Aufgebrachte Stimmung im Gerichtssaal Tödlicher Parkplatz-Streit: Sechs Jahre Haft

Ein Autofahrer hält in zweiter Reihe, blockiert einen freien Parkplatz. Es kommt zu einem Streit zwischen mehreren Männern. Schließlich zieht einer der Kontrahenten ein Messer.
Rund sieben Monate nach einem tödlichen Streit um eine Parklücke ist der Angeklagte zu sechs Jahren Haft verurteilt worden. Das Berliner Landgericht sprach den 30-Jährigen des Totschlags schuldig. Er hatte zugegeben, ein Messer gezogen und es einem 37-Jährigen in den Bauch gerammt zu haben. Angehörige und Freunde des Opfers reagierten bei der Urteilsbegründung aufgebracht – "das war Mord", riefen einige Zuhörer.
In dem "unglaublich banalen Streit" sei keiner der Beteiligten zu einer Deeskalation bereit gewesen, sagte der Vorsitzende Richter Thomas Groß. "Keiner will nachgeben, man hört nicht zu, man hat nur die eigenen Wünsche im Auge." Entscheidend für den Fall sei eine "tödliche Melange" aus Rücksichtslosigkeit und Desinteresse an dem, was andere wollten, sowie der "wachsenden Neigung vor allem junger Männer, ein Messer dabei zu haben". Mordmerkmale habe es nicht gegeben.
Das Opfer hatte "nicht den Hauch einer Chance"
Der 37-Jährige habe seinen neu erworbenen Gebrauchtwagen einem Freund zeigen wollen, hieß es weiter im Urteil. Weil er mit seinem Auto am 11. Juli 2024 in Berlin-Gesundbrunnen in zweiter Reihe vor einem freien Parkplatz gehalten und diesen dadurch blockiert habe, sei es zu einem Streit zwischen mehreren Männern gekommen, darunter der Bruder des Angeklagten. Dieser habe die Parklücke haben wollen. Der Angeklagte habe die Auseinandersetzung von seinem Auto aus wahrgenommen. Er und sein Vater als Beifahrer seien ausgestiegen und hätten sich eingemischt.
Die Situation sei lauter und handgreiflicher geworden, so der Richter weiter. Der Angeklagte sei mit einem Messer mit einer Klinge von 11,9 Zentimetern bewaffnet gewesen. Groß sagte, er habe große Zweifel an kleinen Messerverbotszonen in Berlin, wenn ein Messer mit einer solchen Klingenlänge außerhalb der Verbotszonen erlaubt sein solle. "Kein Mensch braucht so ein Messer." Ein solches Messer erhöhe die Bereitschaft, Gewalt eskalieren zu lassen. Für den 37-Jährigen aus Kamerun kam jede Hilfe zu spät – "er hatte nicht den Hauch einer Chance".
Angeklagter zahlte 15.000 Euro an Familie des Getöteten
Der 30-jährige Deutsche, der als Bauleiter in der Firma seines Bruders arbeitete, hatte gestanden und erklärt, er habe aus Angst um seinen Vater und aus Panik zugestochen. Die Verteidiger sagten, er habe in einer Überforderungssituation eine falsche Entscheidung mit "furchtbaren Folgen" getroffen. Die Tat passe nicht zur Persönlichkeit des Mannes, der keine Vorstrafen habe.
Die Mutter des Opfers, seine Schwester sowie sein vier Jahre alter Sohn sind im Verfahren als Nebenklägerinnen beteiligt – der Junge wird durch seine Mutter vertreten. Die Lebensgefährtin des 37-Jährigen sagte als Zeugin im Prozess, ihr Partner habe den Kleintransporter wegen der Kinder gekauft. "Vier Jahre lang hat er dafür gearbeitet", schilderte die Frau.
Die Staatsanwaltschaft hatte eine Haftstrafe von sechs Jahren und acht Monaten gefordert. Die Verteidiger plädierten auf eine Strafe von nicht mehr als fünfeinhalb Jahren. Juristisch wertete das Gericht wie Staatsanwaltschaft und Verteidigung die Tat des nicht vorbestraften Mannes, der an die Familie des Getöteten bereits 15.000 Euro gezahlt habe, als einen minderschweren Fall. Die Mutter des Getöteten brach nach dem Urteil weinend zusammen. Das Urteil ist bisher nicht rechtskräftig.
- Nachrichtenagentur dpa