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Disco-Morde in Cuxhaven & Bremerhaven: Kurt-Werner Wichmann verantwortlich?


Kurt-Werner Wichmann im Fokus
Hinweis auf Disco-Morde? Frau schildert unheimliche Begegnung

Von t-online, MAS

16.10.2024Lesedauer: 3 Min.
Die verschwundenen Mädchen: Die unheimliche Vermisstenserie konnte nie aufgeklärt werden.Vergrößern des Bildes
Die verschwundenen Mädchen: Die unheimliche Vermisstenserie konnte nie aufgeklärt werden. (Quelle: Polizei)

Wird jemals aufgeklärt, wer für die Disco-Morde verantwortlich ist? Immer wieder taucht in dem Zusammenhang ein Name auf: Kurt-Werner Wichmann. Eine Zeugin berichtet von einer unheimlichen Begegnung.

Zwischen 1977 und 1986 verschwanden sechs junge Frauen im Raum Cuxhaven und Bremerhaven. Sie alle wurden nach Discobesuchen nicht mehr gesehen, daher werden die Vermisstenfälle auch als "Disco-Morde" bezeichnet. Ihre Leichen wurden jedoch nie gefunden. Bis heute hält sich die Vermutung, dass der "Göhrde-Mörder" auch für diese Taten verantwortlich sein könnte. Jahrzehnte später erinnert sich eine Zeugin an eine unheimliche Begegnung.

Es war der 7. Oktober 1977, als die damals 16-jährige Anja Beggers aus einer kleinen Ortschaft bei Bremerhaven nach einem Discobesuch nicht nach Hause zurückkehrte. Die Polizei ermittelte "in alle Richtungen". Doch es gab weder Anhaltspunkte für ein Verbrechen noch für ein freiwilliges Abtauchen der Jugendlichen. Acht Monate später, am 7. Juni 1978, kam der nächste Fall: Nach einem Discobesuch in Cuxhaven kam die 18-jährige Angelika Kielmann nicht nach Hause.

Ermittler halten Vermisstenfälle zunächst für Zufall

Die Ermittler glaubten zunächst an einen Zufall. Doch als am 16. Mai 1979 die 18 Jahre alte Anke Streckenbach ebenfalls nach einem Disco-Abend in Cuxhaven spurlos verschwand, konnte von Zufall keine Rede mehr sein. Am 30. November 1980 wurde die Polizei erneut alarmiert: Die 19-jährige Andrea Martens hatte sich nach einem Besuch in der US-Kaserne in Garlstedt nicht mehr gemeldet.

Knapp zwei Jahre später, am 14. August 1982, und schließlich am 13. Juni 1986, kam es zu den beiden letzten Fällen der mysteriösen Vermisstenserie: Die damals 15-jährige Christina Bohle verschwand nach einem Discobesuch in der Nähe von Cuxhaven, die 25 Jahre alte Jutta Schneefuß wurde zuletzt als Anhalterin gesehen, ebenfalls in der Nähe von Cuxhaven.

Keine heiße Spur nach Ausstrahlung bei "Aktenzeichen XY"

Bis heute ist unklar, was mit den Jugendlichen und Frauen passiert ist. Im Juli 2022 begannen die Cold-Case-Ermittler der Polizei Cuxhaven, das Schicksal der Vermissten erneut zu untersuchen. In diesem Rahmen wurden die Fälle im Oktober 2022 auch in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY ... ungelöst" vorgestellt. Mehr als 160 Hinweise gingen nach der Ausstrahlung ein – die erhoffte heiße Spur war nicht dabei.

Doch ein Verdacht hält sich bis heute: Hat Friedhofsgärtner Kurt-Werner Wichmann die Disco-Morde begangen? Wichmann ermordete im Jahr 1989 die damals 41-jährige Birgit Meier aus Lüneburg, erst 2017 wurde der Fall aufgeklärt. Ebenfalls 1989 wurden innerhalb weniger Wochen zwei Paare im Waldgebiet der Göhrde im Landkreis Lüchow-Dannenberg ermordet, diese Fälle werden auch die Göhrde-Morde genannt. Wichmann gilt als Hauptverdächtiger. 1993 beging er in Untersuchungshaft Suizid, wo er wegen anderer Delikte einsaß. Lesen Sie hier mehr zu den Fällen.

Im Rahmen der Ermittlungen zu den Disco-Morden wurden Spuren abgeglichen, darunter befanden sich unbekannte weibliche DNA-Profile. Diese stammten aus den Ermittlungen zu den mutmaßlichen Taten von Kurt-Werner Wichmann. Es habe jedoch keine Übereinstimmungen zu den vermissten Mädchen gegeben, teilte die Polizei mit.

Hunderte Fälle könnten mit Wichmann in Verbindung stehen

Ende 2022 wurden die Cold-Case-Ermittlungen zu den Disco-Morden wieder eingestellt, die Ermittler zeigten sich enttäuscht.

Dennoch geht die Polizei auch heute noch davon aus, dass Kurt-Werner Wichmann für weitere, ungeklärte Morde als Täter infrage kommt. 2018 sprach die Polizeidirektion Lüneburg von deutschlandweit knapp 100 Fällen mit möglicher Verbindung zu Wichmann. Von einer beunruhigenden Begegnung berichtet eine Frau in der kürzlichen erschienenen ARD-Doku "Der Menschenjäger – Neue Spuren des Göhrde-Mörders".

Saß Kurt-Werner Wichmann im Auto?

Sie erzählt, Mitte der 1970er-Jahre mit einer Freundin nach einem Discobesuch im Raum Cuxhaven als Anhalterin unterwegs gewesen zu sein. Sie stiegen in ein Auto, in dem zwei Männer saßen. Im Wagen habe ununterbrochen Stille und eine unangenehme Atmosphäre geherrscht. Als den jungen Frauen bewusst wurde, dass die Männer nicht in die richtige Richtung fuhren und plötzlich auf einem Waldweg anhielten, befürchteten sie eine Vergewaltigung. "Jetzt bist du dran", ging der Zeugin durch den Kopf.

Ihr gelang es schließlich, so auf die Männer einzureden, dass sie ihre Fahrt fortsetzten und die Frauen in Cuxhaven aussteigen ließen. Die Frauen flüchteten. Die Zeugin ist sich heute sicher, dass es sich bei dem Beifahrer um Kurt-Werner-Wichmann handelte. Demnach halten Ermittler es für möglich, dass Wichmann im Raum Cuxhaven mit einem Mittäter unterwegs war.

Bei der Polizeiinspektion Cuxhaven besteht weiterhin Hoffnung, dass die erlangten Ermittlungsergebnisse und Zeugenhinweise im Hinblick auf die Disco-Morde immer noch dazu führen können, dass der Täter eines Tages überführt wird. Alle alten Ermittlungsunterlagen seien digitalisiert, DNA-Profile gespeichert und Asservate konserviert, sodass sie auch in den kommenden Jahren zur Verfügung stehen würden. Denn Mord verjährt nie, so die Polizeiinspektion Cuxhaven. Trotz der geschlossenen Ermittlungsgruppe zu den Disco-Morden werden Hinweise weiterhin entgegengenommen.

Verwendete Quellen
  • boehme-zeitung.de: Begegnung mit einem Serienmörder
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
  • presseportal.de: Mitteilung der Polizeiinspektion Cuxhaven vom 19. Dezember 2022
  • ardmediathek.de: Der Menschenjäger
  • Eigene Recherche
  • Weitere Artikel von t-online
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