Umstrittene Entscheidung Bremer Senat besiegelt Aus des Klinikums Links der Weser
Lange wurde gerungen, jetzt steht die Entscheidung fest – und diese wird viele verärgern: Das Klinikum Links der Weser wird es bald nicht mehr geben.
Zu viele Betten bleiben leer, zu teuer wäre eine Sanierung: Der Bremer Senat hat entschieden, dass das Klinikum Links der Weser geschlossen wird. Das Herzzentrum mit den Fachpraxen soll auf das Gelände des Klinikums Bremen-Mitte umziehen, teilte das Gesundheitsressort am Dienstag mit. Auch die Palliativmedizin soll bis 2028 verlagert werden. Danach werde das Klinikum Links der Weser stillgelegt.
Die Kliniken in Bremen seien teilweise nur bis zu 60 Prozent ausgelastet, heißt es zur Begründung aus dem Gesundheitsressort. In den vier kommunalen Kliniken stünden rund 700 Betten dauerhaft leer. Es gebe zu wenig Fachkräfte in der Pflege, immer mehr Eingriffe erfolgen ambulant.
Klinikum Links der Weser längst in die Jahre gekommen
Hinzu kommen die Kosten: Das Klinikum Links der Weser ist in die Jahre gekommen und müsste dringend saniert werden. Eine solche Sanierung würde laut Senat mehrere Hundert Millionen Euro kosten. Die Kassen des Bremer Klinikverbunds Gesundheit Nord (Geno) jedoch sind ohnehin klamm. In diesem Jahr fehle ein mittlerer zweistelliger Millionenbetrag, Bremen könne das Defizit nicht auf Dauer tragen. Von der neuen Struktur verspricht sich der Senat knapp 20 Millionen Euro Einsparungen jährlich.
Bundesweit stehen viele Krankenhäuser wirtschaftlich unter Druck. In Niedersachsen etwa erwarten die 164 Kliniken nach Angaben der dortigen Krankenhausgesellschaft (NKG) in diesem Jahr ein Defizit von rund 532 Millionen Euro – mehr als doppelt so viel wie im Jahr zuvor. Die NKG fordert daher schnell mehr Geld vom Bund, um Schließungen und Insolvenzen zu vermeiden. Niedersachsens Gesundheitsminister Andreas Philippi kündigte außerdem ein Sondervermögen von drei Milliarden Euro an, mit dem das Land und die Kommunen die Kliniken unterstützen wollen.
46 Prozent der Patientinnen und Patienten aus Niedersachsen
Viele Menschen aus Niedersachsen lassen sich aber auch in Bremen behandeln – besonders am Klinikum Links der Weser. Laut Geno kommen 46 Prozent der Patientinnen und Patienten aus Niedersachsen, etwas mehr als die Hälfte aus Bremen. Die insgesamt 20.000 Menschen jährlich sollen künftig auf die anderen Standorte umverteilt werden, ebenso wie die 1.100 Angestellten. "Betriebsbedingte Kündigungen wird es nicht geben, es muss also niemand um seinen Arbeitsplatz fürchten", betonte eine Sprecherin des Klinikverbunds.
Die meisten Behandlungen sollen am Klinikum Bremen-Mitte erfolgen. Mit der Verlegung des Herzzentrums werde dort ein sogenanntes Krankenhaus der Maximalversorgung entstehen. Niedersachsen hat ähnliche Pläne: Das Land soll in acht Versorgungsregionen unterteilt und die Kliniken sollen gruppiert werden – in drei Stufen als Grund-, Schwerpunkt- und Maximalversorger.
Geno soll bis Jahresende Konzept erarbeiten
Mit einem breiten Leistungsspektrum können besonders seltene oder schwere Erkrankungen gut behandelt werden, heißt es auf dem Bremer Senat. Die medizinische Versorgung werde verbessert. Der Betriebsrat und die Opposition sehen hingegen die Notfallversorgung im Bremer Süden gefährdet und kritisieren die hohen Kosten. Das Gesundheitsressort rechnet mit mehr als 120 Millionen Euro für den Umzug des Herzzentrums und der Palliativmedizin, weitere 20 Millionen Euro sollen unabhängig davon in die zentrale Speisenversorgung am Klinikum Bremen-Ost investiert werden.
Bis Ende des Jahres soll die Geno nun ein Konzept erarbeiten, wie es am Standort des Klinikums Links der Weser weitergehen soll. Dabei sollen auch die Ergebnisse der bundesweiten Krankenhausreform im Herbst berücksichtigt werden. "Meine Zielvorstellung ist, dass wir vor Ort nach wie vor eine 24/7 Betreuung anbieten können, eine Anlaufstelle für Notfälle etablieren und auch eine Anbindung an Pflege- beziehungsweise Kurzzeitpflege-Einrichtungen gewährleisten können", erklärte Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke).
- Nachrichtenagentur dpa