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Bremen: Alte Pathologie – ihre Geschichte beginnt mit fünf toten Mädchen


Obduktion in der alten Pathologie
Erster Schulamoklauf: Lehrer tötet 1913 fünf Mädchen in Bremen

Von t-online, MAS

24.03.2024Lesedauer: 2 Min.
Ein langer Trauerzug zog im Juni 1913 hin zum Waller Friedhof.Vergrößern des Bildes
Ein langer Trauerzug zog im Juni 1913 bis zum Waller Friedhof. (Quelle: Kulturhaus Walle)

Die alte Pathologie in Bremen ist verkauft. Ihre Geschichte begann vor mehr als Hundert Jahren – mit der Obduktion von fünf jungen Opfern eines grausamen Amoklaufs.

In Bremen entsteht das neue Hulsberg-Quartier – die Pathologie muss deshalb weichen und wurde kürzlich verkauft. Lesen Sie hier, was mit dem Gebäude passieren sollen. Doch die Vergangenheit der Pathologie reicht weit zurück und beginnt mit einem grausamen Attentat.

Es war der erste dokumentierte Amoklauf an einer deutschen Schule: Am 20. Juni 1913 betritt der damals arbeitslose Lehrer Heinz Jacob Friedrich Ernst Schmidt die Marienschule im Bremer Stadtteil Walle. Damals wurden dort 1.061 Kinder in 22 Klassen unterrichtet.

Lehrer trägt 1.000 Schuss Munition am Körper

Der 29-Jährige hat eine Aktentasche dabei, in denen sich laut damaliger Berichte mehrere Schusswaffen befinden. Am Körper trägt Schmidt 1.000 Schuss Munition.

Sein Ziel ist eine Mädchenklasse, die gerade in die Pause gehen will. Einige Schülerinnen flüchten, andere verstecken sich im Klassenraum, als sie den bewaffneten Mann sehen. Doch Heinz Schmidt folgt ihnen und feuert gnadenlose Schüsse auf die wehrlosen Mädchen ab.

Den Dokumenten zufolge sind zwei Schülerinnen sofort tot, zwei weitere sterben später an ihren schweren Verletzungen. Ein fünftes Mädchen stürzt bei ihrer Flucht eine Treppe hinunter und bricht sich das Genick. Zahlreiche weitere Schüler und Erwachsene werden verletzt.

Nach einer Viertelstunde ist der Amoklauf vorbei. Ein damals 24-jähriger Lehrer namens Hubert Möllmann kann den Amokläufer packen und entwaffnen, bis andere Kollegen und die Polizei zur Hilf eilen. Hubert Möllmann wird lebensgefährlich verletzt, überlebt aber. Später wird er mit der Silbernen Rettungsmedaille ausgezeichnet.

Amokläufer stirbt im St.-Jürgen-Asyl Bremen

Die fünf getöteten Mädchen zählen zu den ersten Toten, die damals in der alten Pathologie in Bremen untersucht werden. Das berichtet die "Bild". Das Institut am Schwarzen Meer wurde 1913 nur wenige Monate vor der grausamen Tat eingeweiht. Später werden die Mädchen auf dem Waller Friedhof beerdigt.

Bremen gedenkt den fünf jungen Mordopfern mit einem kilometerlangen Trauermarsch zum Friedhof. Sogar im Ausland wird über den grausamen Amoklauf berichtet.

Der Amokläufer Heinz Schmidt wird nie verurteilt, sondern für schuldunfähig erklärt: Seine Diagnose lautet Schizophrenie. Auch sein Hass auf Jesuiten soll ihn zu seiner bestialischen Tat bewegt haben. Schmidt verbringt den Rest seines Lebens im damaligen St.-Jürgen-Asyl (heute: Klinikum Bremen-Ost), wo er 1933 starb.

Verwendete Quellen
  • stern.de: Vor 110 Jahren schoss ein arbeitsloser Lehrer in Bremen um sich
  • spiegel.de: "Onkel, erschieß uns nicht!"
  • marien.kshb.de: Geschichte
  • bild.de: Wer will das Haus der Toten kaufen?
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