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"3nach9" wird 50 – Blicke hinter die Kulissen der Talkshow | Radio Bremen


Talkshow wird 50
Bremer TV-Klassiker: Deshalb ist "3nach9" so beliebt

Von t-online, dpa
14.11.2024Lesedauer: 3 Min.
Judith Rakers (l.) und Giovanni di Lorenzo (Archivbild): Das Duo moderiert den Radio-Bremen-Klassiker "3nach9" seit 2010 gemeinsam.Vergrößern des Bildes
Judith Rakers (l.) und Giovanni di Lorenzo (Archivbild): Das Duo moderiert den Radio-Bremen-Klassiker "3nach9" seit 2010 gemeinsam. (Quelle: Radio Bremen/Matthias Hornung)
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Seit 50 Jahren bringt "3nach9" von Radio Bremen Menschen miteinander ins Gespräch. Damit ist die monatliche Sendung Deutschlands dienstälteste Talkshow. Zum Geburtstag geben die Moderatoren Einblicke hinter die Kulissen.

Viele Gäste sind überregional bekannt, andere nicht. Ziel sei, zu zeigen, was für ein Mensch der Gast ist, sagt Giovanni di Lorenzo, der "3nach9" gemeinsam mit Judith Rakers moderiert. "Wir versuchen, eine Atmosphäre zu erzeugen, in der man auch bereit ist, sich zu öffnen und etwas zu erzählen", erklärt Rakers.

Judith Rakers: Talk-Gespräche haben oft "besonderen Zauber"

"Wir haben tolle Persönlichkeiten zu Gast, die schon oft befragt wurden in Einzelinterviews – bei uns treffen sie aufeinander und kommen auch miteinander ins Gespräch. Dadurch ergibt sich oft ein besonderer Zauber."

Dass sie die Gäste anders befrage als ihr Kollege, sei hilfreich. "Wir beide sind unterschiedlich, die Gäste sind unterschiedlich und alles zusammen ist das Gesamtkonzept." Aus Sicht der Medienforscherin Prof. Joan Kristin Bleicher von der Universität Hamburg gehört die persönliche und flexible Gesprächsführung zum Erfolgsrezept der Sendung. Diese könne den Eindruck erzeugen, dass Zuschauerinnen und Zuschauer selbst an der Talkshow teilnehmen.

Diese Gäste sind bei "3nach9" in Erinnerung geblieben

Manche Gespräche hallen bei den Gastgebern lange nach. "Es sind immer die Gäste, die einen emotional berühren", sagt Giovanni di Lorenzo. Das sei etwa bei der Krankenpflegerin und Poetry-Slammerin Leah Weigand mit ihrem Gedicht über die schlechten Bedingungen in der Pflege so gewesen. "Fast alle saßen da und mussten mit den Tränen kämpfen, ich auch", erinnert er sich. "Die wusste ja, wovon sie redet."

Bei Judith Rakers gehört das Gespräch mit dem Onkologen und Krebsforscher Wolfram Gössling zu jenen, die sie besonders berührten. Der Arzt, der zahlreiche Krebspatienten behandelte, bekam selbst eine niederschmetternde Diagnose.

Selbst Kanzler Scholz hat sich schon bei "3nach9" gestellt

Für ihre Gespräche hat das Moderations-Duo nach eigenen Angaben kaum Einschränkungen. Manchmal komme es vor, dass ein Prominenter nicht über sein Privat- oder Liebesleben sprechen möchte. "Und das ist auch in Ordnung, das Persönlichkeitsrecht ist geschützt in Deutschland", erklärt die Moderatorin.

Giovanni di Lorenzo erzählt, dass es beim Besuch des Bundeskanzlers Olaf Scholz (SPD) und beim CDU-Chef Friedrich Merz keine Vorgaben gab. "Beide haben sich davor gehütet, uns vorher irgendwelche Wünsche oder No-Gos durchzugeben. Es gab auch keine inhaltlichen Absprachen."

Giovanni di Lorenzo moderiert "3nach9" seit 1989

Neben dem 50. Geburtstag der Sendung kann das Team auf weitere Rekorde blicken. Giovanni di Lorenzo moderiert die Talkshow seit dem Jahr 1989 und hat bisher keine einzige Sendung verpasst. "Niemand fängt an und denkt, dass er nach 35 Jahren noch dabei ist", sagt der Journalist, der auch Chefredakteur der Wochenzeitung "Die Zeit" ist. Die Journalistin, Autorin und Unternehmerin Judith Rakers ist seit 14 Jahren Gastgeberin von "3nach9" – keine andere Moderatorin der Talkshow war länger dabei.

Über ein halbes Jahrhundert "3nach9" freuen sich beide sehr. "Ich glaube, das ist ein großes Kompliment an unser Team und an die Sendung, dass die Zuschauerinnen und Zuschauer uns immer noch treu sind", sagt Rakers. Den 50. Geburtstag feiert "3nach9" am kommenden Freitag (15. November) mit einer Live-Sendung. Der Name der Sendung entstand übrigens, weil die Talkshow ursprünglich mit drei Moderatoren um kurz nach neun Uhr abends gezeigt wurde.

Feedback und Selbstkritik nach jeder "3nach9"-Sendung

Nach jeder Sendung gibt es eine Runde, in der die Redaktion und das Moderations-Team über die jüngste Talkshow sprechen. Gelernt haben die beiden nach eigenen Angaben viel bei "3nach9". Eine wichtige Erkenntnis für Giovanni di Lorenzo war demnach: "Es kommt nicht darauf an, dass du dich mit einer besonders schlauen Frage selbst inszenierst, sondern darauf, dass der Gast möglichst viel von sich preisgibt. Diesem Ziel müssen sich Tonlage und Inhalt der Fragen unterordnen."

 
 
 
 
 
 
 

Rakers lernte, mit verschiedenen Persönlichkeiten umzugehen und sich im Gespräch auf die eigene Neugier zu verlassen. "Ich habe mich anfangs zu viel vorbereitet", erzählt sie. "Ich hatte auf jede Frage, die ich dem Gast gestellt habe, eigentlich schon die Antwort."

Haben Talkshows wie "3nach9" noch eine Zukunft?

Die Medienforscherin Bleicher von der Universität Hamburg geht davon aus, dass das Interesse von Zuschauerinnen und Zuschauern am Leben und den Meinungen anderer Menschen nicht nachlassen wird. "Gerade die häufig wenig authentische Selbstinszenierung von Prominenten in sozialen Medien steigert das Bedürfnis nach Authentizität in direkten Gesprächen", sagt die Wissenschaftlerin. Da sich die Themen, Gäste und Gespräche den aktuellen Entwicklungen anpassen, könne "3nach9" ein Publikum finden und binden.

Wie lange der 65-jährige Giovanni di Lorenzo und die 48 Jahre alte Judith Rakers die Talkshow noch moderieren werden, ist unklar. "Das wissen nur Gott und vor allen Dingen die Redaktion von 3nach9", sagt Giovanni di Lorenzo.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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