Überraschende Wende Hungerstreik entschärft: Aktivisten trinken wieder Saft
Sie verzichten teilweise seit mehr als 90 Tagen auf feste Nahrung: Der Hungerstreik in Berlin drohte zu eskalieren. Doch jetzt kommt es vorerst anders.
Zwei Klimaaktivisten in Berlin unterbrechen ihren "absoluten Hungerstreik" und nehmen für eine Woche wieder Säfte zu sich. Das gab die Kampagne "Hungern bis ihr ehrlich seid" am Donnerstag auf einer Pressekonferenz bekannt. Die Aktivisten Wolfgang Metzeler-Kick und Adrian Lack hatten sich zuvor mehrere Tage lediglich von Wasser, Salzen und Vitamintabletten ernährt. Gemüse- und Obstsäfte mit Kohlenhydraten, die die Aktivisten zu Beginn des Streiks noch zu sich nahmen, ließen sie weg.
Die Entschärfung des Hungerstreiks kommt überraschend. Eigentlich wollten die Aktivisten die Situation weiter eskalieren lassen. Nichtmal eine Stunde vor der Pressekonferenz schrieb die Kampagne auf dem Kurznachrichtendienst X: "Ab heute treten Wolfgang und Adrian in den trockenen Hungerstreik". Dabei hätten sie auch auf Wasser verzichtet. Doch dazu kommt es zunächst nicht.
Hungerstreikende: Scholz' Worte zum Klimawandel reichen nicht
Metzeler-Kick nimmt seit dem 7. März keine feste Nahrung mehr zu sich. Die vergangenen Tage im "absoluten Hungerstreik" sorgten dafür, dass er sich in akuter Lebensgefahr befindet, teilte die Kampagne selbst mit. Am Montag brach er bereits im Camp zusammen und musste im Krankenhaus behandelt werden. Mit ihm befinden sich neben Adrian Lack zwei weitere Personen, die in den Hungerstreik getreten sind, im Berliner Invalidenpark.
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Die Kampagne fordert Bundeskanzler Olaf Scholz dazu auf, eine Regierungserklärung abzugeben, in der er zugibt, dass der Fortbestand der Zivilisation durch die Klimakatastrophe "extrem gefährdet" sei. Scholz solle zugeben, dass bereits Hunderte Gigatonnen Kohlendioxid zu viel in der Atmosphäre und kein CO₂-Budget mehr übrig sei. Außerdem solle er sagen, dass es mit Blick auf diese Punkte ein Umsteuern brauche.
Kanzler soll Zeit eingeräumt werden
Tatsächlich forderte Scholz am Donnerstag im Bundestag ein energisches Vorgehen gegen den Klimawandel wegen der Hochwasserkatastrophe. "Wenn solche extremen Wetterereignisse häufiger passieren – dann ist das nicht mehr nur ein Unglück. Dann ist das ein Ergebnis des Klimawandels", sagte der Kanzler. Dieser sei "eine Herausforderung, die für diese Bundesregierung von Tag eins an höchste Priorität hatte und weiterhin hat".
Doch die Rede von Scholz reiche nicht, wie Metzeler-Kick auf der Pressekonferenz sagte. Daher entscheide man sich dazu, die Lage bei den Klimaaktivisten nicht eskalieren zu lassen. Man wolle dem Bundeskanzler eine Woche Zeit einräumen, um auf die Forderungen einzugehen. Zudem solle mit dieser Maßnahme der Eindruck abgewendet werden, die Kampagne würde Scholz erpressen. Die Hungerstreikenden boten dem Kanzler außerdem ein Gespräch an.
Nach Ablauf der Woche wolle man schauen, ob die Aktivisten wieder in den "absoluten" oder "trockenen Hungerstreik" zurückkehren, so die Kampagne auf X. "Dann werden auch weitere Menschen in den Hungerstreik eintreten".
- Pressekonferenz der Kampagne "Hungern bis ihr ehrlich seid" vom 6. Juni 2024
- x.com: Posts der Kampagne "Hungern bis ihr ehrlich seid"
- Artikel zum Hungerstreik in Berlin auf t-online
- Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa