"Vereinzelte Dauerstänkerer" Warum die Derby-Vorfreude in Braunschweig gedämpft ist
Am Sonntag steigt in Braunschweig das Niedersachsenderby gegen Hannover 96. Unter den Braunschweiger Anwohnern herrscht eine angespannte Stimmung.
Sportlich läuft es bei Eintracht Braunschweig vor dem Niedersachsenderby gegen Rivale Hannover 96 mal wieder unrund: erst ein Sieg aus sieben Zweitliga-Spielen, Platz 17. Das Duell mit den "Roten" soll wie schon häufiger ein Wendepunkt sein.
Doch einmal mehr verlagert sich der Fokus vor dem Duell auf die Geschehnisse außerhalb des Platzes. Demonstrationen gegen die von Innenministerin Daniela Behrens durchgesetzten Maßnahmen begleiteten den Vorlauf.
Und so bremsen äußere Faktoren bei den Bürgern der Stadt die Vorfreude auf das speziellste Spiel des Jahres. "Ich habe das Gefühl, die Derbystimmung nimmt ab", sagt ein Braunschweiger. Dazu würden auch die ständigen Unruhen von "vereinzelten Dauerstänkerern" beitragen, die ein schlechtes Licht auf die Fußball-Fanszene werfen.
Krawall bei Derbys zwischen Braunschweig und Hannover
Zum Hintergrund: In der Vergangenheit hatte es immer wieder gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen den verfeindeten Fangruppen gegeben. Von Innenministerin Behrens initiierte Konsequenzen führten für das Duell am Sonntag unter anderem dazu, dass nur 1.260 Gästefans – und damit ein um 40 Prozent reduziertes Kontingent – zum Spiel zugelassen werden. Dagegen protestierten Mitglieder aus beiden Fanlagern am Tag der Deutschen Einheit friedlich in der jeweils anderen Stadt.
Die Unruhen neben dem Rasen machen sich bei den Menschen im Braunschweig bemerkbar. "Ich habe ein ungutes Gefühl, wenn ich mit meinem Kind am Feiertag in der Stadt unterwegs bin", sagt die Mutter eines einjährigen Sohnes, die ansonsten vom sportlichen Wettbewerb nur wenig mitbekommt. Aktionen wie bei den vorherigen Derbys "wirken da auch eher abschreckend", erklärt sie.
Weniger Gästefans – Ärger außerhalb des Stadions?
Gedämpft ist die Stimmung auch in der Fan-näheren Umgebung – wenngleich aus anderen Gründen. Denn: Dort lösen die Behrens-Maßnahmen enorme Verstimmung aus. "Das nimmt die Vorfreude", bestätigt ein BTSV-Anhänger. "Rivalität und Stimmung gehören zum Derby dazu und sorgen für das gewisse Etwas. Unabhängig davon, dass Krawall nichts im Stadion oder sonst wo zu suchen hat."
Und genau diese Krawallmacher würden durch eine reduzierte Zahl der Gästefans nicht aufgehalten. Das Argument: Der Krisenherd verlagert sich in andere Bereiche der Stadt, die von Polizei und Co. deutlich schwerer überblickt werden können, als die festen Routen folgenden Stadionbesucher. "Es gibt bekannterweise gewaltbereite Gruppierungen", so ein besorgter Anwohner, der nun befürchtet, es gibt andernorts Ärger. "Man weiß nicht, was die vorhaben. Das macht es so unberechenbar."
Mit Spannung erwartet wird dagegen das sportliche Duell der beiden Mannschaften. Mit einer guten Leistung könne man "neue Begeisterung" entfachen und die Unruhen überlagern, sagt ein Fan. Punktet die Eintracht wie in den letzten beiden Heimspielen gegen den Rivalen, wäre das im Tabellenkeller viel wert – zumal man 96 im oberen Drittel einen empfindlichen Dämpfer verpassen würde.
- Gespräche mit Braunschweiger Bewohnern
- Eigene Recherche