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Berlin: Neonazi in jüdischem Grab beigesetzt – Kirche spricht von "Fehler"


Kirche spricht von "Fehler"
Neonazi in Grab von jüdischem Wissenschaftler beigesetzt – Anzeige

Von t-online
Aktualisiert am 12.10.2021Lesedauer: 2 Min.
Der Rechtsextremist Henry Hafenmayer wurde am Freitag auf dem Südwestfriedhof Stahnsdorf beerdigt: Musikwissenschaftler Max Friedlaender fand hier im Jahr 1934 seine letzte Ruhe.Vergrößern des Bildes
Der Rechtsextremist Henry Hafenmayer wurde am Freitag auf dem Südwestfriedhof Stahnsdorf beerdigt: Musikwissenschaftler Max Friedlaender fand hier im Jahr 1934 seine letzte Ruhe. (Quelle: RechercheNetzwerk.Berlin)

Ein Rechtsextremist ist im brandenburgischen Stahnsdorf beerdigt worden – im Grab eines jüdischen Wissenschaftlers. Unter den Trauergästen waren Holocaustleugner. Nun gibt es Konsequenzen.

Am Freitag wurde der Neonazi und Holocaust-Leugner Henry Hafenmayer auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf südwestlich von Berlin beerdigt. Die Urne Hafenmayers, der bereits im August im Alter von 49 Jahren verstorben war, wurde auf dem Grab des jüdischen Musikwissenschaftlers Max Friedlaender (1852–1934) beigesetzt. Die Pressestelle der Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (Ekbo) war am Dienstag für eine Anfrage von t-online nicht erreichbar.

In einem Bericht des "rbb" wurde eine Sprecherin zitiert, die die Bestattung bestätigte. Demnach werde derzeit geprüft, wie es zu diesem Fehler kommen konnte. Die Ekbo könne noch nicht sagen, welche Konsequenzen gezogen würden. In dem Grab hätten sich keine sterblichen Überreste mehr befunden und es sei bereits freigegeben gewesen.

Nun wird die Beisetzung wohl auch strafrechtliche Konsequenzen haben. Denn der Berliner Antisemitismusbeauftragte, Samuel Salzborn, habe Strafanzeige gestellt. Das berichtet die "B.Z.". Demnach sei die Anzeige wegen des Verdachts der Störung der Totenruhe, der Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener und der Volksverhetzung gestellt worden.

Neonazi-Beisetzung in Stahnsdorf: "Ein Fehler"

Die Kirche erklärt, wie es zu der umstrittenen Beisetzung kommen konnte. Die Beisetzung Hafenmayers habe laut Kirche ohne evangelische Begleitung stattgefunden. Der erste Grabstättenwunsch sei von der Friedhofsleitung abgelehnt worden, trotzdem sei auch die Auswahl der ehemaligen Grabstätte Max Friedlaenders ein Fehler. "Diesen Fehler prüfen wir zurzeit", erklärte die Landeskirche weiter im "rbb".

Bischof Christian Stäblein sprach am Dienstag bei einem Besuch der Grabstätte von einem "Fehler und Versagen unserer Kirche". Und weiter: "Ich bin erschüttert und fassungslos über das Geschehen". Er kündigt an, alles daran zu setzen, "diese Schändung des Grabes von Max Friedlaender aufzuarbeiten". Er werde alle rechtlichen Schritte prüfen, die den Vorgang rückgängig machen könnten.

Auch Horst Mahler unter den Trauergästen

Mehreren Berichten zufolge kamen mehr als 50 rechtsextreme Trauergäste, darunter der wegen Volksverhetzung verurteilte Horst Mahler. Der 85-Jährige soll eine Grabrede gehalten haben. Die Informationsdienste "Blick nach rechts" und "Recherchenetzwerk Berlin" hatten zuerst über die Versammlung berichtet, die durch Polizeikräfte geschützt wurde. Wie die "B.Z" berichtet, werde jetzt geprüft, ob die Urne von Rechtsextremist Hafenmayer umgebettet wird.

Auf dem Stahnsdorfer Südwestfriedhof kann man Patenschaften für historische Grabstätten abschließen. Die Kosten für die Instandhaltung der Grabmale übernehmen die Paten – im Gegenzug dürfen sie sich dort beisetzen lassen.

Verwendete Quellen
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