Berlin Weniger Menschen überschuldet: Doch Preise steigen
Steigende Preise für Energie, Lebensmittel und andere Güter könnten aus Sicht von Creditreform wieder mehr Haushalte in Geldnot bringen. Gingen die Preise weiter in die Höhe, könne die Verschuldung nach zuletzt starkem Rückgang wieder zunehmen, teilte die Wirtschaftsauskunftei am Donnerstag mit. Im Februar lagen die Verbraucherpreise in der Region mehr als fünf Prozent höher als ein Jahr zuvor. Noch aber stehen Berlin und Brandenburg bei der Überschuldung so gut da wie lange nicht.
In Brandenburg kann nach den Daten jeder Zwölfte seine Zahlungsverpflichtungen auf Dauer nicht erfüllen. Das ist der niedrigeste Stand seit Beginn der Erhebung vor 19 Jahren. Nur Bayern, Baden-Württemberg und Thüringen stehen besser da. Auch Berlin hat sich weiter verbessert: In der Hauptstadt gilt jeder Neunte als überschuldet. Die Quote von 10,8 Prozent liegt aber deutlich über dem Bundesschnitt von 8,9 Prozent.
Zu Beginn der Pandemie hatte Creditreform noch erwartet, dass die Überschuldung durch die Krise steigt - das Gegenteil trat ein. "Es gab weniger Gelegenheiten zum Geldausgaben, wie zum Beispiel Urlaub, Wellness, Gastronomie und Kulturausgaben", erklärte Sprecher Christian Frey. Angesichts von Kurzarbeit und drohender Arbeitslosigkeit seien die Haushalte auch deutlich vorsichtiger mit ihren Ausgaben.
Von Überschuldung sprechen Finanzexperten, wenn ein Schuldner die Summe seiner fälligen Zahlungsverpflichtungen mit hoher Wahrscheinlichkeit über längere Zeit nicht begleichen kann und ihm zur Deckung seines Lebensunterhalts weder Vermögen noch Kreditmöglichkeiten zur Verfügung stehen. In Berlin gibt es laut Creditreform die meisten Betroffenen in den Bezirken Spandau, Marzahn-Hellersdorf und Neukölln. In Brandenburg hat die Stadt Brandenburg/Havel mit Abstand die höchste Quote.