Schwere Vorwürfe Prozess: Mutter soll Tochter für Vergewaltiger festgehalten haben
Einer 36-Jährigen werden mehrere schockierende Taten gegen ihre eigene Tochter vorgeworfen. Nun hat der Prozess begonnen.
Es sind erschreckende Vorwürfe, die die Berliner Staatsanwaltschaft einer 36-jährigen Mutter am Dienstag vor dem Berliner Landgericht gemacht hat: Laut den Anklägern soll die Frau in den Jahren 2015 und 2017 in drei Fällen Vergewaltigungen des Kindes durch unbekannte Männer ermöglicht haben.
Die Frau äußerte sich bei dem Verfahrensauftakt nicht. Ihre Tochter soll laut der Staatsanwaltschaft bei den ersten Übergriffen erst vier oder fünf Jahre alt gewesen sein. Zu dieser Zeit lebte die Angeklagte noch in Niedersachsen. In einem besonders schwerwiegenden Fall soll die Mutter ihre Tochter sogar festgehalten haben, während der Missbrauch stattfand.
Bei einem weiteren Vorfall im April 2017 soll die 36-Jährige in einer nicht näher benannten Ortschaft tatenlos zugesehen haben, wie ein Mann das Kind vergewaltigte. Ein Vertreter der Nebenklage hält es für möglich, dass die Übergriffe teils auch auf dem Campingplatz in Lügde (Nordrhein-Westfalen) stattgefunden hatten, der 2019 Schlagzeilen gemacht hatte.
Dort war jahrelang der massenhafte Kindesmissbrauch durch mehrere Männer organisiert worden sein. Die Tochter der Berliner Mutter hatte bei einer Vernehmung einen der verurteilten Männer als ihren Vergewaltiger wiedererkannt.
Mädchen vertraute sich seinem Vater an
Die Anklagepunkte gegen die Frau umfassen schweren sexuellen Missbrauch von Kindern und Vergewaltigung, teilweise durch Unterlassen. Darüber hinaus wird der Frau vorgeworfen, ihre Tochter selbst mit einem Sexspielzeug missbraucht zu haben.
Die Übergriffe waren bekannt geworden, nachdem sich das Mädchen ihrem Vater und ihrer Stiefmutter, bei denen sie seitdem lebt, anvertraut hatte. Das Kind habe demnach berichtet, es seien Dinge geschehen, "die ich nicht aussprechen kann".
Ein weiterer Anklagepunkt betrifft eine gefährliche Körperverletzung. Im März 2017 soll die Mutter in einem Berliner Schwimmbad ihre Tochter unter Wasser gedrückt haben, sodass das Mädchen keine Luft mehr bekam und anschließend im Krankenhaus behandelt werden musste. Der Anwalt der Nebenklage sagte, seine inzwischen 13-jährige Mandantin befinde sich derzeit in einer psychologischen Betreuung in Niedersachsen. Die behandelnde Psychologin sei überzeugt, "dass das Mädchen die Wahrheit sagt".
Der Anwalt wandte sich mit einem Appell an die Angeklagte: "Ihre Tochter will verstehen, was passiert ist. Wenn etwas dran ist an den Vorwürfen, dann die inständige Bitte: Stehen Sie dazu, übernehmen Sie Verantwortung." Einer der Verteidiger erklärte, die Beweisaufnahme sei abzuwarten, alle Prozessbeteiligten sollten "offen sein und frühe Festlegungen vermeiden". Für den Prozess sind zunächst sechs Verhandlungstage bis zum 29. August angesetzt.
- Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa