Morbide Legenden Gruselige Sehenswürdigkeit: Im Bleikeller liegen echte Mumien
Bremen hat viele Sehenswürdigkeiten, die bei Touristen beliebt und bekannt sind. Doch die morbideste von allen liegt unter der Erde – und die ist nichts für schwache Nerven.
Stadtmusikanten, St. Petri Dom, Roland: Diese Sehenswürdigkeiten hat sich wohl jeder schon einmal angeschaut, der Bremen besucht hat. Wem das zu langweilig ist, sollte sich ein paar Stufen unter die Erde wagen. Dort liegen gruselige "Sehenswürdigkeiten", die eher nichts für schwache Nerven sind.
Der Bleikeller, so wird ein Gewölbe südlich des St. Petri Doms umgangssprachlich genannt, beherbergt acht Mumien, die sich Besucher anschauen können.
Bleikeller Bremen: Klima im Dom sorgt für Mumifizierung
Die Toten wurden Ende des 17. Jahrhunderts von einem Gesellen des berühmten Orgelbauers Arp Schnitger entdeckt: In der Ostkrypta des Doms öffnete er mehrere Kisten und blickte auf die gut erhaltenen Mumien. Man geht davon aus, dass die Leichen im Klima des Doms schneller trockneten, als sie verwesen konnten und deshalb so gut erhalten sind.
Besonders um eine Mumie rankten sich jahrhundertelang Geschichten. Die Leiche hat einen zum Schrei geöffneten Mund. Deshalb ging man davon aus, dass es sich um einen Dachdecker handeln musste, der bei Arbeiten auf dem Dom hinabgestürzt war. Doch eine Röntgenuntersuchung im Jahr 1985 kam zu dem Ergebnis, dass der Mann an einer Schussverletzung gestorben war. Möglicherweise handelte es sich um einen Soldaten aus dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648), teilt der St. Petri Dom mit.
Bei einer weiteren Mumie handelt es sich um Maria von Engelbrechten, die 1734 starb. Sie war die Gattin von Georg Bernhard von Engelbrechten, ehemaliger Kanzler der Herzogtümer Bremen-Verden.
Johann Wolfgang von Goethe besaß mumifizierte Kinderhand
Wer sich die Mumien genauer anschaut, dem wird etwas Bizarres auffallen: Teilweise fehlen Finger, Haare und ganze Hautstücke. Das liegt daran, dass die Särge bis 1968 ungeschützt und frei zugänglich waren. Einige Besucher nahmen sich also ein ganz besonderes "Souvenir" mit nach Hause. 1968 wurden dann Glasdeckel auf die Särge gelegt.
Sogar Johann Wolfgang von Goethe besaß solch ein morbides Andenken: Ein befreundeter Bremer Arzt hatte ihm einen mumifizierten Finger und eine Kinderhand geschickt, um Goethe damit zu einer Reise nach Bremen zu bewegen. Ob Goethe dieser seltsamen Bitte nachkam, ist nicht bekannt. Die Mumienteile sind bis heute im Museum Goethe-Haus in Weimar ausgestellt.
Die Domgemeinde sei sich der besonderen Verantwortung mit den Bleikeller-Mumien bewusst, heißt es auf der Website. "Denn ein Besuch im Bleikeller erinnert uns: Das Leben ist endlich. Auch wir werden einmal sterben. Obwohl wir dies wissen, weichen wir diesem Gedanken gerne aus. Die Mumien halten uns also einen Spiegel vor, indem sie uns an die eigene Vergänglichkeit erinnern, diese Auseinandersetzung passiert durch die Begleitung der Kunstwerke jedoch unter dem Zeichen der Hoffnung auf ein ewiges Leben, teilt die Domgemeinde mit.
Wer sich die Mumien auf eigene Faust anschauen möchte, zahlt als Erwachsener fünf Euro. Darüber hinaus gibt es auch Gruppenangebote und Führungen durch den Bleikeller. Noch bis zum 22. Dezember hat der Bleikeller immer von Mittwoch bis Sonntag zwischen 11 und 17 Uhr geöffnet. Von Januar bis März geht es in die Winterpause.
- stpetridom.de: Mehr als eine Kuriosität – der Bremer Bleikeller
- deutschlandmalanders.com: Der Bleikeller in Bremen
- travelbook.de: Die Mumien im Bremer Dom: Deutschlands gruseligste Touristenattraktion?