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Wegen Corona: Hühner-Hype in Berlin – Tierheim schlägt Alarm


Auswirkungen der Pandemie
Hühner-Hype in Berlin – Tierheim schlägt Alarm

Von dpa
Aktualisiert am 24.12.2020Lesedauer: 3 Min.
Hühner stehen in einem Gehege im Tierheim Berlin: Mitarbeiter vermuten, dass die Hühner aufgrund fehlender Freizeitangebote für Kinder oder zur Selbstversorgung gekauft wurden.Vergrößern des Bildes
Hühner stehen in einem Gehege im Tierheim Berlin: Mitarbeiter vermuten, dass die Hühner aufgrund fehlender Freizeitangebote für Kinder oder zur Selbstversorgung gekauft wurden. (Quelle: Christophe Gateau/dpa-bilder)
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Jeden Tag frische Eier von den eigenen Hühnern – ein Traum, den sich auch Berliner gern erfüllen. Doch manchen wächst die Aufgabe über den Kopf.

Hühner sind für viele Städter das neue Urban Gardening. In der Corona-Zeit haben noch mehr den Selbstversorger in sich entdeckt. Doch so manch ein Halter ist mit dem Federvieh überfordert – und es landet im Tierheim. Annette Rost, Leiterin des Berliner Tierheims, hat bereits Alarm geschlagen: "Wir haben in diesem Jahr deutlich mehr Hühner als sonst, oft werden sie leider auch vom Veterinäramt gebracht", so Rost. Bei anderen Tierarten sieht die Entwicklung positiver aus. "Angesichts der kritischen Situation, in der sich viele Menschen befinden, ist es toll, dass sich trotzdem viele für ein Tier aus Heim entscheiden", sagte sie.

Bei den Hühnern komme es leider immer wieder vor, dass die Fachleute vom Veterinäramt Tiere wegen unsachgemäßer Haltung beschlagnahmen müssen. "Erst kürzlich haben wir Hühner bekommen, die im Prenzlauer Berg in einem Karton auf dem Balkon gehalten wurden. Aufmerksame Nachbarn haben das Veterinäramt glücklicherweise informiert", erzählt Rost. Im Sommer musste das Tierheim fünf Hühner aufnehmen, die in Kartons auf einem Hochhausbalkon gehalten wurden und sich vor Stress gegenseitig verletzten.

"Wir haben ein Unterbringungsproblem"

Beherberge das Tierheim normalerweise etwa zehn Hühner und Hähne, seien es in diesem Jahr etwa 30 gleichzeitig. "Da wir Gruppen bilden und Gehege einrichten müssen, haben wir ein Unterbringungsproblem", so Rost. Zwei Hähne lebten wegen des Platzmangels derzeit im Exotenhaus. "Hähne sind nur sehr schwer vermittelbar. Die legen keine Eier und machen Lärm", sagt Rost.

Experten raten allerdings, Hühner gemeinsam mit Hähnen zu halten. "Hähne geben eine Herdenstruktur vor und warnen die Hennen auch vor Gefahren, etwa durch Greifvögel aus der Luft", sagt etwa Antje Feldmann, Geschäftsführerin der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH).

"Hühnerproblem" auch in Hamburg

Laut Deutschem Tierschutzbund sind die Berliner mit dem Hühnerproblem nicht allein: Auch Kollegen des Hamburger Tierschutzvereins hätten berichtet, dass Hühnerhaltung gerade "in" sei und man die Folgen zu spüren bekäme, so Lea Schmitz vom Deutschen Tierschutzbund. Auch in Hamburg seien in diesem Jahr mehrere ausgesetzte Hähne sowie beschlagnahmte Hühner und Hähne aus schlechter Haltung aufgenommen worden. "Es bleibt zu hoffen, dass sich die Hühner nicht bundesweit zu einem 'Problem' entwickeln und die Halter bei der Anschaffung verantwortungsvoll agiert haben", so Schmitz.

In Berlin gehören einige Tierarten laut Rost hingegen zu den Gewinnern der Corona-Zeit. Etwa Kaninchen: "Seit Mitte März bis Ende November sind 53 Prozent weniger Kaninchen im Tierheim abgegeben worden als im Vorjahreszeitraum", so Rost.

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Deutlich weniger Abgaben gab es auch bei den Katzen (37 Prozent). Bei den Kleintieren lag der Rückgang bei zwölf Prozent. Allerdings wurden jeweils auch weniger Tiere vermittelt als im Vorjahreszeitraum. "Trotzdem ziehen wir bisher insgesamt eine positive Bilanz", sagte Rost.

Dem Ende der Pandemie sieht die Tierheimchefin mit gemischten Gefühlen entgegen. Einerseits könnten dann zwar wieder viele Angebote für Besucher gestartet werden. Andererseits rechne sie auch damit, dass eine erhebliche Zahl der in der Corona-Zeit angeschafften Tiere wieder abgegeben wird. "Für viele Menschen sind Tiere Ersatz für Sozialkontakte." Wenn diese wieder in größerem Umfang erlaubt seien und auch viele Menschen nicht immer so viel im Homeoffice arbeiten müssten, sei es möglich, dass für die Tiere dann weniger Zeit sei.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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