BLG Logistics Trotz guter Bilanz: 90.000 Autos verstopfen Terminal in Bremerhaven
"Tatort"-Kulisse, Wirtschaftsmotor und Hotspot für Technikfans: BLG Logistics zieht Bilanz. Die ist eigentlich gut, doch der Autoterminal bereitet Sorgen.
Der Bremer Seehäfen- und Logistikdienstleister BLG hat 2022 trotz vieler Krisen Umsatz und Gewinn gesteigert, es gibt aber auch ein Sorgenkind: den gigantischen Autoterminal in Bremerhaven. Als einzige von drei Sparten machte der Bereich Automobile im vergangenen Jahr Verluste, wie die BLG Logistics Group AG & Co. KG am Mittwoch mitteilte.
Insgesamt steigerte die Gruppe ihren Umsatz 2022 um 6,5 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Steuern (EBT) lag mit 55,7 Millionen Euro um 3,5 Millionen Euro höher als 2021. Der Überschuss stieg auf 51,6 Millionen Euro (2021: 50,5 Mio).
Wie die kilometerlange Stromkaje mit ihren Containerbrücken ist auch der Autoumschlag in Bremerhaven ein Hingucker für Technikfans. Die klobigen Autotransportschiffe bringen oder holen bis zu 8.000 Pkws auf einmal. An Land sind große Areale zugeparkt; es gibt Parkhäuser, Verbindungsbrücken, Bahnverladestationen. Unlängst diente der spektakuläre Autoterminal sogar als Kulisse im Bremer "Tatort".
2022 rund 1,7 Millionen Fahrzeuge umgeschlagen
Allerdings wurden 2022 dort nur 1,7 Millionen Fahrzeuge umgeschlagen, transportiert oder technisch bearbeitet – vor Corona 2019 waren es 2,1 Millionen Fahrzeuge. Bereichsvorstand Matthias Magnor sah viele Gründe, warum sich der Umschlag verlangsamt hat: gestörte Lieferketten, der Mangel an elektronischen Bauteilen bei den Herstellern, die Zurückhaltung der Verbraucher beim Autokauf angesichts von Inflation und Energiekrise.
Derzeit verstopften etwa 90.000 Fahrzeuge den Terminal, sagte Magnor. Ziel sei, schneller abzufertigen und auf 70.000 Fahrzeuge herunterzukommen. Seit Mitte 2022 werde das Terminal restrukturiert. Mit den Tarifparteien sei deshalb ein Beschäftigungssicherungsvertrag abgeschlossen worden. Insgesamt steigerte die Automobillogistik der BLG ihren Umsatz zwar auf 597,7 Millionen Euro, unter dem Strich blieb aber ein Minus von 11,6 Millionen Euro. "Da müssen wir rauskommen aus den roten Zahlen", sagte Magnor.
BLG-Vorstandschef Frank Dreeke nannte 2022 ein "Multikrisenjahr": Es sei anfangs noch von der abflauenden Corona-Pandemie überschattet gewesen, dann habe der russische Krieg gegen die Ukraine die Wirtschaft weiter erschüttert. Trotzdem habe die BLG ihr Geschäft erweitern können. "Wir sehen uns aber weiterhin einem volatilen Marktumfeld ausgesetzt."
Gestörte Lieferketten sorgen für unerwarteten Gewinn
In der Containersparte sorgten die gestörten Lieferketten sogar für einen unerwarteten Gewinn. Dieses Geschäft wird für BLG von der Tochter Eurogate betrieben, die in Deutschland Terminals in Hamburg, Bremerhaven und Wilhelmshaven hat. Zwar sei der Umschlag von etwa zwölf Millionen Standardcontainern (TEU) unter den Erwartungen geblieben, sagte Eurogate-Chef Michael Blach.
Doch weil die riesigen Containerfrachter unregelmäßiger fuhren, blieben viele Blechkisten lange an Land. Die Reedereien mussten für das Lagern bezahlen. Eurogate steuerte so ein Vorsteuerergebnis von 80 Millionen Euro bei.
Drittes Standbein ist die Logistik, die BLG komplett für große Industrieunternehmen abwickelt. Das Unternehmen, im Kern die frühere Bremer Lagerhaus-Gesellschaft, ist zum größten Teil in städtischem Besitz.
- Nachrichtenagentur dpa