Magdeburg Steigende Inzidenz und Ansturm auf den "Impf-Booster"
Die Pandemielage spitzt sich in Sachsen-Anhalt unablässig zu. Am Sonntag erreichte die Zahl der registrierten Neuinfektionen mit dem Coronavirus pro 100.000 Einwohner und Woche die 500er Marke, wie das Robert Koch-Institut (RKI) mitteilte. 3727 Infektionen wurden demnach am Wochenende zwischen Arendsee und Zeitz gemeldet, die Zahl der Todesfälle stieg um insgesamt 14 auf 3688. Neuer Spitzenreiter bei der Sieben-Tage-Inzidenz war am Sonntag mit 914,1 der Landkreis Mansfeld-Südharz. Magdeburg (394,4) und Halle (489,8) lagen laut RKI im unteren Mittelfeld der Statistik der 14 kreisfreien Städte und Landkreise Sachsen-Anhalts. In beiden Städten öffnen am Montag unter Auflagen die Weihnachtsmärkte.
Auf den Intensivstationen der Krankenhäuser in Sachsen-Anhalt lagen nach Daten des Divi-Registers vom Sonntagnachmittag 107 Menschen mit einer Covid-19-Erkrankung, 55 Patientinnen und Patienten mussten demnach beatmet werden. Divi steht für Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin.
Vor dem Hintergrund stetig steigender Zahlen an Neuinfektionen und Erkrankten, die auf Intensivstationen behandelt werden müssen, haben viele Sachsen-Anhalter am Wochenende Impfangebote genutzt. Vor allem die sogenannten Booster-Impfungen standen dabei hoch im Kurs. Wie die Stadt Halle am Sonntag mitteilte, wurden am Samstag im Stadtgebiet 935 Impfungen erteilt - nahezu die Hälfte (455) waren demnach Auffrischungsimpfungen. Auch in Magdeburg gibt es nach Angaben von Impfkoordinator Dennis Brandt einen klaren Trend zum Boostern.
Seinen Angaben zufolge haben sich am Samstag im festen Impfpunkt im Einkaufszentrum Allee-Center und während einer Sonderimpfaktion in einer Sporthalle im Stadtteil Sudenburg insgesamt 1887 Menschen impfen lassen, 1172 davon waren Drittimpfungen. Bis Sonntagmittag seien es an beiden Standorten 745 Impfungen gewesen, 586 davon sogenannte Booster-Impfungen. "Da ist zuletzt viel Bewegung reingekommen", sagte Brandt. "Wir erleben einen massiven Zulauf."
Am Montag will der Landkreis Harz sein Impfzentrum in Quedlinburg eröffnen. Der Service könne ohne Termin in Anspruch genommen werden, richte sich aber ausschließlich an Menschen aus dem Harzkreis. Zudem seien mobile Teams unterwegs, hieß es. Auch das Impfzentrum des Burgenlandkreises in Zorbau soll zum Wochenbeginn wieder seinen Betrieb aufnehmen. Weitere vier Impfstellen würden in Bad Bibra, Naumburg, Weißenfels und Zeitz betrieben, zudem fahre ein Impfbus über Land, um dort Angebote für Erst-, Zweit- und Auffrischungsimpfungen zu unterbreiten. Auch in anderen Regionen des Landes stehen immer mehr mobile Teams für Sonderimpfaktionen bereit.
Für Ärger sorgt, dass das Bundesgesundheitsministerium die Bestellmengen für den Impfstoff von Biontech/Pfizer für die nächsten Wochen begrenzen will, damit das Moderna-Präparat bei Auffrischungen vermehrt zum Einsatz kommt. Andernfalls drohten eingelagerte Moderna-Dosen ab Mitte des ersten Quartals 2022 zu verfallen, was vermieden werden müsse. Praxen sollen demnach vorerst maximal 30 Dosen Biontech pro Woche bestellen können, Impfzentren und mobile Impfteams 1020 Dosen. Für Moderna soll es keine Höchstgrenzen geben.
"Dadurch werden bei den impfenden Haus- und Fachärzten ein organisatorisches Chaos und ein enormer Aufklärungsaufwand erzeugt", sagte Jörg Böhme, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt am Sonntag laut Mitteilung. "Das wird die Impfkampagne nicht beflügeln."