"Ich sagte: 'Ich kann nicht atmen'" Künstler verklagt Land Berlin wegen mutmaßlicher Polizeigewalt
Ein Berliner Künstler solidarisiert sich mit einem Obdachlosen – und wird daraufhin mutmaßlich Opfer von Polizeigewalt. Jetzt klagt er auf Schmerzensgeld.
Der Berliner Künstler Zefanias M. hat das Land Berlin wegen eines Vorfalls mutmaßlicher Polizeigewalt verklagt. Wie die "Bild"-Zeitung und die "Berliner Zeitung" berichten, beginnt der Prozess am Donnerstag vor dem Berliner Landgericht.
Am 4. November 2019 soll Zefanias M. am U-Bahnhof Hermannstraße beobachtet haben, wie Sicherheitsmitarbeiter der BVG einen Obdachlosen aufforderten, den Bahnsteig zu verlassen. Dabei sollen sie den Mann beleidigt und bedroht haben. Zefanias M. soll die Sicherheitsleute darauf hingewiesen haben, dass ihr Vorgehen unverhältnismäßig sei, woraufhin die beiden Männer die Polizei zur Unterstützung hinzuriefen.
"Ich habe Angst, zu ersticken"
"Als die Beamten eintrafen, wollte ich von der Bank aufstehen und wurde gleich zurückgeschubst. Als ich erneut aufstand, wurde ich zu Boden gebracht", berichtet Zefanias M. in einem Interview mit der "Bild"-Zeitung. Dann habe ihm ein Polizist etwa eine Viertelstunde lang das Knie in den Nacken gedrückt. "Mir lief der Speichel in den Hals, ich sagte: ‘Ich kann nicht atmen. Ich habe Angst, zu ersticken'", erzählt der 31-Jährige.
Zefanias M. behauptet, der Druck habe zu schweren Verletzungen an seinem Hals geführt und er sei mehrmals ohnmächtig geworden. Er wurde später wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte angeklagt und zunächst zu einer Geldstrafe verurteilt, in der Berufung wurde das Verfahren jedoch eingestellt.
Initiativen melden Kundgebung an
"Das Land Berlin als oberster Dienstherr muss für das Fehlverhalten seiner Beamten in Regress genommen werden", sagte sein Anwalt Armin Grimm der "Bild"-Zeitung. Die Kniefixierung dürfe nicht wahllos gegen Menschen eingesetzt werden. Zefanias M. fordert vom Land Berlin 10.000 Euro Schmerzensgeld.
Mehrere Initiativen rufen am Donnerstagvormittag dazu auf, sich mit den Opfern rassistischer Polizeigewalt zu solidarisieren und sich gegen Kniefixierung auszusprechen. Nach Angaben der Initiative "Polizei im Nacken" findet die Kundgebung am Donnerstag um 10 Uhr vor dem Berliner Landgericht am Tegeler Weg statt.
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