel für stärker als Yann Sommer. Aber wenn bei Dortmund die Achse stimmt, mit Kobel, Süle und Schlotterbeck, dem zuletzt so starken Can, Bellingham, Reus und Haller, dann kann das durchaus etwas werden.

Jude Bellingham steckte zuletzt in einem kleinen Formtief.

Er hat sehr viele Partien gemacht, fast immer 90 Minuten auf dem Platz gestanden. Bellingham geht in jedem Spiel an sein Limit. Manchmal muss er noch lernen, sich seine Kraft besser einzuteilen. Aber er ist mit seinen 19 Jahren zweifellos eines der größten Talente des Weltfußballs. Leider ist er Engländer, er würde uns auch in der deutschen Nationalmannschaft gut zu Gesicht stehen (lacht). Bellingham ist ein wichtiger Bestandteil dieser Dortmunder Mannschaft, er kann ein Spiel trotz seines jungen Alters schon bestimmen und ist dazu torgefährlich.

Wenn man auf den Kader im Ganzen schaut, heißt es aber "Vorteil Bayern"?

Der FC Bayern hat sicherlich einen der stärksten Kader in Europa. Borussia Dortmund hat auch einen erstklassigen Kader, aber er ist nicht so gut bestückt wie der von Bayern, wenn man sieht, wer dort alles regelmäßig von der Bank kommen kann. Es ist eine besondere Qualität, Spieler einwechseln zu können, die dann als Einzelkönner den Unterschied ausmachen können. Aber Dortmund hat auch diese individuelle Qualität, keine Frage. Marco Reus sorgt in der Endphase seiner Karriere aktuell wieder für Tore. Julian Brandt bringt sein unglaubliches Talent endlich auf den Platz und hat eine tolle Entwicklung genommen. Hoffentlich kann er nach seiner Verletzung wieder spielen.

Welche Rolle wird der Tuchel-Faktor in dieser Partie spielen?

Man muss abwarten, wie Tuchel spielen lässt. Aber ich halte ihn für einen hervorragenden Trainer mit unglaublichen Fachkenntnissen. Überall, wo er tätig war, hatte er Erfolg. Wenn er eine Mannschaft wie Paris mit vielen Diven im Team ins Finale der Champions League führt, dann muss dieser Trainer was draufhaben. In Chelsea fragt man sich wahrscheinlich heute noch, warum man ihn entlassen hat. Ich glaube, dass es auch zwischen Tuchel und den Bayern passen wird. Für einen deutschen Trainer ist es auch eine Krönung der eigenen Laufbahn, Bayern München zu trainieren. Wie lange das dann dauert, wie lange es gutgeht, das kann jetzt niemand sagen. Bei europäischen Spitzenklubs wird es das generell nicht mehr geben, dass ein Trainer dort eine ganze Ära prägt.

Wie schätzen Sie Edin Terzic und seine Arbeit beim BVB ein?

Edin Terzic hat sich beim BVB eine starke Reputation erarbeitet, als er bei seinem ersten Engagement über zehn Spiele keine Partie verloren und den DFB-Pokal nach Dortmund geholt hat. Er ist quasi ein Dortmunder Urgestein, stammt aus der Region, ist mit dem Klub eng verbunden, spricht die Sprache der Menschen hier im Ruhrgebiet und besitzt eine unglaubliche Empathie. Man sieht, wie er mit den Spielern umgeht, was er aus einem Julian Brandt gemacht hat, wie er die Mannschaft führt. In diesem Jahr zehn Punkte aufzuholen auf die Bayern, ist aller Ehren wert. Was Edin Terzic auch zugutekommt: Er war schon als Co-Trainer in England tätig, spricht perfekt Englisch, kann Einzelgespräche zum Beispiel mit Bellingham in fließendem Englisch führen. Das ist ein zusätzliches Pfand. Ich sehe aber noch eine zweite Person, die eng mit dem Aufschwung des BVB verbunden ist.

Wen meinen Sie?

Ich glaube, dass Sebastian Kehl als Sportdirektor einen sehr großen Anteil daran hat, dass es in Sachen Mentalität dieses Umswitchen innerhalb der Mannschaft gegeben hat. Auch seine Idee, die Verträge künftig leistungsbezogener anzupassen, halte ich für genau den richtigen Weg.

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Für Borussia Dortmund beginnen die "Wochen der Wahrheit"

Ist es das Verdienst von Kehl und Terzic, dass die M-Frage in Dortmund nicht mehr die ewige Mentalitätsdebatte meint, sondern die Meisterschaft? Oder hat die Mannschaft sich auch ein Stück weit selbst aus dieser Diskussion befreit?

Ich denke schon, dass die Mannschaft sich da selbst rausgezogen hat. Der BVB ist nicht mehr die Wundertüte, die man noch in der Hinrunde war. Die Mannschaft liefert vor allem in der Bundesliga unglaublich konstant ab, ist auch im DFB-Pokal noch dabei. Für Borussia Dortmund beginnen jetzt am Samstag die Wochen der Wahrheit. Aber eben auch für die Bayern, die als einzige deutsche Mannschaft zusätzlich noch in der Champions League vertreten sind. Das ist halt Bayern München – wenn es um die Wurst geht, sind sie da. Und ich glaube, sie werden auch am Samstag da sein.

Die Wochen der Wahrheit führen den BVB nur vier Tage nach dem Klassiker zum Pokalduell bei RB Leipzig – zu einer Mannschaft, die Sie noch vor einem Jahr als Nummer zwei in Deutschland gesehen haben, noch vor der Borussia.

Leipzig hatte einen guten Saisonstart, hat einen sehr guten Kader – verliert aber Spiele wie zuletzt in Bochum, was dir als Spitzenmannschaft einfach nicht passieren darf. Und die Klatsche bei Manchester City in der Champions League hat auch gezeigt, wo sie aktuell international stehen. Die Reihenfolge in Deutschland ist: Bayern auf eins und Dortmund auf zwei – was sich vielleicht in der Bundesliga in dieser Saison anders darstellt. Aber Leipzig steht erst klar dahinter auf Platz drei. Trotzdem wird es im direkten Duell für Borussia Dortmund beim Pokalspiel in Leipzig außerordentlich schwer. Aber da gilt es tatsächlich, jetzt Schritt für Schritt zu denken. Erst mal in München bestehen – und dann hat der BVB sicher auch die Klasse, in Leipzig zu gewinnen.

Verwendete Quellen
  • Interview mit Michael Rummenigge
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